Hohenmölsen Hohenmölsen: So sieht der Alltag von Regionalbereichsbeamten aus

Hohenmölsen - Uwe Pfeiffer ist in Hohenmölsen bekannt wie ein bunter Hund. Seit 30 Jahren geht er hier auf Streife, mal in grün und nun in blauer Uniform. Die Haare sind grau geworden, die Falten auf der Stirn tiefer. Die Augen sehen munter in die Runde. „Ich bin gern Polizist und ich bin gern in Hohenmölsen“, meint er als Antwort auf die Frage, ob es in Hohenmölsen für einen Polizeibeamten nicht schrecklich langweilig sei.
Der Polizeihauptmeister schaut fast verständnislos seinen Kompagnon Sven Thieme-Zeuschner an. „Langweilig? Auch wenn es in Hohenmölsen gegenüber größeren Kommunen aus polizeilicher Sicht doch eher beschaulich ist, haben wir hier jede Menge zu tun.“ Auf Achse mit den beiden Regionalbereichsbeamten zu sein, versprechen die Männer, ist abwechslungsreich, spannend und gelegentlich auch gefährlich.
Ausrüstung der Regionalbereichsbeamten
Zu ihrer eigenen Sicherheit tragen die Regionalbereichsbeamten nicht nur grobe feste schwarze Schuhe, sondern eine Dienstpistole, Pfefferspray, eine Handfessel, den Schlagstock, das Funkgerät und eine Taschenlampe. „Zum Glück musste ich in meiner langen Dienstzeit die Pistole noch nie einsetzen“, ist von Pfeiffer zu erfahren und Polizeiobermeister Thieme- Zeuschner nickt. Auch ihm blieb der Einsatz der Dienstwaffe bislang erspart. Zum Spray jedoch hätten sie schon greifen müssen.
Verkehrsunfälle, Einbrüche, Schlägereien, Drogendelikte, Geschwindigkeitskontrollen, aber auch präventive Arbeit in Schulen und Kindereinrichtungen sowie Bürgersprechstunden und Streifenfahrten durch die Einheitsgemeinde bestimmen den Alltag der beiden. Komme ein Notruf, ließen sich die Beamten vieles genau beschreiben. „Wir wollen schließlich nicht blind in eine Schlägerei von vielleicht zehn Leuten geraten“, sagt Pfeiffer.
Rohheitsdelikte nehmen zu
Zugenommen hätten gerade die Rohheitsdelikte. 2014 wurde die Polizei zu 63 Einsätzen im Hohenmölsener Revier gerufen. Im Vorjahr waren es 81. „Manchmal reicht es, dass wir die Streithähne trennen, manchmal müssen wir aber auch Verstärkung anfordern, wenn die Aggressionen uns gegenüber aus dem Ruder zu laufen scheinen“, schildert Thieme-Zeuschner.
Alltag für die beiden RBB, wie die Regionalbereichsbeamten im Fachdeutsch genannt werden, ist der Ruf zu Verkehrsunfällen. Einen wird Uwe Pfeiffer wohl bis zu seinem Ruhestand nicht vergessen. Drei Tote Jugendliche auf der ehemaligen B 176, meint der Polizist leise. Von einem Jungen kannte er die Eltern. Wie überbringt man da die Todesnachricht?
Auch Mord und Totschlag
Und wie ist einem zumute, wenn man einen Einsatz leiten muss, wo es um Mord und Totschlag geht? Pfeiffer denkt an den Fall, wo ein Mann seine Frau mit der Axt erschlagen hatte. Noch heute hat er die Bilder von diesem entsetzlichen Vorfall im Kopf. „In solchen Momenten musst du funktionieren. Emotionen bahnen sich erst später den Weg“, erklärt der Mann, dem dieser Fall seinerzeit ziemlich nahe ging.
Sven Thieme-Zeuschner lenkt den Blick auf einen anderen, nicht gerade unsensiblen Schwerpunkt ihrer Arbeit: die Geschwindigkeitskontrolle. „Wenn es um Überschreitungen geht, bin ich beinhart. Da lasse ich keine Ausreden gelten“, sagt der 44-Jährige. Habe jedoch ein Fahrzeugführer seine Papiere zufällig nicht dabei, dann gebe es schon mal ein strenges Gespräch. „Die laufen uns doch nicht weg. Wir kriegen im Ernstfall alle“, meint der junge Mann, der über den zweiten Bildungsweg Polizist geworden ist. Sport hatte er studiert, jedoch habe es in diesem Beruf keine Berufsentwicklung für ihn gegeben.
Polizist war nicht der Wunschberuf
Polizist sei nicht die Liebe auf den ersten Blick gewesen, gibt der dreifache Vater zu. Aber auf den zweiten, versichert er. Vor zwei Jahren habe er sich im Rahmen der Polizeireform für die Hohenmölsener Stelle interessiert und es bislang nicht bereut.
Von Montag bis Freitag sind Pfeiffer und Thieme-Zeuschner mit ihrem Dienstfahrzeug auf Achse. Vorbeigeschaut werde täglich an der Gemeinschaftsunterkunft. „In der Anfangsphase im vergangenen Frühjahr gab es seitens der Bevölkerung schon etwas Aufregung, auch wilde Gerüchte. Wir sind dem nachgegangen, doch gefunden haben wir keinen Anlass für eine Anzeige“, erinnert sich Thieme-Zeuschner. Insgesamt sind in Hohenmölsen die Straftaten zurückgegangen, resümiert der Pressesprecher vom Polizeirevier, Dirk Seyffarth.
Aufklärungsquote liegt bei 53,5 Prozent
2013 beschäftigten die Polizeistation von Hohenmölsen insgesamt 540 Fälle. 2014 waren es 513 und im Vorjahr 488. Die Aufklärungsquote liegt in der Stadt der drei Türme bei 53,5 Prozent - im Burgenlandkreis waren es im Vorjahr 57,6 Prozent der Fälle.
Viele gute Gründe für Uwe Pfeiffer und Sven Thieme-Zeuschner für ihren Beruf als Regionalbereichsbeamte, von denen es im Burgenlandkreis derzeit 24 gibt, zu werben.
Zu erreichen sind die RBB in der Großgrimmaer Straße 5, 06679 Hohenmölsen. Tel.: 034441/392331. Sprechzeiten jeden ersten Donnerstag im Monat von 10 bis 13 Uhr und jeden dritten Dienstag im Monat von 15 bis 18 Uhr. (mz)