1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Burgenlandkreis
  6. >
  7. Friedhof in Laucha: Friedhof in Laucha: Zeitzeugnisse brauchen Hilfe

Friedhof in Laucha Friedhof in Laucha: Zeitzeugnisse brauchen Hilfe

Von Gudrun Schröder 07.10.2019, 07:32
Günter Röder, Vorsitzender des Kirchspiels Laucha, und Stellvertreterin Angelika Jebsen zeigen das Grufthäuschen mit den zwei Grabsteinen.
Günter Röder, Vorsitzender des Kirchspiels Laucha, und Stellvertreterin Angelika Jebsen zeigen das Grufthäuschen mit den zwei Grabsteinen. Schröder

Laucha - Alte Friedhöfe und ihre Grabsteine üben auf viele Menschen eine große Faszination aus. Darüber hinaus erzählen sie Geschichten der dort bestatteten Personen. Grabsteine gehören zu den historischen Zeitzeugnissen. Ein einzigartiges Kulturensemble ist auch der Friedhof in Laucha. Ruhe herrscht auf dem gepflegten Anwesen. Nur Vogelgezwitscher klingt aus den großen Bäumen. Der Vorsitzende des Kirchspiels Laucha, Günter Röder, und seine Stellvertreterin, Angelika Jebsen, kennen den Friedhof, der vor 412 Jahren vor der Stadtmauer an der heutigen Stelle angelegt wurde, sehr gut.

Immer wieder weisen sie während eines Rundgangs auf sorgfältig gestaltete Grabsteine hin, die in ihren Inschriften über besondere Schicksale und Lebensläufe der Verstorbenen berichten. Wohin man blickt, haben zahlreiche Lauchaer Persönlichkeiten ihre letzte Ruhe auf dem alten Friedhof gefunden. Kunstvolle Statuen, Büsten, Reliefs, Medaillons und eingravierte Gedichte erinnern daran, welch Prominenz hier zu Grabe getragen wurde.

Grabsteine mehr als 350 Jahre alt

Das interessanteste Objekt mit einer spannenden Lebensgeschichte ist sicherlich das kleine Grufthäuschen, das Friedhofsbesuchern sofort ins Auge fällt. In ihm befinden sich die über 350 Jahre alten Grabsteine von Martin Möbius und seiner ersten Frau Maria. Das Denkmal von Martin Möbius ist noch in der farbigen Originalfassung erhalten. Über das steinerne Geschichtsbuch wissen Günter Röder und Angelika Jebsen bestens Bescheid. Den Überbau über der Gruft seiner Eltern ließ der jüngste Sohn der sieben Kinder aus der ersten Ehe, Georg Möbius, im Jahr 1667 bauen. Zugleich richtete er für seine Vaterstadt eine Stiftung ein mit dem Legat, jährlich im April eine erhebliche Geldsumme für Kirchenbeamte, mittellose Schüler, Hebammen und Arme auszuzahlen. Dazu erhielt die Stadt die Verpflichtung, dass sie die Grabstätte „in gutem Zustand halte“. Das Geld dafür, so weiß Günter Röder, sei sogar noch während der gesamten DDR-Zeit geflossen.

Ältestes Bauwerk auf dem Friedhof

Im Laufe der Jahrhunderte hat allerdings der Zahn der Zeit an den geschichtsträchtigen Grabsteinen und dem „Görgen-Häuschen“, wie es im Volksmund genannt wird, genagt. Das älteste Bauwerk auf dem Friedhof benötigt dringend eine Generalüberholung. Seit Jahrzehnten ist die Kirchengemeinde alleiniger Träger des Friedhofes. Der Gemeindekirchenrat möchte einen weiteren Verfall verhindern und hat sich für eine Restaurierung des Memorials entschlossen.

Wie Röder informierte, habe es bereits die ersten Absprachen mit der Dombauhütte Naumburg und dem Denkmalschutz gegeben. Im Frühjahr soll es losgehen. Die Sanierung erweise sich jedoch aufwendiger als gedacht. Vor der Restaurierung sei der Abbau der Grabsteine notwendig. Nach der Erneuerung sollen diese dann auf einen Edelstahlsockel und von der Mauer des Überbaus einige Zentimeter entfernt aufgestellt werden, so dass eine Art Lüftung besteht.

Mit dieser Maßnahme jedoch entstehen Kosten von etwa 9000 Euro. Diesen Betrag könne die Kirchengemeinde ohne fremde Hilfe nicht aufbringen, erläuterten die Kirchenältesten. Sie bitten deshalb um Unterstützung zur Rettung dieses historischen Zeitzeugnisses, das für die Geschichte der Region wichtig ist.

Einstiger Bürgermeister der Stadt

Von 1579 bis 1667 lebte Martin Möbius in Laucha. Von 1621 bis 1665 war er ununterbrochen im Ratskollegium und dadurch anfangs alle drei, später alle zwei Jahre bis 1665 Bürgermeister der Stadt. Martin Möbius hat die Stadt Laucha über viele Jahrzehnte durch die schweren Zeiten des Dreißigjährigen Krieges geführt und geleitet. In diesen Jahren hat sich Möbius auf die verschiedensten Weisen für die Bürger und ihre Kinder eingesetzt. So für die Rückgabe von Eigentum für zurückgekehrte Bürger, die kriegsbedingt Laucha verlassen hatten, sowie für Stipendien, damit Lauchaer Kinder studieren konnten. Martin Möbius war nicht nur selbst ein bekannter Bürgermeister. Zu seinen renommiertesten Nachfahren zählen drei Söhne aus der ersten Ehe mit Maria, geb. Jehnisch: Tobias Möbius (Jurist), Gottfried Möbius (Mediziner) und Georg Möbius (Theologe und Domherr der Stifte Zeitz und Meißen).

Die 352 Jahre alten Grabsteine von Maria und Martin Möbius in Laucha sollen im kommenden Jahr restauriert werden.
Die 352 Jahre alten Grabsteine von Maria und Martin Möbius in Laucha sollen im kommenden Jahr restauriert werden.
Schröder