160 Kilometer durch die Rocky Mountains 160 Kilometer durch die Rocky Mountains: Extremlauf für die goldene Gürtelschnalle

Taucha - Ein kurzes Treffen mit der Familie während des Rennens war fest eingeplant. Bei Kilometer 60 und 100 hatte sich Jens Sperlich mit seinen Lieben verabredet. „Ich bin aber schneller gelaufen als ich dachte. Und als ich an die Stelle kam, war noch keiner da“, erzählt der Läufer aus Taucha von seinen Erlebnissen beim diesjährigen „Leadville 100“ Mitte August in den USA.
Einem Lauf, der es wahrlich in sich hat: 160 Kilometer lang ist er und 4.750 Höhenmeter quer durch die Rocky Mountains mussten die Teilnehmer zurücklegen. „Es war echt hart und eine neue Grenzerfahrung für mich“, sagt der 46-Jährige. Morgens um 4 Uhr sei der Lauf gestartet. Sperlich hatte einen Rucksack mit Verpflegung mit. Essen und Trinken gab es zudem an bestimmten Verpflegungsstationen. Die meiste Zeit lief Sperlich in der Gruppe, die letzten 60 Kilometer legte er allein zurück.
Nur ein Deutscher schafft die Strecke
Bei der Strecke handelte es sich um einen Wendekurs. Start und Ziel war in Leadville, der höchsten Stadt der USA. Vor allem die Höhe machte den insgesamt 829 Athleten zu schaffen. Denn die Luft sei bei über 3.000 Metern Höhe staubtrocken gewesen. „Das war echt heftig. Ich wollte einfach nur ankommen“, erzählt Sperlich.
Nur 370 Läufer schafften es ins Ziel. Darunter war Sperlich - als einziger Deutscher. Dafür brauchte er 24:29:14 Stunden. Das bedeutete Platz 66 in der Gesamtwertung. In seiner Altersklasse der 40 bis 50-Jährigen belegte Sperlich Platz 26 und erhielt für seine Leistung eine Gürtelschnalle. „Sowas kriegen nicht viele“, sagt Sperlich stolz.
Rennsteig und der „Lavaredo-Ultra-Trail“
Für ihn war das Rennen der Abschluss seiner Gipfelstürmer-Tour, die er sich zu Beginn des Jahres selbst zusammengestellt hatte. Ende April war der Athlet bei einem 112 Kilometer langen Lauf im Elbsandsteingebirge an den Start gegangen, es folgte ein Super-Marathon über 74 Kilometer am Rennsteig und der „Lavaredo-Ultra-Trail“ durch die italienischen Dolomiten. Den Abschluss bildete nun der Lauf durch die Rocky Mountains.
„Ich starte jedes Jahr unter einem anderen Motto. Über den Leadville-Lauf hatte ich in einem Buch gelesen“, erklärt Sperlich, der seit 2003 Hobby-Läufer ist. „Damals bin ich 30 Jahre alt geworden und wollte unbedingt mal einen Marathon laufen. Als ich das dann getan hatte, dachte ich mir, das kann es doch nicht gewesen sein“, sagt der Tauchaer.
Rund 5.000 Kilometer läuft er im Jahr
So wurden die Rennen länger und auch die Berge höher. Auch durch die Alpen wie das Mont-Blanc-Massiv in Frankreich und von Athen bis Sparta ist Sperlich gelaufen. „Ich habe jetzt so ziemlich alle großen Läufe abgegrast“, erzählt Sperlich, der für die LG Rudelsburg Bad Kösen startet. Rund 5.000 Kilometer läuft er im Jahr, kleinere Rennen in der Region nutzt er als Training für die großen Läufe.
Wobei: Kann man sich auf so ein Rennen wie in den Rocky Mountains überhaupt vorbereiten? „Der höchste Berg in Taucha ist 32 Meter hoch“, sagt Sperlich und lacht. Um sich an die Luftverhältnisse zu gewöhnen, habe er mit einer Atemmaske trainiert, um das schwere Atmen zu simulieren.
„Ich werde mir erst noch ein paar Gedanken machen“
Doch auch wenn der Lauf durch das US-amerikanische Hochgebirge eine echte Herausforderung für Jens Sperlich war, er hat nun etwas Blut geleckt. „Es gibt einige geile Läufe in den USA. Aber das ist auch alles mit viel Geld verbunden“, sagt Sperlich, der den diesjährigen Trip mit einer privaten Rundreise durch die USA verbunden hatte.
Demnächst werde es ihn wohl wieder in die Alpen ziehen. Konkrete Pläne habe er aber noch nicht: „Ich werde mir erst noch ein paar Gedanken machen“, sagt er. Man darf also gespannt sein, in welche Hochgebirge es Jens Sperlich im nächsten Jahr zieht. (mz)