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Amoklauf 2002 Amoklauf 2002: Viele weinten bei Gedenkfeier in Erfurt

26.04.2012, 08:25
Ehemalige Schüler und Angehörige der Opfer trauern um die 16 Opfer des Schulmassakers am Gutenberg-Gymnasiums in Erfurt vor zehn Jahren. (FOTO: DPA)
Ehemalige Schüler und Angehörige der Opfer trauern um die 16 Opfer des Schulmassakers am Gutenberg-Gymnasiums in Erfurt vor zehn Jahren. (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Erfurt/AFP. - Zum zehnten Jahrestag des Amoklaufs am Gutenberg-Gymnasium haben die Menschen in Erfurt am Donnerstag den Opfern gedacht. In der Stadt läuteten die Glocken der katholischen und evangelischen Kirchen, am Gutenberg-Gymnasium selbst hielten Schüler und ehemalige Schüler, Lehrer sowie Eltern eine bewegende Gedenkfeier ab.

Am 26. April 2002 war der 19-jährige Robert Steinhäuser in seine ehemalige Schule gegangen und hatte dort 16 Menschen getötet. Steinhäuser erschoss zwölf Lehrer, zwei Schüler, die Schulsekretärin und einen Polizisten. Anschließend tötete sich der Amokläufer selbst.

Zu der musikalisch mit klassischer Musik gestalteten Gedenkfeier versammelten sich vor der Schule mehrere hundert Menschen. Auf der Freitreppe vor dem Gebäude war aus Sonnenblumen das Logo des Gutenberg-Gymnasiums gelegt, Schüler trugen zudem Blumensträuße aus Sonnenblumen. An der Veranstaltung nahmen auch Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU), ihr Stellvertreter, Kultusminister Christoph Matschie (SPD), sowie Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD) teil. Schulleiterin Christiane Alt bezeichnete den Tag des Amoklaufs in einer Ansprache als „Tag des Entsetzens“, der sich in das kollektive Gedächtnis eingebrannt habe. „An diesem Tag wurde zu viel Zukunft zerstört“, sagte Alt.

Der damalige Elternsprecher Harald Dörig sagte, für alle Anwesenden sei es ein schwarzer Tag gewesen. Aber niemand habe resigniert. „Wir wollten ein Zeichen setzen, dass wir uns von dem Bösen nicht besiegen lassen.“ Heute herrsche auch wieder Freude an der Schule. Der Vater von zwei ehemaligen Schülern, die den Amoklauf unverletzt überlebten, kritisierte zudem, dass noch immer zu viele Waffen im privaten Besitz seien und die Politik dagegen nichts unternommen habe.

Am Ende der Gedenkfeier, bei der viele Menschen weinten, wurden die Namen der 16 von Steinhäuser Getöteten zusammen mit kurzen Charakterisierungen verlesen. Vor der Gedenktafel für die Opfer legten die Teilnehmer Blumen nieder, außerdem ließen Schüler weiße Luftballons aufsteigen.

Der Amoklauf hatte großes Entsetzen ausgelöst und an dem Gymnasium noch lange Nachwirkungen. Viele Schüler und Lehrer waren danach traumatisiert und mussten behandelt werden. Schulleiterin Christiane Alt hatte sich im Vorfeld des Gedenktages eine stärkere Unterstützung - aber nicht nur an ihrer Schule - durch Schulpsychologen und Schulsozialarbeiter erwünscht.

Die Worte «Wir gedenken» sind am Gutenberg-Gymnasium in Erfurt angebracht. (ARCHIVFOTO: DPA)
Die Worte «Wir gedenken» sind am Gutenberg-Gymnasium in Erfurt angebracht. (ARCHIVFOTO: DPA)
dpa-Zentralbild