Hilfsaktion Hilfsaktion: Schöne Bescherung: Kanuten erhalten neue Boote
ZEITZ/MZ. - Großer Bahnhof im kleinen Bootshaus. Pünktlich zum Weihnachtsfest besuchen Anja Freyer, Andreas Vincenz, Peter Schrecker und Marco Seiffert die Zeitzer Kanuten. Die vier Vertreter von Agenturen der Öffentlichen Versicherungen Sachsen-Anhalt (Ösa) sind nicht mit leeren Händen gekommen. Sie haben zusammengelegt und einen Scheck in Höhe von 1.000 Euro mitgebracht, den sie den Sportlern quasi unter den Weihnachtsbaum legen. Von diesem Geld wurde bereits ein neues Boot gekauft, denn auf der Rückfahrt von einem Wettkampf im Harz zerschellten bei einem Unfall auf der Autobahn drei der nagelneuen Wettkampfboote. Danach rief die Mitteldeutsche Zeitung zu einer Spendenaktion auf und zahlreiche Firmen und Politiker sagten spontan ihre Hilfe zu.
"Durch Zufall haben wir von dem Unglück gehört, uns mit dem Verein in Verbindung gesetzt und konnten jetzt helfen", sagt Ösa-Geschäftsstellenleiter Andreas Vincenz. "Kommunikation und miteinander reden ist das A und O, dann finden wir auch gemeinsam eine Lösung", fährt er fort. Die Gäste zeigen sich beeindruckt von der Leistungsfähigkeit des kleinen Vereines. Immerhin ist Kanu eher eine Randsportart. "Den Verein gibt es bereits mehr als 60 Jahre. Aus unseren Reihen sind erfolgreiche Sportler hervorgegangen, die an Weltmeisterschaften und Olympiaden teilgenommen haben", sagt Vereinsvorsitzender Klaus Trummer. Auch in diesem Jahr paddelte der Nachwuchs in der Erfolgsspur. So holte Lisa Fritzsche zwei Goldmedaillen bei der Europameisterschaft (sie stammt aus Zeitz, trainiert auf der Sportschule in Halle). Julia Neitz wurde Dritte bei der Junioren-Europameisterschaft und schaffte den Sprung in die Nationalmannschaft. Der zwölfjährige Lennard Tuchscherer wurde bereits zweimal deutscher Meister. Janine Blumenroth holte Silber bei den Ostdeutschen Meisterschaften, Tuchscherer und Neitz Gold. Doch ausgerechnet die Boote der Besten gingen beim Unfall kaputt.
Der Schaden betrug mehr als 5.000 Euro. "Nach dem Artikel in der MZ erreichte uns eine große Resonanz. Manche riefen uns an, andere überwiesen uns ohne große Worte einfach das Geld. Ich freue mich, heute verkünden zu können, dass für alle Boote Ersatz beschafft werden konnte", fährt Trummer fort. Die Sponsoren konnten die Neuanschaffungen in Augenschein nehmen. Stolze neun Kilogramm wiegt solch ein Sportboot der Wettkampfklasse. Es ist 3,60 Meter lang und 50 Zentimeter breit. Es besteht aus einem besonderen Kohlefasergewebe, einem Material, welches zunehmend auch im Auto- und Flugzeugbau verwendet wird und deshalb die Sportboote deutlich teurer werden ließ. Und während sich im Bootshaus die Gäste unterhalten, trainiert der Nachwuchs draußen auf dem Mühlgraben. Eine Winterpause gibt es nicht, lediglich ein paar freie Tage über Weihnachten.
"Ich bin von der Welle der Hilfsbereitschaft tief gerührt. In Zeiten, wo viele eigene Probleme haben, erwärmt es wirklich mein Herz, dass uns so eine Solidarität entgegenschlägt", sagt Enrico Neitz. Der 56-Jährige war der Unglücksfahrer auf der Autobahn, trainiert nicht nur junge Kanuten in Zeitz. Er ist auch Landestrainer an der Sportschule in Halle, die vier Zeitzer besuchen.