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60 Jahre Trabi 60 Jahre Trabi - Die schönsten Bilder und Geschichter der MZ-Leser

03.11.2017, 13:44
Udo Wachsmann aus Sandersdorf-Brehna OT Zscherndorf ist sehr stolz auf seinen Oldtimer-Trabant.
Udo Wachsmann aus Sandersdorf-Brehna OT Zscherndorf ist sehr stolz auf seinen Oldtimer-Trabant. privat

Halle (Saale) - Mit einer Nullserie von lediglich 50 Stück startete am 7. November 1957 die Geschichte einer Legende: Der erste Trabant (P 50) lief in Zwickau vom Band. Das Datum war mit Bedacht gewählt, handelte es sich doch um den 40. Jahrestag der sowjetischen Oktoberrevolution.

Mit nur 18 PS war die erste „Rennpappe“ für die damalige Zeit zwar durchaus akzeptabel motorisiert. Aber die Ausstattung war äußerst spartanisch – was sich in den folgenden Jahrzehnten kaum änderte.

Trabant feiert 60. Geburtstag:  MZ-Leser zeigen die schönsten Fotos ihrer Rennpappe

Während die einen mit dem Trabant vor allem jahrelange Wartezeiten verbinden, sind für die anderen Erinnerungen an waghalsige Urlaubsfahrten an den Balaton mit dem „Duroplast-Bomber“ verbunden.

Und wieder andere werden sich vor allem an die unzähligen Trabi-Witze erinnern: „Was ist ein Trabi auf einem Berg? Ein Wunder!“

Um den 60. Geburtstag der „Rennpappe“ gebührend feiern zu können, suchten wir die schönsten Fotos und Geschichten der MZ-Leser rund um den Trabant. Hier das Ergebnis:

Allen Lesern, die sich an unserer Trabi-Aktion beteiligt haben, ein großes Dankeschön! Weitere tolle Bilder und Geschichten finden Sie in der Druckausgabe der MZ vom Wochenende oder im E-Paper, das Sie her kaufen können.

Die schönsten Trabi-Geschichten der MZ-Leser: Udo Wachsmann und sein geliebter Kugelporsche

Ich bin seit dem Kindesalter 2-Takt Freund und Liebhaber unserer Ostprodukte, wie viele andere auch. (...) Dabei hatte ich vom ersten Tag an großes Interesse am „Kugelporsche“ . Dieses Design, die Aufmachung, der Klang, die Geschichten meiner Eltern über Ihren ersten „Trabi“ ließen mich dahinschmelzen...

Ich konnte einfach nicht mehr widerstehen. Mühsam suchte ich alles Geld, was ich hatte, zusammen um einen Überblick zu bekommen, was ich ausgeben kann um meine Leidenschaft weiter aufleben zu lassen. Ich fing an intensiv zu recherchieren, wo und was ein „Kugelporsche“ kostet. Es musste unbedingt ein 500er Trabi sein, bloß keinen 601er.

Wochen und Monate vergingen, viele Besichtigungen und Enttäuschungen musste ich aushalten, doch dann kam der Tag der Tage. Durch Zufall über einen Freund habe ich meine „Liebe“ gefunden. Er kaufte sich den Kugelporsche den ich jetzt besitze. Iich habe viele Wochen und Monate mit ihm diskutiert und verhandelt, da ich von vornherein in dieses Auto verliebt war.

Ich genieße jede Minute Ausfahrt mit diesem schönen Trabant. Auch viele kleine Details haben sich am Trabi geändert um die Originalität bei zu behalten. Meine liebste Mama war so nett und hat mir sogar in der Farbe meines Schatzes einen Klohut gestrickt mit echter originaler DDR Klopapierrolle (wo auch immer diese noch gefunden wurde) der nun auf der Hutablage Platz gefunden hat.

Mit dem Trabant durch Ungarn - Ruth Klose aus Aken erinnert sich:

Im Jahre 1986 wollten wir – mein Mann, unsere Töchter, 10 und 14 Jahre und ich - mit unserem Trabi nach Ungarn fahren. Der Trabi war für 3 Wochen voll gepackt.

Als wir durch Prag fuhren gab es im Auto ein fürchterliches Aufheulen, so dass mein Mann gleich in die nächste Nebenstraße fuhr. Nach kurzer Diagnose stelle sich heraus, dass die Feder am Gaspedal gebrochen war.

Viele Trabi-Fahrer haben ein solches Ersatzteil parat, wir aber nicht. Jetzt war guter Rat teuer. Mit unseren Töchtern lief ich die Nebenstraße entlang, in der Hoffnung jemanden zu treffen, der auch noch deutsch versteht.

Trabi-Panne in Prag: Wo gibt es ein Ersatzteil?

In einiger Entfernung sahen wir einen Krankenwagen, deren Sanitäter gerade eine alte Dame auf einer Trage transportieren wollten. Sie war bestimmt sehr krank, denn sie regte sich nicht und hatte die Augen geschlossen. Ich sprach die jungen Männer an, ob sie deutsch verstehen. Sie verneinten.Da hob die alte Dame den Finger und sagte ganz leise, „ ich spreche deutsch, aber ich muss jetzt ins Spital“.

