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Christian Gottfried Ehrenberg Christian Gottfried Ehrenberg: Mit Kastanie ein Denkmal gesetzt

Von Klaus-Dieter Fichtner 11.03.2019, 14:21
Die Kastanie im Kreuzgang der Landesschule Pforta - vor 200 Jahren gepflanzt auf Initiative des Schülers Christian Gottfried Ehrenberg.
Die Kastanie im Kreuzgang der Landesschule Pforta - vor 200 Jahren gepflanzt auf Initiative des Schülers Christian Gottfried Ehrenberg. Fichtner

Schulpforte - Im Jahr 809 kam aus Delitzsch der Lateinschüler Ehrenberg nach Schulpforte. Von ihm ist bekannt, dass er sich besonders für die Tier- und Pflanzenwelt interessierte, allgemein für die Natur - das Fach Biologie wurde damals noch nicht unterrichtet. Er sammelte Fundstücke und bewahrte sie in einem Versteck auf - von seinen Mitschülern als unsinniges Verhalten angesehen.

Eines Tages bat er seinen Rektor Ilgen um ein pflanzliches Bestimmungsbuch, das er auch mit der Anmerkung erhielt, damit nicht seine Zeit zu vergeuden. Mit dieser Schrift zeigte er seinen Mitschülern eine unbekannte Pflanze aus dem benachbarten Wald und wusste, dass es sich um einen Frauenschuh handelte. Damit stieg sein Ansehen. Der Rektor billigte ihm zusätzliche Ausgehzeiten zu und gab ihm den Auftrag, sich um die Gestaltung des Kreuzganges zu kümmern. So wurde im Hof eine Kastanie gepflanzt, die heute 200 Jahre alt ist und immer noch in voller Pracht bewundert werden kann.

Sie diente nachfolgend für eine unsinnige Sitte. Vor den Prüfungen stellten die Schüler eine ausstaffierte lebensgroße Puppe auf, die wie eine Vogelscheuche bekleidet war - den „Examensmann“. Die Schülerschaft versammelte sich und beschimpfte diese Figur als Urheber der Prüfungen, schleppte sie dann unter Gejohle aus dem Haus und warf sie in den Ortsteich. Dort warteten schon Einwohner, die an die alten Arbeitssachen wollten und holten sie wieder aus dem Wasser heraus.

Ehrenberg nahm nach erfolgreichem Schulabschluss ein Theologiestudium in Leipzig auf, durfte mit Zustimmung der Eltern zur Medizin überwechseln und promovierte mit einer botanischen Dissertation. Dadurch erhielt er Zugang zu akademischen Einrichtungen, weil er 62 bisher unbekannte Pflanzenarten beschrieb. Ab 1820 durfte er als junger Wissenschaftler an einer Forschungsreise der Akademie nach Afrika teilnehmen, die durch Krankheiten in der Reisegruppe, Überfälle von einheimischen Stämmen, Meutereien und Intrigen untereinander keine erfreuliche Vergnügungsfahrt war. 17 Teilnehmer starben. Seine Forschungsaufgaben berührten Nordafrika im Nilgebiet und die Korallenriffe im Roten Meer. Schwer erkrankt kehrte er nach Deutschland zurück, befrachtet mit 145 Kisten erforschter Fundstücke.

Nach seiner Gesundung erhielt er eine Professur an der Akademie und konnte mit Alexander Humboldt Sibirien durchstreifen, bis zur chinesischen Grenze vorstoßen. Sein letzter Lebensabschnitt war von reger Vortragstätigkeit erfüllt. Hoch anerkannt, aber abgegrenzt von den Auffassungen Darwins und Haeckels, beendete er mit 81 Jahren ein reiches Arbeitsleben. Seine Heimatstadt Delitzsch ehrte ihn 1976 mit Festveranstaltungen, gab ihrem Gymnasium seinen Namen. Die Kastanie im Kreuzgang der Landesschule erinnert den Besucher an den rührigen Biologen