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Basketball Basketball: Überraschung aus Litauen

Von HOLGER ZIMMER 28.07.2011, 16:49

WEISSENFELS/MZ. - Der Mann, der in Heringsdorf aufgewachsen ist, hatte es in der Jugend mal auf dem Rennrad zum 3. Platz bei der Landesmeisterschaft Mecklenburgs gebracht. Auch dem Laufen und Geräteturnen frönte er. Als er mit 18 Jahren zum Sport- und Geografiestudium an die Berliner Humboldt-Universität ging, gehörte seine Liebe aber bald dem Basketball. Immerhin war Herbert Kulik, der sogar mal Kapitän der Nationalmannschaft war, sein Kommilitone und auch andere Mitstudenten waren in den Hallen der Hauptstadt aktiv. In die erste Mannschaft der Hochschulsportgemeinschaft schaffte es Müller zwar nicht, doch in der Berliner Liga lief er immerhin in der Zweiten auf und holte als Aufbauspieler mit großer Sprungkraft manchen Punkt. Schnelligkeit, Gewandtheit und Mannschaftsgeist beeindruckten ihn an der Sportart.

Vier Jahre später kam er mit seiner Frau Gisela, die aus der Region stammt, nach Weißenfels. Fortan belebte er die Sportstunden in der Goethe-Oberschule mit Basketball und konnte die Jungen, die nicht viel jünger waren als er, begeistern. Er selbst spielte mit vier anderen Lehrern in der Bezirksliga. Die Umstände in der Turnhalle mit ihrem harten Zementfußboden waren zwar miserabel und erst bei einem Arbeitseinsatz konnte man den Regeln entsprechende Spielbretter anbringen, doch schon nach einem Jahr sorgte das Jugendteam im DDR-Maßstab für Furore. Mit Manfred Kühn schaffte es einer sogar in den erweiterten Kader der Nationalmannschaft für die Olympischen Spiele in Rom. Und 1966 gab es mit Platz 4 bei der Jugend-DDR-Meisterschaft den größten Erfolg. Bei Turnieren rangierte man stets unter den ersten Sechs.

Die Herren-Vertretung des SSV war mit ihm als Spielertrainer 1962 sogar in die DDR-Liga aufgestiegen und konnte zunächst drei Jahre die Klasse halten. Erst sieben Jahre später gelang dann der Wiederaufstieg und 1979 sogar der Sprung in die Oberliga. Diese Zeit ist mit solchen Namen wie Andreas Rudolph, Wulfhart Schmidt, Rolf Melzer und Joachim Stumpf verbunden. Regie führte da längst Dirk Weniger, während Horst Müller Abteilungsleiter des Vereins war, als Hallensprecher fungierte und die organisatorischen Fäden zog. Bis in die 90er Jahre hinein trainierte er auch die A-Jugend.

Die Entwicklung in all den Jahren erfüllt den Jubilar mit Stolz. Einst habe man sich als Provinz-Team neben Berlinern, Leipzigern und Hallensern behauptet. Als Dritter der Oberliga 1991 gelang dann der Sprung in die bundesdeutsche Drittklassigkeit und 1999 sowie 2009 in die erste Bundesliga. Was ihm und anderen Fans nicht gefällt, sei aber die Tatsache, dass die Spieler ständig wechseln. Als Mitte der letzten Saison immer neue Leute auf dem Parkett standen, habe er sich die letzten Begegnungen vor dem Abstieg gar nicht mehr angeschaut. Und ginge es nach ihm, dann sollte man künftig nicht um den Aufstieg kämpfen, sondern die Zuschauer als Spitzenteam in der Pro A begeistern.

Und noch eines hebt Horst Müller hervor: "Einen solchen Zusammenhalt wie früher, den gibt es heute kaum noch." Jährlich treffe man sich im Freundeskreis, schaue sich auch die Spiele der Ehemaligen an. Der Anruf von Joachim Stumpf aus Litauen habe ihn deshalb besonders gefreut. Bezeichnet man Horst Müller als Vater des Weißenfelser Basketballs, verweist der nun 75-Jährige bescheiden auf die vielen Generationen nach ihm, die die Sportart in der Stadt zu dem gemacht haben, was sie heute ist.