Elektroautos Elektroautos: Wenn die Batterie Feuer fängt

Teuchern - Als die Teucherner Feuerwehr im November 2018 wenige Minuten nach ihrer Alarmierung am Einsatzort eintrifft, da gleicht ein in Brand geratener Streetscooter der Deutschen Post bereits einem Wrack. Rückblickend ist Ortswehrleiter Marco Föhlisch froh, dass die Batterie des Elektrotransporters zu diesem Zeitpunkt schon komplett ausgebrannt war. „Wir hatten Glück“, sagt er.
460 der Fahrzeuge aus dem Verkehr gezogen
Denn wie tückisch solche brennenden Batterien sind, das zeigt ein Video aus Singen. Dort filmten Augenzeugen Explosionen, als ein baugleicher Streetscooter ausbrannte. Der Hersteller hat nach den beiden Vorfällen 460 der Fahrzeuge aus dem Verkehr gezogen. Fehlerhafte Verschweißungen in den Batterien sollen für die Defekte verantwortlich sein. Mit Ursachenforschung beschäftigt sich das Tochterunternehmen der Post. Die Feuerwehren fragen sich indes nicht nur in Teuchern, wie sie künftig brennende Elektroautos angesichts verschiedener Risiken löschen sollen.
Zwar sind diese die absolute Ausnahme auf den Straßen des Burgenlandkreises - ihr Anteil dürfte aber größer werden. Die Gefahr von brennenden Batterien werde zugleich unterschätzt, warnt Marco Föhlisch. Er gehört zu den wenigen Einsatzkräften, die einen solchen Brand einmal aus nächster Nähe miterlebt haben und wissen, welche Probleme damit verbunden sind.
95 Elektroautos im Landkreis
So kam es bei den Löscharbeiten in Teuchern beispielsweise zum Austritt einer ätzenden Flusssäure. Um diese nachträglich neutralisieren zu können, braucht es Calciumchlorid oder Magnesiumchlorid, erklärt der Ortswehrleiter. Dieses schnell in großen Mengen zu organisieren, das sei gar nicht so einfach gewesen. Denn die benötigte Menge richtet sich nach der belasteten Fläche und allein beim Vorfall in Teuchern waren mehr als 200 Kilogramm notwendig, um das Problem zu beheben.
Aus eigener Erfahrung dringen die Teucherner Kameraden nun darauf, dass der Stoff im Burgenlandkreis zentral vorgehalten wird, falls sich wieder mal ein ähnlicher Unfall ereignet. Denn für eine einzelne Wehr rechne es sich nicht, diesen vorzuhalten. Das macht allein die Zahl der gegenwärtig im Landkreis angemeldeten Elektroautos deutlich. Es sind gerade mal 95 Stück. Aber die Tendenz ist steigend. Denn noch vor vier Jahren gab es lediglich 32 solcher Fahrzeuge.
Gefahr: Batterie kann Feuer fangen
Auch wenn Elektroautos im Straßenbild rar sind, die Wehren bereiten sich auf mögliche Probleme vor. Die Teucherner Kameraden haben ihre Kollegen im Landkreis bereits über ihre Erfahrungen beim Einsatz im November 2018 informiert. Darüber hinaus gibt es für alle Feuerwehr-Einsatzleiter in Sachsen-Anhalt ein internes Faltblatt mit Handlungsanweisungen zu dem Thema, erklärt Kreisbrandmeister Silvio Suchy. Er wirbt wie viele andere dafür, dass die Kennzeichen verbindlich darauf hinweisen sollen, ob es sich bei einem Auto um ein Elektrofahrzeug handelt oder nicht.
„Das wäre für uns viel einfacher“, sagt er. Bisher sind solche Kennzeichen, die mit dem Buchstaben E enden, aber nicht verpflichtend, sondern freiwillig. Auch für Ersthelfer wäre ein solcher Hinweis auf den Antrieb wichtig, argumentiert Ortswehrleiter Marco Föhlisch. Denn wenngleich sich die Batterie eines Elektroautos bei einem Unfall eigentlich abschalten soll, bestehe das Risiko, dass trotzdem eine sehr hohe Spannung anliegt. „Damit rechnet die Bevölkerung nicht“, warnt er. (mz)