Schnell schilderte ich ihr unsere misslich Lage und bat sie, die jungen Männer zu befragen. Sie übersetzte unsere Dialoge und inzwischen stützte sie schon die Arme auf. Nach einiger Zeit unseres lebhaften Gesprächs saß sie kerzengerade auf der Trage und freute sich sichtlich, mir zu helfen.

Ich bedankte mich bei ihr und wünschte ihr für das Spital alles Gute. Sie bedankte sich wiederum bei mir und freute sich, dass sie mal wieder deutsch sprechen konnte.

Das Fazit des Gesprächs war, dass sich auf der anderen Seite der Hauptstraße das Postgebäude befand und die Dienstautos der Post allesamt Trabis waren.

Mein Mann fragte sich bei der Post zu deren Werkstatt durch und bekam die passende Gaspedal-Feder. Nach dem Einbau konnte unsere Fahrt mit unserem blau/weißen Trabi nach Ungarn ohne weitere Zwischenfälle weitergehen.

Werner Kühn aus Kabelsketal und das rechte Hinterrad

Im Jahre 1986 fuhren meine Frau und ich mit unserem Trabant von Großkugel nach Berlin. Auf dem südlichen Berliner Ring ,nach der Ortschaft Ludwigsfelde, spürte ich einen Ruck im Auto. Auf einmal war mein rechtes Hinterrad vor mir und "marschierte" auf einen Parkplatz ( den gibt es heute nicht mehr) zu. Das Rad lief direkt auf ein Ehepaar zu, dass vor ihrem Auto stand. Da auf diesem Parkplatz Kopfsteinpflaster war, setzte das Rad auf und sprang über die zwei Personen sowie das Auto darüber. Es kam ca. 400 Meter auf einem Feld zu stehen. Nicht auszudenken, was hätte passieren können.

Mir selbst gelang, die Geschwindigkeit zu verringern und das Auto ohne Schrammen in den Straßengraben zu setzen. Das Geschehen wurde von 4 Armeeangehörigen beobachtet. Sie halfen uns, den Trabant wieder fahrtüchtig zu machen und wir konnten unsere Fahrt nach Berlin fortsetzen. Zur Erläuterung: an dieser Stelle der Autobahn gab es keine Telefonsäulen, Handy gab es auch noch nicht, so dass wir keinen Reparaturdienst anrufen konnten.

Wolf-Rüdiger Valland und die Angst vom Trabi-Kollaps

Meine Geschichte ging damit los, dass ich im April 1992 zur Weiterbildung nach Kassel musste. Dort in die Kaserne Nachschubbataillon 2. Von Halle über die B80 und die A7. Es war ein sonniger Tag, die Fahrt lief ganz gut. Dann rauf auf die A7. Endlich auf die A7. Ich holte alles aus meinem Willi raus. Doch es war nicht genug. Hinter mir wurde es oft grell. Ein 40-Tonner schob mich liebevoll die Kassler Berge hoch. Danach fuhr ich nur noch Standstreifen. Abwärts kam ich mit Willi immer über unser Limit. Wobei man Angst haben musste, dass der Motor kollabiert. Aber geschafft. Tolle 26 PS und die Kopftdichtung konnte man selber wechseln. 

Gudrun Engel und ihr Sohn gehen mit dem Trabi auf Europareise

Mein Sohn Thomas hat schon viele Länder bereist, einige mit dem Trabi. So fuhr er in die großen europäischen Hauptstädte wie Paris, Luxemburg, London und Brüssel, wobei wir die beiden letztgenannten gemeinsam besucht haben.

Von Brüssel aus, wo Thomas im September 1998 ein Praktikum absolviert hat, sind wir nach London aufgebrochen. Bereits auf der Fähre von Calais nach Dover durchfuhr mich ein Schrecken. An der Stelle, wo der Trabi gestanden hat, war ein Ölfleck. Ich machte Thomas darauf aufmerksam, aber dieser sagte nur: „Das ist bestimmt nicht vom Trabi, denn er ist gebaut, um zu fahren.“ Es stellte sich heraus, dass es auch so war.

Ein Foto zeigt Thomas mit seinem Trabi auf der Westminster-Bridge. Sie war an dem Tag für den Verkehr gesperrt, aber irgendwie hat es Thomas geschafft, für ein Foto dort hin zu fahren.

Zurück in Brüssel gab es noch einen Zwischenfall. In Belgien selbst sorgten wir öfter vor Verwunderung, da viele Bürger noch keinen Trabi kannten. Eines Tages schaute ich aus dem Fenster, da sah ich einen Transporter, der einen Trabi aufgeladen hatte. Mit weit aufgerissenen Augen konnte ich nur schnell verkünden: „Da fährt unser Trabi.“ Wegen Bauarbeiten wurde am Tag zuvor ein Halteverbotsschild aufgestellt, was wir nicht gesehen hatten. Wir erhielten den Trabi vor Ort zurück und mussten nur einen Teil der Abschleppkosten bezahlen.

