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  7. Europameisterschaft: Favoritenrolle für Hockey-Herren - Neuaufbau bei den Damen

Europameisterschaft Favoritenrolle für Hockey-Herren - Neuaufbau bei den Damen

Wieder gibt es eine Heim-EM in Mönchengladbach für die deutschen Hockey-Teams. Die Herren zählen zu den Top-Teams, bei den Damen gibt es Fragezeichen.

Von Morten Ritter, dpa 07.08.2025, 12:26
Selin Oruz spielt ihre sechste EM.
Selin Oruz spielt ihre sechste EM. Federico Gambarini/dpa

Mönchengladbach - Die Titel-Sehnsucht bei den deutschen Hockey-Damen ist nach zwölf erfolglosen Jahren groß, doch bei der am Freitag beginnenden Europameisterschaft in Mönchengladbach gilt eher die DHB-Auswahl der Herren als heißer Kandidat auf den Sieg. „Natürlich möchte man bei der EM gerne eine Medaille gewinnen. Aber die Mannschaft ist eine ganz andere, wir haben eine neue Trainerin, einen neuen Staff. Da ist alles möglich, wir sind vielleicht unberechenbarer“, sagte Nationalspielerin Selin Oruz der Deutschen Presse-Agentur.

Die 28-Jährige steht vor ihrer sechsten EM-Teilnahme und ist mit 170 Länderspielen die erfahrenste Spielerin im Kader. Nach einigen Rücktritten und mit der neuen niederländischen Trainerin Janneke Schopman steckt die stark verjüngte Mannschaft in einem kompletten Umbruch. Oruz, die nach einem Knochenbruch an der Mittelhand operiert wurde und gerade noch fit geworden ist, soll dem Team eine wertvolle Stütze sein. 

„Da bin ich jetzt die Oma“

Schopman setzt auf die routinierte Mittelfeldspielerin vom Düsseldorfer HC. „Sie hat große Erfahrung und weiß, was zu tun ist“, sagte die Trainerin vor dem ersten Spiel am Samstag gegen Frankreich (18.00 Uhr/Magenta TV). „Da bin ich jetzt die Oma“, sagte Oruz.

Ihr geht es allerdings wie vielen ihrer ehemaligen Mitspielerinnen, die sich irgendwann für ihren Beruf entscheiden mussten. Die gebürtige Krefelderin arbeitet als Ärztin in einer Klinik. „Es ist auch nicht einfach, das im beruflichen Alltag mit Spätdiensten und Wochenendschichten zu koordinieren. Bei mir geht der ganze Jahresurlaub drauf, da kann ich nicht am Strand liegen“, sagte sie. 

Schließlich sei das auch eine finanzielle Frage. „Vom Verband gibt es keine Unterstützung, von der Sportförderung auch nicht mehr. Irgendwann wird sich das dann auch im Leistungsvergleich mit den anderen Nationen, die unter Profibedingungen arbeiten, zeigen“, sagte Oruz, die vor zwei Jahren bei der EM ebenfalls in Mönchengladbach die Bronzemedaille mit ihrem Team gewann. Den letzten EM-Titel holten die Hockey-Damen 2013. Weitere Gruppengegner sind diesmal noch Irland und Rekordsieger Niederlande.

Letztes Turnier für Mats Grambusch

Die deutschen Männer hingegen starten mit einem Dutzend Weltmeistern von 2023 und als Silbermedaillengewinner von Paris als eines der Top-Teams ins Turnier. „Die Mannschaft hat die Logik entwickelt, dass, wenn sie zu einem Turnier fährt, es nur ein Ziel geben kann: das Turnier zu gewinnen“, sagte Bundestrainer André Henning, der mit seiner Auswahl bei der EM vor zwei Jahren mit Rang vier ein enttäuschendes Ergebnis erzielte. Allerdings ist die Weltspitze bei den Herren sehr eng beieinander, das DHB-Team zählt natürlich dazu. 

„Aus den Mannschaften Spanien, Belgien, Niederlande, England und uns können auch alle diese Europameisterschaft gewinnen und das verspricht Spannung“, sagte Kapitän Mats Grambusch, der bei der EM 2023 mit seinem vergebenen Versuch im Shootout den Finaleinzug verpasste. Der gebürtige Mönchengladbacher, der mit seinem Bruder und Nationalspieler Tom Grambusch ein eigenes Unternehmen gegründet hat, wird seine Nationalmannschaftskarriere nach der EM auch aus beruflichen Gründen beenden. „Das ist beschlossen“, sagte der 32-Jährige.

WM-Ticket noch nicht gelöst

Zudem geht es für die Herren auch noch um die Qualifikation für die WM 2026 in den Niederlanden und Belgien. Die Damen-Auswahl hat das Ticket bereits in der Tasche. Die DHB-Herren, die am Freitag ebenfalls gegen Frankreich (19.30 Uhr/Magenta TV) starten und dann noch gegen England und Polen in der Vorrunde spielen, müssen bei der EM das beste der bislang noch nicht qualifizierten Teams werden.

Die WM-Teilnahme sicher haben bislang die Niederlande, Belgien und Spanien. Der Umweg zur WM würde ansonsten über ein zusätzliches Qualifikationsturnier führen. Bundestrainer Henning ist zuversichtlich. „Wenn wir unser Ziel erreichen, hat sich das erledigt.“