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Studenten reinigen die Orgel

Von Klaus-Dieter Kunick 23.07.2008, 17:30

Osterfeld-Lissen/MZ. - In der Propsteikirche Osterfeld-Lissen war am Mittwoch Halbzeit: Vier Studenten der Hochschule für Kirchenmusik aus Halle sowie ein Dozent nahmen im Rahmen der Orgelbauwoche seit vergangenen Montag die Orgel auseinander, reinigten die knapp 1 000 Pfeifen von Staub und Farbresten und bauen sie nun wieder zusammen. Und auch nach dem Holzwurm schauten sich die "ehrenamtlichen Reiniger" um. Doch in der Hinsicht sei nichts festgestellt worden. "Das sieht jetzt zwar etwas chaotisch aus, aber es hat ein System", erklärte Dozent Christoph Noetzel in Bezug auf die umherliegenden Pfeifen. Die größte Pfeife, sie misst 2,65 Meter, ist nicht ausgebaut worden. Aber die sei eh' in Ordnung. Der Arbeitsaufwand stehe in keinem Verhältnis zum Nutzen, so Noetzel, er ist gelernter Orgelbauer. Er hob ausdrücklich hervor, dass es sich hierbei um keine Reparatur handele, man wolle den Fachwerkstätten nicht ins Handwerk pfuschen.

Zum Studium gehört diese Orgelbauwoche dazu, die seit 1982 durchgeführt wird. Die Studenten sollen erkennen, wie eine Orgel funktioniert und wie sie aufgebaut ist, ergänzte Noetzel, der zugleich als Sachverständiger für den Burgenlandkreis sowie für den Saalekreis tätig ist. So kommen die jungen Leute, die im ersten und vierten Semester studieren, in den Genuss, in das Innenleben einer Orgel zu schauen. "Jetzt verstehen wir den Orgelaufbau viel besser", war von Uta Peuckert zu erfahren. Dadurch verliere man auch ein bisschen die Scheu, wenn die Orgel einmal defekt sei.

"Die Orgel hat vor dem Säubern funktioniert. Unsere Arbeit sehen wir wie die Inspektion an einem Auto. Da muss auch regelmäßig nach dem Rechten geschaut werden", erklärte der Dozent. Gut zehn Jahre halte das Instrument nun durch. Er schätzte, dass es aus der Zeit von 1800 bis 1820 stamme. Mit der tiefsten Pfeife begann zugleich wieder der Einbau. Eine nach der anderen reichten die junge Leute entsprechend der Tonfolge Noetzel zu. Selbstverständlich wird die Orgel beim Zusammensetzen wieder gestimmt. Die Metallpfeifen, mutmaßte der Fachmann, seien gut 200 Jahre alt. Möglicherweise seien die von der Vorgängerorgel mit übernommen worden.

Pfarrerin Sara Pützschel ist froh, dass nach der Reinigung das Instrument wieder bestens funktioniert. "Ich bin dankbar, dass in dieser Woche alles unkompliziert abläuft." Mit Iris Winckelmann, die sich rührend um die Vorbereitungen sorgte, habe sie zugleich eine engagierte Helferin an ihrer Seite. Zudem freute sich die Pfarrerin, dass das ortsansässige Hotel "Amadeus" sie ebenfalls prima unterstützt. Am Freitag werden die Arbeiten beendet, denn um 19 Uhr findet bereits ein kleines Konzert statt, das die vier Studenten bestreiten. In der nächsten Woche sind die künftigen Kirchenmusiker in der Kirche Kleingörschen eingesetzt.