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Prozess gegen Ex-Mr. Germany Adrian Ursache Reichsbürger: Angeklagter bemüht "Hasi" in Halle als Zeugen seines Rechts

Von Steffen Könau 21.12.2018, 14:29
Adrian Ursache (links) mit seinem Anwalt Hartwig Meyer
Adrian Ursache (links) mit seinem Anwalt Hartwig Meyer Steffen Könau

Halle (Saale) - Mit einer Solovorstellung des Angeklagten hat sich der seit 14 Monaten laufende Mordprozess um den früheren Schönheitskönig und Solarunternehmer Adrian Ursache in die Weihnachtspause verabschiedet. Die Deutsche Bahn hatte die Vertreter der Anklage wegen eines Metalldiebstahls an der Strecke nicht rechtzeitig nach Halle befördert, so startete der Verhandlungstag mit Verspätung.

Ihn füllt dann einer der von Prozessbeobachtern so gefürchteten Monologe des 44-Jährigen aus Reuden im Burgenlandkreis, dem die Staatsanwaltschaft vorwirft, im August 2016 in Tötungsabsicht auf einen Beamten des SEK geschossen zu haben.

Adrian Ursache: Ein Staat Deutsch existiert gar nicht

Ursache hat eine Rüge vorzutragen, die sich einmal mehr gegen die Besetzung des Gerichts wendet. Das sei nicht sein gesetzlicher Richter, da das Landgericht seinen Geschäftsverteilungsplan kurzfristig geändert habe, um eine andere Kammer mit seinem Verfahren zu befassen. Er beantrage die Aussetzung des Prozesses, damit der Europäische Gerichtshof die Angelegenheit prüfen könne.

Wie immer bei Ursache, der von den Behörden zur Reichsbürgerszene gerechnet wird, geht es aber noch weiter und viel tiefer. So sei, heißt es heute im Manuskript, er sicher, dass sich bei der Prüfung herausstellen werde, „dass der sogenannte Staat unklar ist“. Er, Ursache, sei ja durch seine Einbürgerungsurkunde Deutscher. Ein Staat Deutsch aber, dem er laut seiner in den Gerichtspapieren so beschriebenen Staatsangehörigkeit angehören solle, existiere gar nicht.

Adrian Ursache liest aus einem dicken Stapel handbeschriebener Blätter vor

Adrian Ursache liest aus einem dicken Stapel handbeschriebener Blätter vor. Die Kammer, die drei Verteidiger Hartwig Meyer, Manuel Lüdke und Dirk Magerl und die beiden Staatsanwälte versuchen derweil, seinen Bandwurmsätzen zu folgen und die vielen „sogenannt“ zu überhören, wenn Ursache von sogenannten Staatsanwälten oder sogenannten Richtern spricht.

Als wolle er noch einmal beweisen, dass ihm die Sachaufklärung des Tatgeschehens vom Sommer 2016 weniger wichtig ist als die Wiederholung seiner selbstausgedachten staatsrechtlichen Theorien, spricht Ursache wieder von einem „rechtsfreien Raum, der seit 1990 auf dem Gebiet der DDR herrscht“, von „aktiv-aggressivem Verhalten“ des Gerichts gegen ihn und von deutschen Ostgebieten, die „auch heute noch unter polnischer und russischer Verwaltung sind“.

Adrian Ursache: Politiker sind die „wahren Reichsbürger“

Politiker seien die „wahren Reichsbürger“, sagt er. Ihm dagegen werde zu Unrecht eine Haftentlassung verweigert, obwohl schon allein seine Popularität als Patriot und ehemaliger Mr. Germany ihn doch daran hindere, zu flüchten. „Ich werde überall erkannt.“

Zudem sei er sicher, nur „rechtstreue Handlungen“ begangen zu haben, als er sich gegen den Polizeieinsatz zur Wehr gesetzt habe, den er für illegal halte. „Dass ich damit Recht habe, hat die Weigerung der Polizei gezeigt, bei der Räumung des besetzten Hauses Hasi hier in Halle zu helfen.“ Er werde deshalb weiterkämpfen. „Mein Lebensziel ist es, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.“ Dann vertagt sich das Gericht. Zum ersten Mal hat an einem Verhandlungstag niemand anderes gesprochen als der Angeklagte. (mz)