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Tafeln erinnern an getöteten Matrosen und elf Kumpel

Von CLAUDIA PETASCH 01.03.2009, 18:46

ZEITZ/MZ. - Der Arbeiter- und Soldatenrat stimmte zu, die öffentlichen Gebäude wie Bahnhof, Rathaus und Güterbahnhof sowie lebenswichtige Betriebe durch das Militär zu bewachen. "Das sollte so unauffällig wie möglich geschehen", sagt Wäschle. Hauptmann von Winterfeld, der diese Maßnahme durchzuführen hatte, tat das genaue Gegenteil und stellte demonstrativ Gewehre auf.

Eine weitere Provokation war die Durchsuchung des "Volksboten", einer Zeitung. 26 Soldaten und vier Polizisten durchwühlten das Druckereigebäude. Die Nachricht ereilte binnen kurzer Zeit die gesamte Stadt, die Menschen waren empört und erregt. Überall versammelten sich die wütenden Bürger. In der Mittagszeit des 1. März 1919 ging Leutnant Schröder vom 97. Infanterieregiment auf einem dienstlichen Kontrollgang über die Auebrücke. Er hatte sich einen Armeerevolver umgeschnallt.

Passanten sprachen ihn daraufhin an und ermahnten ihn, dass es verboten sei, Waffen zu tragen. Es kam zu einem Wortwechsel in Folge dessen der ehemalige Matrose Kurt Lange aus Zangenberg die Herausgabe der Waffe verlangte. "Es gipfelte in einem Handgemenge und Schröder erschoss Lange", sagt Wäschle. Die Menschen, die das Szenario beobachteten, wollten den Mörder greifen, der floh daraufhin und versteckte sich in einem Haus nahe der Brücke. Die Bürger fanden ihn und trieben ihn Richtung Drahtseilbahn. Mit Stangen, die sie aus einer Absperrung aushängten, schlugen sie auf Schröder ein. "Er lag im Sterben. Ein Angehöriger des Arbeiter- und Soldatenrates kam vorbei und erlöste ihn mit einem Gnadenschuss", weiß der Zeitzer Historiker. Das Ereignis nutzen die Nationalsozialisten und die DDR für propagandistische Zwecke. Heute ist eine Straße in Zeitz nach dem getöteten Matrosen Kurt Lange benannt und eine Gedenktafel an der Brücke angebracht.

Am 13. August 1923 kam es erneut zu einem Unglück. Rund 10 000 Bergarbeiter demonstrierten von Theißen nach Zeitz. An der Auebrücke trafen sie auf die Schutzpolizei und riefen ihnen zu, sie sollen die Waffen wegwerfen und mitdemonstrieren. Plötzlich fielen Schüsse. Neun Männer starben sofort, mehr als 30 Verletzte wurden beklagt. Zwei Bergarbeiter erlagen noch am selben Tag ihren Verletzungen. Eine Gedenktafel erinnert an die Geschehnisse.