Reaktionen zum Prozess Adrian Ursache: Reaktionen zum Prozess - Schönheitskönig zu Hause ohne Freunde

Reuden/Profen/Draschwitz - Freunde hat Adrian Ursache dort, wo er zuletzt zu Hause war, offenbar nicht. Zumindest unter jenen Menschen in Profen, Reuden und Draschwitz, mit denen die MZ am Dienstagvormittag ins Gespräch kam, fand sich niemand, der mitleidige Worte für den 42-Jährigen übrig hatte.
Das Gegenteil war der Fall. Die einen hoffen, dass Ursache lange ins Gefängnis muss, andere wünschen, ihn nie wieder zu sehen, nächste drücken es so aus: „Es muss ein Exempel statuiert werden“, damit niemand auf die Idee käme, man könne hierzulande „herumballern“ wie man wolle.
Reichsbürger Adrian Ursache muss sich wegen versuchten Mordes verantworten
Adrian Ursache, der mit Frau und Kindern zuletzt in Reuden sein Zuhause hatte, muss sich seit Montag vor dem Landgericht in Halle verantworten.
Ihm wird versuchter Mord vorgeworfen. Als der Gerichtsvollzieher, unterstützt von zwei Hundertschaften der Polizei, im August vergangenen Jahres das zwangsversteigerte Haus der Familie Ursache zwangsräumen wollte, soll der ehemalige Mister Germany auf einen Polizisten das Feuer eröffnet haben.
Ursache soll der Reichsbürgerbewegung angehören. Er bestreitet das zwar, Einwohner aus Reuden, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen wollen, sehen ihn aber genau da. Sie sagen aber auch, dass der Sinneswandel Ursaches hin zu der Gruppe von Menschen, die die BRD und ihre Gesetze nicht anerkennen, sehr plötzlich gekommen sei. „Als hätte man ihm das Gehirn gewaschen“, sagt eine Frau, die sich gegenüber der MZ äußerte. Andere wehrten gleich ab.
Erscheinung von Adrian Ursache vor Gericht stößt bitter
Anderen stößt bitter auf, wie der Mann nun in den Medien zu sehen ist. „Unsereins geht tagein, tagaus arbeiten, wir sehen gestresst und überarbeitet aus“, sagt eine Frau. Und Ursache, der seit gut einem Jahr in Haft ist, komme im schicken Anzug in den Gerichtssaal spaziert und strahle, als komme er aus dem Urlaub.
Zwar ist vor einem Jahr, kurz nach den Schüssen in Reuden, das Thema Adrian Ursache in Reuden und in der Umgebung deutlich heftiger als nun diskutiert worden, aber auch jetzt, wo der Prozess gegen ihn begonnen hat, redet man über den Mann und den Fall - egal ob in der Familie, unter Freunden oder dort, wo sich Menschen nun mal im Alltag begegnen.
Interesse am Prozess gegen Adrian Ursache
Denn Interesse daran, wie die Verhandlung verläuft und am Ende das Urteil ausfällt, habe man schon. Das sagten alle Frauen und Männer, mit denen die MZ am Dienstag sprach. Und es sollen sogar Wetten abgeschlossen worden sein, wie lange Ursache ins Gefängnis muss. Es gibt aber offenbar auch Sorgen.
Nämlich die, dass der Mann schneller als gedacht wieder auf freien Fuß kommen könnte. Denn es gibt auch Angst vor Racheakten. Dabei denke man auch immer mal an die Leute, die das ehemalige Haus der Ursachses erworben haben. „Ich könnte da keine Nacht ruhig schlafen“, sagte eine Frau. Ein Kontakt zu der Familie ist trotz mehrfacher Versuche nicht zustande gekommen. Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt. (mz)