Fußball Fußball: TSV Eintracht Lützen trainiert wie die Profis

lützen/MZ - Als der TSV Eintracht Lützen Ende Juni sein Nachwuchs-Turnierwochenende veranstaltete, war alles perfekt organisiert. Ein halbes Dutzend Zelte mit Organisationsbüro, Kuchenbasar oder Tombola wurde aufgestellt. Die Spielpläne lagen farbig mit den Logos der teilnehmenden Mannschaften ausgedruckt parat und jedes Spielfeld war mit einem Nummernschild ausgewiesen. Der Betrachter bemerkte, dass der Eintracht der Nachwuchs sehr wichtig ist. „Deswegen haben wir auch Vereine mit großen Namen eingeladen. Die Kinder finden das toll, wenn sie mal gegen Lok Leipzig oder den FC Carl Zeiss Jena spielen können“, meint Karsten Ehret, Nachwuchsleiter beim TSV.
Gerade zum letztgenannten Verein aus der Stadt in Thüringen hat Lützen ein besonderes Verhältnis. Denn immer montags kommt die Fußballschule des FC Carl Zeiss in die Schwedenstadt und absolviert mit den Lützener Kindern ein regelrechtes Profitraining. „Das ist schon allerhöchste Qualität, so was könnten wir niemals allein auf die Beine stellen“, so Ehret weiter. Deshalb lässt sich der TSV Eintracht das auch etwas kosten. Genauer gesagt die Hälfte, denn die Kosten dafür sind so hoch, dass die Eltern die andere Hälfte neben den sonstigen Mitgliedsbeiträgen beisteuern. Was sie aber offensichtlich gern machen, „denn montags ist es bei uns auf dem Platz immer gerammelt voll. Die Kinder brennen regelrecht auf diese besonderen Übungseinheiten. Das ist schon eine besondere Handschrift“, so Pressesprecher Rainer Stark.
Selber könnte der Verein so etwas nie anbieten. Denn die TSV-Trainer hätten gar nicht die Zeit und die Ausbildung für so ein spezielles, aufwendiges Training. So wird in Lützen gewährleistet, dass die Kinder bei der Stange und dem Verein erhalten bleiben. Aber auch nicht immer, denn die zusätzliche Ausbildung ruft Interessenten aus größeren Vereinen wie RasenBall Leipzig oder auch Jena selber hervor, die die TSV-Kinder schon recht früh in ihre Vereine locken. „Das ist völlig in Ordnung, denn das macht uns ja auch ein bisschen stolz. Auch wenn es schon ziemlich viele Kinder in der Vergangenheit waren, die uns verlassen haben. Aber wenn sie es bei einem großen Verein schaffen - warum denn nicht?“ findet Ehret und denkt da in erster Linie an die Karriere der Spieler, als an die Heranführung des eigenen Nachwuchses an den Erwachsenenbereich.
Der Trainer der ersten Männermannschaft in der Kreisoberliga, Heiko Angeli, geht da vollkommen mit. „Wir wollen doch gut ausbilden und die Qualität der Profischule ist entsprechend. Die Jenaer Trainer haben teilweise die B-Lizenz und sind auf Kinder spezialisiert“, so Angeli, der sich dann doch ein wenig ärgert. Denn eines der hoffnungsvollsten Talente des TSV Eintracht, Torhüter Tobias Grün, hatte gerade aus der A-Jugend den Sprung in die Erste geschafft - und verlässt den Verein jetzt doch in Richtung Landesligist 1. FC Weißenfels. „Ja, das hat mich schon hart getroffen. Vor allem weil ich wirklich ein Torwartproblem habe. Jetzt muss ich wahrscheinlich, wenn nicht noch ein Wunder geschieht, mit Steve Richter einen Mann in den Kasten stellen, der in der vergangenen Saison 16 Tore in der Kreisoberliga geschossen hat“, empfindet Angeli das als doppelte Schwächung. Doch mit der Landesliga könne man in Lützen nun mal nicht dienen, so Angeli. Und dazu komme, dass mit Marc Barthmuß der Cousin von Grün beim Weißenfelser Club spielt.
Landesliga sei laut Ehret zumindest ein Ziel für die D- und die C-Junioren. „Wir bieten das Profitraining jetzt seit über fünf Jahren an. Das macht sich schon bemerkbar. Soll es aber auch, denn sonst kann ich es sein lassen und wir bieten nur Hobbyfußball an“, so der Nachwuchsleiter. Kleinere Erfolge wie die Hallenkreismeisterschaft der D-Jugend oder das Erreichen des Pokalfinales des E?II zeigen schon die Richtung für dieses Vorhaben auf. Dennoch ist Eintracht Lützen auch ein Freizeitverein. „Wir setzen nicht nur auf große Leistung. Wir legen neben der Ausbildung auch auf das Gesellige und den Spaß viel Wert und unternehmen sehr viel mit den Kindern“, so Stark, der von zahlreichen Turnieren spricht, die die Eintracht nicht nur in der näheren Umgebung, sondern auch in Sachsen und Thüringen spielt.
Der TSV Eintracht Lützen muss offenbar tatsächlich etwas bieten, „denn wir sind weit Weg von Weißenfels, das heißt Kinder gibt es hier nicht so viele“, sagt Ehret. So kommen die meisten kleinen Fußballer nicht aus der Schwedenstadt, sondern aus den umliegenden Dörfern. Und fühlen sich ganz offenbar wohl, bei Turnieren und Profitraining.