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Sachsenrings Abschied vom Automarkt Sachsenring Abschied vom Automarkt: Vom Trabant-Hersteller zum Fahrradhersteller Mifa

Von Steffen Höhne 18.10.2017, 15:39
Mehr als drei Millionen Trabant sind von 1957 bis 1991 in Zwickau montiert worden.
Mehr als drei Millionen Trabant sind von 1957 bis 1991 in Zwickau montiert worden. dpa

Halle (Saale) - Im Sommer 2017 hat es noch nach einer glücklichen Liaison zweier bekannter Ostmarken ausgesehen: Der ehemalige Trabant-Hersteller Sachsenring und der Fahrrad-Produzent Mifa unter einem Dach - geführt von Stefan Zubcic. Doch nun schließt der bayerische Unternehmer beim Autozulieferer Sachsenring Karosseriebau in Zwickau die Tore.

„Wir fahren den Betrieb runter“, sagte er der „Leipziger Volkszeitung“. Zuletzt stellten die 31 Mitarbeiter für andere Autobauer noch Türen, Kofferraumklappen und andere Karosserieteile her. Aber nicht für Neuwagen, sondern als Ersatzteile für ältere Modelle. Doch auch hier sinkt laut Zubcic die Nachfrage.

Trabis aus Zwickau: Nach der Wende wurde Sachsenring zum Zulieferer umgebaut

Das Kapitel Automobilbau dürfte für Sachsenring damit endgültig zu Ende sein. In der DDR produzierte der VEB Sachsenring im sächsischen Zwickau den Trabant, der am 7. November 60 Jahre alt würde. Doch nach der Wende wurde die Fertigung des Kleinwagens eingestellt und das Unternehmen zum Zulieferer umgebaut.

2002 musste das Unternehmen Insolvenz anmelden, 2013 folgte die zweite Pleite. Dann tauchte Zubcic auf, der sich selbst als Unternehmenssanierer sieht. Nach seinen Worten startete er mit 26 Mitarbeitern neu und anfangs seien die Geschäfte auch noch gut gelaufen. Doch schaffte es der Unternehmer ganz offensichtlich nicht, längerfristig ausreichend Aufträge an Land zu ziehen.

Fahrrad-Herstellers Mifa in „Sachsenring Bike Manufaktur“ umbenannt

Mittlerweile hat Zubcic ein neues Unternehmen im Fahrzeugmarkt für sich entdeckt. Im Juli 2017 übernahm er die Reste des insolventen Fahrrad-Herstellers Mifa aus Sangerhausen (Mansfeld-Südharz). Eine seiner ersten Amtshandlungen als Geschäftsführer war es, der Firma den neuen Namen „Sachsenring Bike Manufaktur“ zu geben.

Mifa wird nur noch als Markenname für Fahrräder verwendet. Von 500 Mitarbeitern, die noch Anfang 2017 im Unternehmen waren, sind nur noch 130 geblieben. Auch diese hat Zubcic Großteils aufgrund fehlender Aufträge in Kurzarbeit geschickt. Er habe nur „einige wenige Aufträge vom Insolvenzverwalter übernommen“, sagte Zubcic zuletzt der MZ. Nun soll die Produktion wieder aufgenommen werden.

Wird das bekannte Sachsenring-Logo auch für Fahrradmodelle verwendet?

Zubcic spielt laut LVZ auch mit dem Gedanken, die Marke Sachsenring, mit dem bekannten S-Logo, für einige Fahrradmodelle zu verwenden. Das Unternehmen hat zudem namhafte Marken wie Grace für E-Bikes und Steppenwolf für Trekkingräder inne. Gerade der Markt für Elektro-Fahrräder wächst in Deutschland immer noch kräftig.

Mifa war in dem Segment 2013 in Deutschland noch ein führender Anbieter mit 47.000 verkauften E-Bikes. Doch die meisten dieser Aufträge sind weg. Der Neustart in Sangerhausen dürfte nach MZ-Informationen auch deswegen nicht einfach sein, weil viele erfahrene Vertriebsmitarbeiter die Firma verlassen haben. Zubcic will nun „neue und alte Kontakte“ aktivieren. Er sei „zuversichtlich“. (mz)

Der Name Sachsenring lebt im alten Mifa-Werk in Sangerhausen wieder auf.
Der Name Sachsenring lebt im alten Mifa-Werk in Sangerhausen wieder auf.
Mike Schumann