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Steter Tropfen köpft den Turm

24.09.2004, 16:42

Etzoldshain/MZ. - Georg Bock, Besitzer der Burg Etzoldshain, hat sich mit einer Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Sachsen-Anhalts Kultusminister Jan-Hendrik Olbertz (parteilos) an Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU) gewandt. Bock betrachtet sich und seine Burg als Opfer "ministerieller und denkmalbehördlicher Fahrlässigkeit, Ignoranz, Inkompetenz und Untätigkeit".

Er sei in seinen Bemühungen zum Erhalt der denkmalgeschützten und zum Teil stark maroden Burg Etzoldshain durch die Denkmalschutzbehörden, deren oberster Dienstherr Olbertz ist, massiv behindert worden. "Lieber ich reiße ab, als dass die Haube irgendwann einstürzt." Georg Bock Burgbesitzer Stein des Anstoßes ist die gemauerte Turmhaube des Burgfrieds. Die wollte Bock seit Jahren nach seinen Vorstellungen instand setzen und mit Blech verkleiden. Das genehmigte der Denkmalschutz nicht.

Er forderte nach den Worten des 49-Jährigen hingegen eine denkmalgerechte Instandsetzung. Das hätte die Kosten vervielfacht. Weil Bock auch keine Fördermittel bewilligt wurden und er allein die geforderte Instandsetzung nicht finanzieren kann, verfällt die Burg zusehends. Über die Turmhaube dringt weiter Wasser ins Gemäuer. Auf die Dringlichkeit der Instandsetzung hat er lange, unter anderem im August vergangenen Jahres, in einem Brief an Olbertz hingewiesen. "Das Schreiben", so Bock, "blieb bis heute unbeantwortet."

Inzwischen ist die Turmhaube vom Einsturz bedroht. Am 22. April beantragte der Eigentümer die Löschung der Burg aus der Denkmalschutzliste, um weiteren Verfall gegebenenfalls mit nicht-denkmalgerechten Mitteln aufzuhalten. Der Antrag wurde abgelehnt. Als nach Bocks Ansicht fadenscheiniges Argument wurde öffentliches Interesse genannt. Fadenscheinig deshalb, weil die Burg nahezu zwei Jahrzehnte leer stand und sich in dieser Zeit auch kein Denkmalschutz um sie kümmerte - bis Bock sie ersteigerte. Allerdings wurde ihm nun die Instandsetzungsvariante erlaubt, die ihm jahrelang versagt blieb.

"Diese Genehmigung kommt zu spät", schätzt der Bayer ein. Bevor die Haube instand gesetzt werden kann, muss die Statik in Ordnung gebracht werden. Das, so schlugen Gerd Seidel von der Unteren Denkmalschutzbehörde und Landeskonservator Theo Lösser vor Ort vor, könne entweder mit einem Stahlkorsett um den Turm oder mit Stahlankern erfolgen. Nach einem laut Bock von Lösser und Seidel in die Wege geleiteten Angebot einer Fachfirma würde das den Burgherren rund 16 000 Euro kosten. Kosten, die er nicht übernehmen will, weil sie seiner Meinung nach der zeitlichen Verzögerung durch den Denkmalschutz geschuldet sind. Bock macht Schadensersatzansprüche geltend. Wird denen nicht stattgegeben, will er im nächsten Jahr die Turmhaube abreißen. "Mir ist es lieber ich reiße ab, als das die Haube irgendwann einstürzt und vielleicht jemand darunter steht", so Bock.