Blütengrund in Naumburg Blütengrund in Naumburg: Potenter Hotelier gesucht

Naumburg - Sie wollen sich beruflich verändern? Sich endlich den Traum vom eigenen Biergarten erfüllen? Dazu noch ein schickes Hotel führen? Und das alles in traumhaft grüner Lage an einem touristischen Hotspot? Dann auf zur GWG! Die Naumburger Wohnungsgesellschaft offeriert seit Kurzem ein Gebäudeensemble am Blütengrund, direkt an der Mündung von Saale und Unstrut.
Da sich seit Veröffentlichung des Angebotes noch keine langen Schlangen von interessierten Gastronomen bei der GWG gebildet haben, muss die Sache jedoch einen Haken haben. Und der liegt in diesem Fall weniger an der allgemein schwierigen Gastro-Lage rund um überall fehlendes Personal.
Das spezielle Problem der Gebäude auf dem Grundstück Blütengrund 2 ist nämlich: Sie befinden sich alle in „sanierungsbedürftigem Zustand“, wie es im Exposé heißt. Und das ist wohlwollend ausgedrückt, denn der Zustand des seit vielen Jahren leerstehenden Gasthofes samt Bettenhaus, der zu DDR-Zeiten als Betriebsferienobjekt diente, ist miserabel. Die GWG hatte es 2015 im Auftrag der Stadt erworben, um es zu sichern. Immerhin sei die Bausubstanz gut, wie es heißt. Das ist auch deshalb interessant, da die Gebäude Bestandsschutz haben. Ein Abriss plus Neubau wäre hingegen im dortigen Überschwemmungsgebiet rechtlich problematisch. So aber wird „angestrebt, dass der Pächter die Sanierung auf eigene Kosten vornimmt“.
Ein vermögender Investor muss also ran - als Pächter. Denn verkaufen will die GWG nicht. Geboten werden die Gaststätte mit einem 100 Quadratmeter großen Saal plus darüber liegenden Wohnräumen; das Bettenhaus mit einer Nutzfläche von 800 Quadratmetern auf zwei Etagen sowie Anbauten und Nebengelasse. Man suche einen „qualifizierten Pächter für den Hotel- und Gastronomiebetrieb“.
Und dieser soll nicht nur richtig viel Kohle zur Sanierung mitbringen. Denn die GWG formuliert weitere, sehr konkrete Anforderungen: „Es ist wünschenswert, dass der Pächter durch zusätzliche Aktivitäten zur Belebung des Standortes beiträgt.“ Das zukünftige Lokal soll „in der Zeit von Ostern bis zum 31. Oktober eines jeden Jahres an mindestens sechs Tagen der Woche, in der übrigen Zeit an mindestens fünf Tagen der Woche, täglich von 11 bis 17 Uhr geöffnet sein und Mittagstisch anbieten. Die Schließtage dürfen nicht auf die Wochenenden und Feiertage gelegt werden“, heißt es. Dafür werde ein „umsatzabhängiger Pachtzins mit festem Sockel“ fällig.
Touristisch gesehen, wäre es wünschenswert, wenn sich ein potenter Investor fände. Nachdem die Stadt den Pachtvertrag mit Fährmann Manfred Schmidt gekündigt und damit dessen Gastronomie plattgemacht hatte, hält sich das Angebot am Blütengrund arg in Grenzen. Zwar hatte es zuletzt zwischen Schmidt und dem Oberbürgermeister wieder Gespräche gegeben. Doch von positiven Entwicklungen war seitdem nichts zu hören.
Die Stadtverwaltung selbst hatte einst im Rahmen des „Masterplans Blütengrund“ mit der Errichtung eines touristischen Servicegebäudes geliebäugelt, sich in den vergangenen Jahren aber auf die Ertüchtigung der umliegenden Infrastruktur (Straßen, Parkplätze, nun eine Toilettenanlage) konzentriert. Und dennoch existiert bei vielen Bürgern der Eindruck: Hier wird massiv Potenzial verschenkt.