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Bundesfreiwilligendienst Bundesfreiwilligendienst: Auf der Gewinnerseite

Von MArko Jeschor 08.02.2012, 19:01

Halle (Saale)/MZ. - Weit mehr als 1 000 Menschen leisten derzeit in Vereinen oder kommunalen Einrichtungen in Sachsen-Anhalt den Bundesfreiwilligendienst. Die MZ stellt einige vor.

Günter Stolze aus Halle ist 60 Jahre alt. Seit 1. Januar transportiert er für die Uniklinik Halle Medikamente. Stolze hat zweieinhalb Jahre Altersteilzeit hinter sich. "Genug", wie er findet. Er wollte nicht länger auf der Couch sitzen, während seine Frau noch arbeitet. Deswegen hatte sich der Hallenser bereits im vergangenen Juli beim DRK gemeldet, das ihn an die Uniklinik vermittelte. Dass es nicht gleich klappte mit dem Dienst, lag an den lange Zeit unklaren gesetzlichen Regelungen. Seit Beginn des Jahres ist klar: Er darf sich mit den sechs Stunden am Tag etwas Geld dazu verdienen. Der 60-Jährige war früher als Zusteller bei einem großen Unternehmen in der Region beschäftigt.

Denise Schubert arbeitet seit zwei Wochen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie des Krankenhauses St. Barbara. Die 21-Jährige begleitet Kinder und Jugendliche, die verhaltensgestört sind, bei den Behandlungen. Zwischen den Therapien spielt sie mit den jungen Patienten. "Ich will mit Kindern arbeiten", sagt sie. Deswegen hatte sie zunächst ein Lehramtsstudium angefangen, dann aber gemerkt, dass es nicht das Richtige für sie ist. Den Bundesfreiwilligendienst nutzt die Hallenserin, "um zu schauen, was ich genau machen will". Nach ihrer Zeit im Krankenhaus will sie ein duales Studium im sozialen Bereich anfangen.

Christin Misch aus Halle muss sich noch bis August gedulden, ehe sie den Dienst antreten kann. Sie hat sich kürzlich dafür entschieden, etwas Neues zu beginnen. "Das kann ich am besten mit dem Bundesfreiwilligendienst", sagt sie. Die alleinerziehende Mutter einer siebenjährigen Tochter will unbedingt Erzieherin werden. Dass sie diesen Weg nicht gleich eingeschlagen hat, begründet die 28-Jährige mit ihren Leistungen in der Schule. "Ich bin dann Kellnerin geworden." Mit dem Dienst im Kindergarten, so hofft sie, schafft die Hallenserin die Voraussetzung, um später die dreijährige Ausbildung zur Erzieherin beginnen zu können. Derzeit arbeitet sie nachts bei einem Logistikunternehmen. "Der Freiwilligendienst ist meine letzte Chance", sagt sie.

Tim Hädicke aus Halle arbeitet derzeit beim Jugendrotkreuz. Der 22-Jährige organisiert den Kindersommer, eine integrative Veranstaltung, an der rund 60 Kinder mit und ohne Behinderung teilnehmen werden. Er will noch in diesem Jahr sein Informatik-Studium beginnen. Das war für ihn von Anfang an klar. Die Zeit beim Jugendrotkreuz in Halle verbucht er als persönlichen Gewinn: "Die Erfahrungen, die ich jetzt sammle, hätte ich so wohl nicht gemacht." Er könne sich mittlerweile sogar ganz gut vorstellen, auch später als Ehrenamtlicher solche Projekte zu unterstützen.

Nora Richter ist mit 16 Jahren eine der jüngsten Freiwilligen im Land. Die Hettstedterin arbeitet seit September in der Jugendbildungsstätte auf Schloss Mansfeld. Dort wird Nora Richter in der Küche und für den Zimmerservice eingesetzt. "Ich lerne unglaublich viel", sagt die 16-Jährige. Für sie war klar, dass sie nach der Schule ein soziales Jahr macht, um zu schauen, ob ihr der Wunschberuf des Kochs wirklich liegt. Außerdem, so Nora Richter, kann sie in dem Jahr daran arbeiten, die Scheu vor fremden Menschen abzulegen.

Paul Kieslich aus Dessau leistet den Dienst, weil er im vergangenen Jahr keinen Ausbildungsplatz zum Chemielaboranten bekommen hat. Da der 19-jährige Abiturient an Geschichte interessiert ist, hat er sich bei den Vereinigten Domstiftern in Naumburg beworben. Dort führt er nun seit Oktober regelmäßig Touristen durch die Kirchen. Zudem leitet er Projekte in Schulen, erstellt auch Flyer. "Die Arbeit zeigt mir, was ich für Möglichkeiten habe", sagt Paul Kieslich. In den Bundesfreiwilligendienst ist der junge Mann gerutscht, weil eine ähnliche Stelle im Jugendfreiwilligendienst bereits vergeben war.