Go Trabi, Go

Die spannende Vorwendezeit haben wir sehr aufmerksam verfolgt. Dann war es endlich soweit und wir hatten den großen Wunsch zu Reisen. Durch die Wende taten sich nun andere Möglichkeiten für Reiseziele auf.  "Nur RAUS".  Nun gab es allerdings noch keine Reisebüros, zudem wurde der Umtausch der DDR-Mark in DM erst viel später vollzogen.

Wir hatten unser Begrüßungsgeld, das unserer Tochter und von unseren Eltern zur Verfügung. So fuhren wir mit unserem Trabi nach Berlin ins KDW.  Im KDW buchten wir eine Reise nach Bibione/Italien-ans Mittelmeer /14 Tage im April 1990 / Ferienwohnung  für 228 DM. Nun mussten wir uns noch die Visa besorgen.

Als DDR-Bürger mussten wir, um nach Italien einreisen zu dürfen, Visa in der italienischen Botschaft beantragen.  Diese wurden abgelehnt, weil der Andrang zu groß war und die Botschaft bis zu unserer Reise das Ausstellen der Visa nicht geschafft hätte. Das konnte doch nicht das Ende unseres Traumes sein. Wir sprachen dann  mit unserem Cousin, (der mit seiner Familie in der Zwischenzeit aus dem Auffanglager in eine Wohnung gezogen war), ob wir für einige Tage bei ihm übernachten können.  In der Behörde in Regensburg beantragten wir dann für uns drei einen bundesdeutschen Reisepass. Nun waren wir jedoch ohne unsere Tochter nach Regensburg gereist. Für unseren Pass konnten wir die Fotos machen lassen. Unsere Tochter hatte uns ihr Passbild mitgegeben. Allerdings war das Foto zu klein. Was nun?  Sollte es nun an diesem Foto scheitern, " nein". Wir sind dann mit dem Foto zu einem  Fotografen in Regensburg gegangen. Er hat uns das Foto passend für ein bundesdeutschen Pass gezaubert.

Da wir nur ein begrenztes Budget zur Verfügung hatten, nahmen wir sämtliche Grundnahrungsmittel mit, wie Nudeln, Reis, Kartoffeln. Ich kochte verschiedene Braten , Gulasch, Rouladen in  Gläser ein.

Da der Trabi nur einen kleinen Benzintank von 26 Liter hatte, haben wir noch 3  Kanister a 20 Liter Benzin mit auf die Reise nehmen müssen. Dann benötigten wir zum Mischen 5 Liter Motorenöl. Je ein Kanister kam unter die Vordersitze und der Rest kam in den Kofferraum. Wir haben damals nicht darüber nachgedacht, wie gefährlich der Inhalt des Trabis sein könnte.

Um Maut zu sparen sind wir nicht auf Autobahnen gefahren, sondern haben die längere Strecke auf den Landstraßen in Kauf genommen. Als wir dann endlich unsere Ferienwohnung bezogen hatten, waren wir so glücklich. Das Meer nur einige Meter entfernt, einfach nur herrlich.

Unser Traum war es auch, einen Abstecher nach Venedig zu unternehmen. So fuhren wir mit dem Trabi in das ca 60 km entfernte Venedig ein. Der Parkplatz war so unglaublich teuer. Wir haben uns danach zu Fuß Venedig angesehen. Venedig hat uns trotz der maroden Häuser( das waren wir ja gewohnt)  sehr beeindruckt.

Ein Jahr später fuhren wir mit dem Trabi über die Alpen an die Cote d'Azur. Über die Alpen durfte man nur mit einer Geschwindigkeit von 30 kmh fahren. Und das hat er locker geschafft. Diesmal hatten wir zwar die DM zur Verfügung, aber das Problem mit dem Benzin gab es immer noch. Mit unserem Trabi machten wir Ausflüge nach Saint Tropez, Monaco und fuhren zu den Filmfestspielen (ein Traum-Erlebnis) nach Cannes.

Wir transportierten regelmäßig Kohlen in Eimern in die Wohnung unserer Tochter. Eines Tages machte es Krach und die Achse des Trabis war zerbrochen. An unserem Trabi hatte es zu diesem Zeitpunkt keine Originalschraube mehr gegeben. Alles hatte mein Mann im Laufe der vielen Jahre ersetzt. Er hat uns auch vor der Wende durch viele Länder Osteuropas gebracht, wir waren in Ungarn und in der CSSR und natürlich in jedem Winkel unserer Republik. Und dann hat unser treuer Gefährt seine Schuldigkeit getan. Nun hatte unser kleiner Kerl  doch den Geist aufgegeben. Letztendlich ist er sozusagen nicht an den großen Herausforderungen gescheitert, sondern an der alltäglichen Beanspruchung. (mz)