Handel in Naumburg Handel in Naumburg: Woolworth ja oder nein?

Naumburg - Immer wieder ist es schön zu hören, wie begeistert Touristen über die Naumburger Innenstadt sprechen. Doch wer genau hinschaut, sieht auch Leerstand, selbst in guten Lagen.
Klar, dass es dafür Gründe gibt. In manchen Fällen sind die Mietforderungen von Eigentümern zu hoch, und hier und da mangelt es sicherlich Händlern am richtigen Konzept. Doch der große Knackpunkt generell ist die gewachsene Konkurrenz. Schuhe, Jacken, Uhren - alles gibt es online preisgünstig für einen Klick. Und nicht nur dort: Auch bei Aldi, Edeka und Co. befinden sich Klamotten, Spielzeug und Elektroartikel nur ein, zwei Gänge neben Butter und Bananen.
Darüber, wie die Innenstadt gestärkt werden kann, wird allerorts gesprochen. Beliebte Stichworte: Parken, Öffnungszeiten, Shopping-begleitende Events. Eine ganz konkrete Entscheidung hat indes demnächst der Naumburger Gemeinderat in dieser Problematik zu treffen. Auf den Punkt gebracht lautet die Frage: Hätte ein neuer Woolworth-Einkaufsmarkt nahe des Bahnhofs einen negativen Effekt auf den Innenstadthandel?
Das wurde in dieser Woche intensiv in zwei Ausschüssen des Rates diskutiert. Denn für die Ansiedlung von Woolworth ist eine Änderung des Bebauungsplanes „Einkaufszentrum Bahnhofstraße“ notwendig. Bisher sind in der freien Verkaufsfläche, in der zuletzt ein Rewe-Markt ansässig war, die „Hauptsortimente Bekleidung, Haushaltswaren, Wohnraumausstattung, Spielwaren sowie weitere kleinteilige
Randsortimente“ nicht zulässig, wie es in der Vorlage der Stadtverwaltung heißt, die das Vorhaben von Woolworth unterstützt. Der geplante „Sonderpostenmarkt“ des Unternehmens soll aber auf 890 Quadratmetern Verkaufsfläche so gut wie alles bieten, was das Shopping-Herz begehrt. Jedenfalls scheinbar von denjenigen, die über ein knappes finanzielles Budget verfügen. Denn mehrere Räte des Technischen Ausschusses bezeichneten Woolworth als „Spittelmarkt“.
Ein Sonderpostenmarkt sei deshalb auch keine Konkurrenz zur Innenstadt meinte Matthias Friedrich (CDU): „Wer hochwertige Produkte will, kommt trotzdem in die Stadt“. Andreas Otto (SPD) war ähnlicher Meinung: „Wir haben schon zu viele Investoren vor den Kopf gestoßen. Wer in einen solchen Markt will, bleibt dann vielleicht hier und fährt nicht auf die grüne Wiese.“ Zudem hatten die Befürworter des Marktes eine Auswirkungsanalyse der GMA, Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung mbH, auf ihrer Seite, die feststellt, dass keine negativen Effekte für die „zentralen Versorgungsbereiche“ zu erwarten sind. Genau diese Analyse wurde aber von den Gegnern der Marktansiedlung in Frage gestellt. „Woolworth hat die Analyse beauftragt und bezahlt. Da ist es klar, welches Ergebnis rauskommt“, so Stephan Herzer, der zudem meinte, dass eine solche Ansiedlung, der womöglich ähnliche folgen würden, „der Innenstadt das Kreuz brechen“. Auch Hannelore Rossol vertrat diesen Standpunkt. Die inhaltlich fundierteste Kritik übte jedoch Anke Weiland (alle CDU-Fraktion), zugleich Vorsitzende des Innenstadtvereins. Zum einen verwies sie auf etliche inhaltliche Fehler der GMA-Analyse. Zum anderen beschrieb sie, dass Naumburg eine funktionierendere Innenstadt als Zeitz und Weißenfels hat, weil in den 90er Jahren unter Curt Becker Sortimentseinschränkungen in den Randbereichen vorgenommen wurden. Sie skizzierte, dass Naumburg nur eine bestimmte Kaufkraft habe, von der Woolworth einen weiteren Teil abgraben würde.
Nachdem Weilands Apell im Wirtschaftsausschuss, der sich mehrheitlich für die Sortimentserweiterung und damit die Woolworth-Ansiedlung aussprach, noch keine Früchte getragen hatte, stimmte der Technische Ausschuss gegen die Vorlage. Nun wird der Gemeinderat am 12. Juni das letzte Wort haben.