Autohof an der A9 Autohof Autobahn A9: Erst Aushilfe jetzt Chef - Pächter mit ausergewöhnlichen Ideen

Kleinhelmsdorf - Die Lage ist ideal, Schilder auf der Autobahn A9 weisen auf den Autohof an der Abfahrt Droyßig hin und kaum ist man von der Straße herunter, landet man auch schon auf dem Areal. Dort gibt es rund 120 Lkw-Parkplätze und der Autohof mit der Bezeichnung „Heidegrund-Süd“ ist der älteste weit und breit. Die nächsten ihrer Art in Zorbau und Eisenberg sind erst nach 1996 dazu gekommen.
Das wissen die Fernfahrer natürlich auch. „Aber dennoch muss man sich Tag für Tag Gedanken machen, wie man seine Kunden behält, das ist nicht einfach“, sagt Tino Ruppert. Der 40-jährige Droyßiger, Vater von vier Kindern, ist seit drei Jahren Pächter des Autohofes und hat in dieser Zeit zahlreiche Veränderungen hereingebracht.
Autohof an der A9: Friseurin vor Ort, um den Lkw-Fahrern die Haare zu schneiden
Zusammen mit Stationsleiterin Anja Schulze ist er verantwortlich für den Erfolg. Gemeinsam haben sie teilweise ungewöhnliche Ideen und setzen diese auch um. So war zum Beispiel in der vergangenen Woche zum ersten Mal mit Nicole Pasold aus Droyßig eine Friseurin vor Ort, um den Lkw-Fahrern die Haare zu machen. Das soll in Zukunft jeden Mittwochabend passieren. „Wir haben auch Kontakt zu einem Anwalt für Verkehrsrecht, der hier regelmäßige Sprechstunden geben könnte. Vielleicht wird das nächstes Jahr schon was“, ist eine andere Idee von Ruppert.
Ein weiterer Service für die Fernfahrer ist der neue Container, von dessen Dach aus bequem Eisschollen und Schnee entfernt werden können. „Der wird mit Sicherheit stark angenommen werden, die Lkw-Fahrer sind begeistert“, freut sich der Droyßiger über die Neuerung. Und auch das Speiseangebot neben den Standards ändert sich wöchentlich. „Wir haben hier eine große Küche, warum sollten wir die nicht für zum Beispiel eine griechische oder chinesische Woche nutzen und mal was anderes anbieten?“, so Ruppert.
Autohof an der A9: Fernfahrer machen Hauptteil der Kunden aus
Dabei richtet sich aber längst nicht alles an die Fernfahrer von der Autobahn, auch wenn die natürlich den Hauptteil der Kunden ausmachen. Auch aus den umliegenden Dörfern Richtung Osterfeld, Droyßig oder Crossen kommen immer wieder Kunden zum Autohof. „Und nicht nur, um sich noch schnell ein paar Brötchen oder eine Zeitschrift zu holen. Das ist manchmal auch ein richtiger Treff hier“, weiß der 40-Jährige. Und Anja Schulze berichtet von einem Rentner, der fast täglich mit seinem Hund aus Weickelsdorf herüberkommt, sein Bierchen trinkt und wieder nach Hause geht.
„Mit der Zeit lernt man die Leute kennen. Und so wird man auch schon mal zum Seelsorger. Von manchen kenne ich die komplette Lebensgeschichte“, sagt Schulze. Seit drei Jahren also ist Tino Ruppert ihr neuer Chef. Dabei hat der Droyßiger eigentlich einen ganz anderen Weg eingeschlagen, hatte in Halle und Jena Politikwissenschaft und Soziologie studiert. Aber während dieser Zeit verdiente er sich in dem Autohof ein bisschen Geld dazu und hat dann den Kontakt nie abgebrochen. Nachdem der damalige Pächter in Rente gegangen war, musste Ruppert über eine Nachfolge auch gar nicht lange überlegen. „Ich habe das nie bereut, weil die Arbeit jeden Tag aufs Neue großen Spaß macht“, meint der 40-Jährige. (mz)