1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Brandschutz: Brandschutz: Retter bedingt einsatzbereit

Brandschutz Brandschutz: Retter bedingt einsatzbereit

Von Gerd Stöckel 21.12.2011, 08:42

Freyburg. - Gut zu wissen für alle, die den Baum am Heiligabend mit echten Wachslichtern bestücken: Die Feuerwehr kann im Ernstfall innerhalb der vorgeschriebenen Hilfsfrist von zwölf Minuten da sein. Auch im Unstruttal. Es gibt Anlass, das besonders hervorzuheben. Von den 26 Ortsfeuerwehren in der Verbandsgemeinde Unstruttal sind nämlich nur fünf ständig einsatzbereit. Zu diesem Schluss kommt eine Studie, die das in Leipzig ansässige Ingenieurbüro Brandschutz Consult im Auftrag der Verbandsgemeinde erstellt hat.

Fünf können immer ausrücken

Als rund um die Uhr einsatzbereit gelten die Ortsfeuerwehren von Balgstädt, Freyburg, Goseck, Laucha und Wangen. Den Brandschutz sieht die Studie dennoch gewährleistet. Die schlagkräftigen Truppen des St. Florian nämlich sind im Territorium so verteilt, dass die Feuerwehr überall innerhalb von zwölf Minuten zur Stelle sein kann.

Als generell nicht einsatzbereit stuft die Studie die Ortsfeuerwehren von 14 Dörfern ein. Vor allem tagsüber werde dort die notwendige Einsatzstärke nicht erreicht. Zum Teil gibt es auch Ausbildungsdefizite. So fehlen vielerorts Gruppenführer und die geforderte Zahl von Feuerwehrleuten, die im Umgang mit Atemschutzgeräten geschult sind, wird häufig nicht erreicht. Die Studie zeigt zudem Defizite der technischen Ausstattung auf. Viele Fahrzeuge sind überaltert. Teilweise katastrophal ist die Ausstattung der Gerätehäuser. Einige verfügen nicht einmal über Waschgelegenheiten und Toiletten.

Eine Gemeindefeuerwehr

Die 26 Ortsfeuerwehren bilden seit Gründung der Verbandsgemeinde formal eine einzige Gemeindefeuerwehr. "Das ist durch das Gesetz geregelt", sagt Jana Grandi (CDU), die Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde. Praktisch aber besteht die bisherige Struktur fort. Wenn es brennt, rücken Ortsfeuerwehren aus. Das Fazit der Studie: Um sich im Ernstfall weiterhin auf die ehrenamtlichen Helfer und Retter stützen zu können, muss die Feuerwehrlandschaft im Unstruttal umgestaltet werden. Ortswehren sollen verschmolzen werden.

Jana Grandi bezeichnet das als die "zweifellos größte Herausforderung", vor der die Verbandsgemeinde steht. Die Studie fordert Konzeptionen zur Personalentwicklung.

In die Überlegungen zur Feuerwehrentwicklung sollen zudem bauliche Voraussetzungen einbezogen werden. In Wetzendorf etwa, wo das kreiseigene Hilfeleistungsfahrzeug stationiert ist, das für die künftige ICE-Strecke angeschafft wurde, entspricht das Gerätehaus nicht den Anforderungen. Die Fahrzeughallen sind zu klein, die sanitären Voraussetzungen teilweise nicht ausreichend. Sicherlich müsse hier investiert werden, räumt die Unstruttal-Bürgermeisterin ein. Das könne aber nur geschehen mit Blick auf eine gemeinsame Entwicklung in Karsdorf, Wetzendorf und Wennungen.

Aktuellen Handlungsbedarf sieht Grandi auch für Markröhlitz und Goseck. Während es in Goseck eine gut ausgebildete, einsatzbereite Truppe gibt, entspricht das dortige Gerätehaus nicht minimalsten Anforderungen. Es ist zu klein, hat nicht einmal Toiletten. Im Ortsteil Markröhlitz hingegen gebe es eine Gemeindehalle, die sich als Feuerwehrstandort anbiete. Einsatzbereite Feuerwehrleute wiederum gibt es in Markröhlitz nur wenige. Die Zusammenarbeit der beiden Ortswehren, später die Einbeziehung von Pödelist und Dobichau scheint Gebot der Vernunft.

Unmut in Ortswehren

Nachdem sich das Fazit der Studie in den Ortsfeuerwehren herumgesprochen hat, schlagen mancherorts die Wogen hoch. "Nach den Gemeinden wollen die nun die Feuerwehren zusammenschmeißen", schimpfen Feuerwehrleute. In Orten wie Kirchscheidungen, wo sich die Feuerwehr erst neu formiert hat und nun, nach der Eingemeindung als ein Stück bewahrter Eigenständigkeit geschätzt wird, ist der Unmut besonders groß. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Kirchscheidunger zum Feuerwehrdienst in Laucha anrückt", so Jörg Dietrich, der für die CDU im Rat der Verbandsgemeinde sitzt. Der Rat soll im nächsten Jahr über die Studie befinden.