Bremssystem: Bremssystem: Nachrüsten, aber wo und wie schnell?

HORDORF/MZ. - Eine dichte Zugfolge,unübersichtliche Streckenverhältnisse, häufigerNebel, ein Wechsel zwischen ein- und zweigleisigenAbschnitten - alles Kriterien, bei denen auchsolche Bahnstrecken, auf denen höchstens Tempo100 zugelassen ist, mit einem automatischenBremssystem ausgestattet werden sollten. Sagtzumindest das Netzwerk Privatbahnen und beruftsich dabei auf einen "in der gesamten Brancheunumstrittenen" Gesetzeskommentar, in demgenau diese Kriterien genannt sind.

Zug bremst automatisch

Für die Strecke von Magdeburg nach Halberstadt,auf der sich das Unglück von Hordorf mit zehnToten ereignet hat, würden gleich mehreredieser Kriterien zutreffen. "Aufgrund derFaktenlage hätte die Deutsche Bahn die Streckebereits vor Jahren und von sich aus nachrüstenmüssen", erklärte gestern Alexander Kirfel,Geschäftsführer des Netzwerkes, das aus 24Güterbahnen besteht. Bei der punktförmigenZugbeeinflussung (PZB) werden Züge, die Haltesignaleüberfahren, automatisch abgebremst.

Tätig werden können hätte allerdings nichtnur die Deutsche Bahn, sondern auch das Bundesverkehrsministerium.Laut Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung kanndas Ministerium auch für Strecken, auf denenweniger als Tempo 100 zugelassen ist, "eineAusrüstung mit Zugbeeinflussung vorschreiben".In dem konkreten Fall sei eine solche Anordnungjedoch "nicht erforderlich" gewesen, weildie Bahn die Strecke bereits nachrüste, sagteeine Ministeriums-Sprecherin der MZ. SolcheAnordnungen würden nur "in besonderen Fällen"ausgesprochen - etwa bei Strecken mit dichtemBerufsverkehr, Vorortverkehr und schwierigenBetriebsverhältnissen.

Das Netzwerk der Privatbahnen verlangt vomBundesverkehrsministerium jedoch spätestensjetzt konkrete Schritte. So sollte die Behördeauf allen Strecken mit planmäßigem Reisezugverkehr,auf denen sich Züge begegnen und mit mehrals 50 Stundenkilometern gefahren werden darf,eine punktförmige Zugbeeinflussung vorschreiben.Die Nachrüstung sollte innerhalb von zweiJahren beendet sein.

Minister bleibt vage

Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer(CSU) will so konkret nicht werden. Er fordertedie Deutsche Bahn zwar auf, die Nachrüstungder Strecken "unverzüglich voranzutreiben".Zeitliche Vorgaben, wie vom Netzwerk gefordert,machte er aber nicht. Die Deutsche Bahn erklärtederweil, wo in Mitteldeutschland weitere eingleisigeStrecken mit PZB nachgerüstet werden, werdenoch "analysiert".