Drehorgelfest in Naumburg Drehorgelfest in Naumburg: Immer wieder die alte Leier

Naumburg - Manchmal ist alles anders. Von wegen, 10 Uhr hört’s auf zu regnen. Dicht gedrängt sitzen die Menschen im Festzelt auf dem Holzmarkt. Mittendrin eine Handvoll Drehorgeln, allesamt mit Plastik-Kapuze. Feuchte Luft ist Gift für die alten Leierkästen, da kann schon mal ’ne Pfeife versagen. Drehorgel-Mucki alias Joachim Bunk guckt immer wieder zum Himmel, es scheint aufzuhellen. Und siehe da, beinahe pünktlich zum geplanten Start des mittlerweile 16. Naumburger Drehorgelfestes hört’s auf zu schütten, das leichte Nieseln sollte auch gleich vorbei sein. „Leute kommt raus, sichert euch gute Plätze, nachher kriegt ihr ’nen Sonnenbrand!“, flötet Mucki in die Runde.
Und schon geht das Spektakel los. Aus sechs Bundesländern sind Drehorgelspieler nach Naumburg gekommen, manche schon immer dabei - wie Wolfgang Funke aus Heiligenkreuz, der das Kirschfestlied anstimmt. Andere das erste Mal wie Bernd Möhring, der wie Mucki es beschreibt, „von Holland über Dänemark auf der Durchreise nach Naumburg war, um extra hier mitzuspielen“. Und: „Was spielst du? ’Tanzende Finger’? Hoffentlich hat er nicht die Gicht.“ Mucki wäre nicht Mucki, würden nicht solche Sprüche kommen. Auch mit seinem Faible für Berliner Drehorgelei, solche, die ihren Ursprung in den Hinterhöfen zu Zilles Zeiten hat, macht er keinen Hehl. „’Kreuzberger Nächte sind lang’, wunderschön. Als würde man die Stalin-Allee langschlendern.“ So muss es wohl sein.
Aus Berlin konnte er beispielsweise Axel Stüber begleiten, der mit seiner Frau den Bergwelten-Song „Heidi, Heidi“ anstimmte. Der Hauptstädter werkelt nicht nur am Leierkasten, er baut und restauriert solche auch. „Seit 40 Jahren. Glückwunsch von Naumburg nach Berlin“, moderierte Mucki.
Spätestens nach „Hulda, mach das Strumpfband locker, der Orgelmann ist da“, hatte der gebürtige Leunaer mit Herz für Saale-Unstrut - sein Wochenendhäuschen steht schließlich bei Freyburg - die Lacher auf seiner Seite, war das anfangs miese Wetter schnell vergessen, wenngleich es dann doch nochmals tröpfelte. Jeder der Teilnehmer gab sein Ständchen, dann ging’s auf in die Stadt, um überall zu orgeln - dann bei schönstem Sommerwetter. Höhepunkt am Nachmittag: das gemeinsame Konzert in der Wenzelskirche.