Ägypten lässt einen Helfer frei Ägypten lässt einen Helfer frei: Dominique Görlitz freut sich über Haftentlassung seines Kollegen

Die Nachricht kam überraschend. So überraschend sogar, dass der Chemnitzer Archäologe Dominique Görlitz sie anfangs nicht glauben wollte. Doch dann war klar: Der Ägypter Fergany Al Komaty, der Görlitz bei seiner letzten Expedition in die Cheops-Pyramide als Tour-Operator geholfen hatte, ist aus dem Gefängnis entlassen worden. Für Görlitz, bekannt geworden vor allem mit seinen Schilfboot-Experimenten unter dem Namen Abora, ein Glücksfall. Schließlich saß Al Komaty zusammen mit fünf weiteren Ägyptern seit zwei Jahren im Zuchthaus, weil der einheimischen Mannschaft vorgeworfen worden war, Görlitz und dessen Forscherkollegen Stefan Erdmann dabei geholfen zu haben, ohne entsprechende Genehmigung Farbproben von der Wandbemalung im Inneren der Pyramide zu entnehmen.
Görlitz und Erdmann hatten das stets bestritten, ebenso wiesen sie nach, dass eine ihnen zur Last gelegte Beschädigung der sogenannten Hieroglyphenkartusche - einer Art altägyptischem Graffiti - bereits vor ihrer Begehung der Pyramide vorhanden war. Die beiden Deutschen legten dafür sogar Beweise vor - doch der damalige ägyptische Minister für Altertümer Zahi Hawass nutzte die Gelegenheit, einen weltweiten Skandal loszutreten. Görlitz, Erdmann und die sie begleitenden Mitarbeiter der Altertumsverwaltung seien Teil einer „Verschwörung“, die habe beweisen wollen, „dass die Pyramiden ein jüdisches und kein ägyptisches Produkt“ seien, behauptete er. Im Herbst 2014 wurden Erdmann und Görlitz in Kairo in Abwesenheit zu fünf Jahren Haft verurteilt.
Ein Vorgang, der den 49-Jährigen aus Gotha weniger betroffen machte als der Umstand, dass die an seinen Forschungen beteiligten Ägypter, deren Urteil ebenfalls auf fünf Jahre lautete, tatsächlich im Gefängnis sitzen müssen. Doch den beiden Experimentalforschern, die in Ägypten Beweise dafür gesucht hatten, dass die Pharaonenkultur bereits Eisen als Werkstoff verwendet hat, konnten von Deutschland aus kaum helfen. Görlitz, Chef des Chemnitzer Vereins für Experimentelle Archäologie und Forschung, sammelte Geld, um die Familien der Helfer zu unterstützen und er betonte in Interviews immer wieder, dass keiner der Ägypter etwas anderes getan habe, als ihm und Stefan Erdmann im Rahmen dessen zu helfen, was offizielle Genehmigungen ihnen gestattet hätten. Zudem versuchte er, die ägyptischen Behörden milde zu stimmen, indem die entnommenen Proben an den ägyptischen Botschafter in Berlin zurückgegeben wurden.
Gnade aber gab es nicht, zumindest bis jetzt. Erst ein Antrag von Al Komatys Anwälten, die eine nach ägyptischem Recht mögliche Freilassung nach 18 Monaten verbüßter Strafe forderten, brachte die Freiheit für den langjährigen Freund von Stefan Erdmann, wie Görlitz von Osama Karar erfuhr. Der hatte die beiden Deutschen einst selbst angezeigt und inzwischen Koordinator der Altertumsverwaltung inin Ägypten. Auch die anderen Verurteilten hoffen jetzt auf eine Entlassung nach der 18-Monats-Regel. (mz)