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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: In Gleina ist der Affe los

Von gerd stöckel 22.06.2012, 20:15

gleina/MZ. - Die Freude am Treiben des Tieres teilen allerdings nicht alle. Mancher der Patienten der Arztpraxis im Ort fürchtet um den Lack seines Autos, wenn Charly auf diesem herumturnt, Hundehalter ärgern sich, wenn der Kobold auf ihren geliebten Vierbeinern Reitübungen veranstaltet - wie es eben Husarenart ist. Und Charly soll sich auch schon - da hört der Spaß auf - zu Babys in den Kinderwagen gesetzt haben.

So rückten denn am Donnerstag Vertreter des Unstruttal-Ordnungsamtes in Gleina an und belehrten den Besitzer des Exoten, er habe dafür zu sorgen, dass Charly nicht frei durchs Dorf turnt. Ansonsten werde die Verwaltung eine amtliche Verfügung schicken. "Wir haben uns auf die Gefahrenabwehrverordnung berufen", erläutert Ordnungsamtschef Gerald Becker und schildert die Klagen von Gleinaern, die sich von dem freilaufenden Affen behelligt sehen.

Am Anfang fanden viele im Dorf den kleinen Gesellen ganz putzig. Jetzt aber hat sich die Situation offenbar geändert. "Wenn Kinder sich nicht mehr ins Freie trauen, weil sei Angst vor dem Tier haben, ist das nicht mehr lustig", so Becker. Charly ist mittlerweile zwei Jahre alt, so groß wie ein kräftiger Kater und kommt, da er ein männliches Tier ist, in die Flegeljahre. Amtstierärztin Andrea Krüger spricht von Dominanzverhalten, das - wenn das Tier in vier bis fünf Jahren erwachsen sein wird, noch ausgeprägter sein werde. Sie habe dem Besitzer deshalb auf die Möglichkeit aufmerksam gemacht, das Tier kastrieren zu lassen. Aus tierschutzrechtlicher Sicht hat die Amtstierärztin gegen die Haltung nichts einzuwenden. "Dem Affen geht es sehr gut", sagt sie. Er habe seine Freiheit und betrachte die Besitzer als seine Familie.

Auf dem Gleinaer Grundstück ist um Charly eine ganze Arche Noa versammelt: Pferde, Schweine, Hunde und Lamas. Die Gleinaer, die den Affen halten, waren am Freitag telefonisch nicht zu erreichen. Nach Auskunft von Ordnungsamtsleiter Becker haben sie die Mahnung der Verwaltung einsichtsvoll zur Kenntnis genommen. Damit freilich dürften sich neue Probleme auftun. Wird Charly künftig eingesperrt, ginge es ihm nicht mehr so gut. Dann ist zwar der Gefahrenabwehr Genüge getan, doch ein Leben als Single in einem Käfig oder anderem Gelass sei ihm nicht zuzumuten. Er müsste, wenn sich der Besitzer nicht dazu entschließen könne, ihn dorthin abgeben, wo eine artgerechte Haltung möglich ist, ganz in die Familie integriert werden oder aber, was Charly wohl auch freuen würde, einen Gefährten bekommen. Männchen oder Weibchen, das wäre egal, meint die Tierärztin. Wenn ihm aber ein Weibchen zugesellt wird, müsse Charly auf jeden Fall der Operation unterzogen werden, zu der sie geraten hat. Ob wir uns Charly dann noch als einen glücklichen Affen vorstellen dürfen, sei dahingestellt.