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"Trabi" will Mifa kaufen "Trabi" will Mifa kaufen: Zwei Ost-Traditionsmarken kämen unter ein Dach

Von Steffen Höhne und Karl-Heinz Klarner 04.07.2017, 12:00
Eine Zukunft unter dem Dach des einstigen Trabi-Herstellers Sachsenring: Für den Fahrradbauer Mifa gibt es einen neuen Kauf-Interessenten.
Eine Zukunft unter dem Dach des einstigen Trabi-Herstellers Sachsenring: Für den Fahrradbauer Mifa gibt es einen neuen Kauf-Interessenten. MZ/Büttner

Sangerhausen - Sachsenring und Mifa haben einiges gemeinsam: Der ehemalige Trabant-Produzent und der Fahrrad-Hersteller sind traditionsreiche Ost-Unternehmen, beide besitzen bekannte Marken - und beide sind nur noch ein kleiner Schatten ihrer einstigen Größe. Künftig werden sie mit dem bayerischen Unternehmer Stefan Zubcic auch den selben Besitzer haben, der den Firmen neuen Glanz verleihen möchte.

Zubcic arbeitete lange für Daimler sowie die Autozulieferer Brose und Härter. Er hat sich auf Übernahmen und Restrukturierungen spezialisiert. Dabei stieß er auch auf Mifa. Nachdem Insolventverwalter Lucas Flöther mit dem ehemaligen Besitzer Heinrich von Nathusius und der Unternehmerfamilie Puello nicht über einen Verkauf einig geworden ist, stehen nun die Chancen bei Zubcic offenbar gut. „Die Verhandlungen zur Übernahme laufen auf Hochtouren“, teilte Flöther am Montag mit. Nächste Woche könnte der Kaufvertrag unterschrieben werden.

Sachsenring ist Kauf-Interessent für insolventen Fahrradhersteller Mifa

Zubcic ist „der festen Überzeugung“, dass es möglich ist, die Mifa wieder profitabel zu machen. Allerdings sei das nur mit „gravierenden Einschnitten in die Kostenstrukturen möglich.“ So will er die Produktion nicht im neu gebauten Werk vor den Toren Sangerhausens ansiedeln, sondern an den alten Standort in der Innenstadt zurückkehren. Für Mark Lange von der Standortmarketinggesellschaft Mansfeld-Südharz steht fest: „Der Umzug muss so schnell wie möglich erfolgen.“ Zunächst soll an einem Fließband produziert werden. Lange vermarktet im Auftrag des Landkreises die alten Produktionshallen. Die waren nach einem gescheiterten Rettungsversuch der Mifa AG ins Eigentum des Landkreises übergegangen.

Das neue Werk ist nicht Teil der Insolvenzmasse. Von Nathusius will es nun möglicherweise Logistikfirmen oder anderen Industriefirmen anbieten. „Die Halle liegt verkehrstechnisch so günstig an der Autobahn 38, dass wir schnell neue Mieter finden werden“, sagte er zuletzt der MZ.

Die noch 130 Mitarbeiter des Fahrradbauers will Zubcic übernehmen. Der Schrumpfprozess beim Personal sei bereits vollzogen. Anfang 2016 hatte Mifa noch gut 500 Beschäftigte.

Durch die Insolvenz hat das Image der Mifa arg gelitten. In einer Onlineumfrage auf MZ.de glauben 64 Prozent der 1 500 Befragten nicht mehr an eine Rettung der Traditionsfirma.

Sachsenring Karosseriemodule GmbH aus Zwickau liefert Karosserieteile an Auto-Hersteller. Das Unternehmen ist 2014 aus der Insolvenz der HQM Sachsenring hervorgegangen. Laut Fachzeitschrift „Kfz-Betrieb“ übernahm Zubcic nur einen Teil mit damals 56 Mitarbeitern und führte es wieder zum Erfolg. In der DDR produzierte an dieser Stelle der VEB Sachsenring, der durch die Produktion der Trabant-Baureihe bekannt wurde. (mz)

Eine Zukunft unter dem Dach des einstigen Trabi-Herstellers Sachsenring: Für den Fahrradbauer Mifa gibt es einen neuen Kauf-Interessenten.
Eine Zukunft unter dem Dach des einstigen Trabi-Herstellers Sachsenring: Für den Fahrradbauer Mifa gibt es einen neuen Kauf-Interessenten.
dpa