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Stammtisch in Zeitz Stammtisch in Zeitz: Heimatfreunde treffen aufeinander

Von Susanne Hiegemann 23.06.2013, 16:44
Ein Stadtrundgang gehörte zum Besuchsprogramm der Fürstenstraße der Wettiner in Zeitz.
Ein Stadtrundgang gehörte zum Besuchsprogramm der Fürstenstraße der Wettiner in Zeitz. Susanne Hiegemann Lizenz

Zeitz/MZ - Am Samstag trafen sich Heimatfreunde aus allen Himmelsrichtungen im Hotel Drei Schwäne am Altmarkt in Zeitz, um auf Einladung des Vereins „Fürstenstraße der Wettiner – Landeszweigverband Sachsen-Anhalt“ die Stadt kennenzulernen.

Der Vereinsvorsitzende Dieter Veit aus Halle/Saale hatte zum Stammtisch eingeladen und konnte Gerd Seidel als kompetenten Stadtführer und Gastgeber für die Veranstaltung in Zeitz gewinnen. In seiner Begrüßungsansprache bedauerte Veit, dass dieser 23. Stammtisch recht mäßig besucht und ein Großteil der angemeldeten Teilnehmer ohne Absage nicht erschienen war. Dabei war das Programm sehr attraktiv.

Seidel als Stadtführer

Referent Gerd Seidel wird vielen Zeitzern als ehemaliger Kreisdenkmalpfleger und früherer Vorsitzender der Interessengemeinschaft Unterirdisches Zeitz bekannt sein. Jetzt als „Vorunruheständler“, wie er sich selbst bezeichnet, widmet er sich seit 2009 verstärkt Stadtführungen und dem Heimatkundeunterricht in Schulen, den er mit Vorträgen über die Zeitzer Geschichte auflockert. Auch sein Bildervortrag anlässlich des Stammtisches war alles andere als trockene Stoffbewältigung. Mit viel Humor und begleitet von historischen und aktuellen Bildern und Zeichnungen sowie kleinen Anekdoten, gab er den Gästen aus Halle, Wettin, Brehna, Sangerhausen und Co. einen Überblick über die Geschichte von Zeitz und Umgebung. Er nahm sie mit auf einen virtuellen Stadtrundgang und zeigte Beispiele alter Baukunst wie Teile der Stadtmauer mit ihren Toren, Kirchen, die Drahtseilbahn und vieles mehr.

Von gestern bis heute

Die Gäste lernten, dass es schon sehr früh menschliche Siedlungen in der Gegend um Zeitz gab. So wurden im nur sechs Kilometer entfernten Breitenbach zum Beispiel Siedlungsnachweise aus der Jungsteinzeit gefunden. Noch heute findet man dort eine beliebte und aufschlussreiche Grabungsstätte, in der immer neue Schätze entdeckt werden.

Zeitz selbst war lange Zeit blühende Handelsmetropole und hatte einen riesigen Marktplatz, der erst später in die drei aktuellen Märkte Neumarkt, Altmarkt und Rossmarkt unterteilt wurde. Geschützt wurde die Metropole durch die gewaltige Stadtmauer. Außerdem existieren Teile des unterirdischen Zeitz bereits seit dem Mittelalter. Die Katakomben dienten damals nicht nur der Kühlung von Lebensmitteln und Bier aus der Braustadt, sondern auch dem Schutz vor Feinden und Plünderung.

Die aufmerksamen Zuhörer erfuhren zudem die Herkunft des Stadtnamens Zeitz aus einer Abwandlung des slawischen Cici, erstmals erwähnt in der Synode von Ravenna im Jahr 967. Die Slawen als Erstbesiedler dieser Gegend tauften die Stadt vermutlich nach ihrer Fruchtbarkeitsgöttin Cici. Denn der Ort an der Elster bot Fischern, Imkern und Bauern mit seinen fruchtbaren Auen und Wassern beste Möglichkeiten.

Bedauernd wies Seidel auch auf den Verfall der Stadt seit der Wende 1989/90 hin. Viele der hier bis dahin anwesenden Firmen mussten schließen, zu groß war die Angst aus dem Westen vor Konkurrenz. „Von damals 50 000 Einwohnern sind trotz Eingemeindungen heute nur noch rund 27 000 übrig. Die Arbeitslosigkeit gleich nach der Wende lag bei 25 Prozent, heute sind es noch etwa 12 Prozent. Die Handelsmetropole hat sich zur Alten- und Schlafstadt entwickelt“, bedauert Seidel und gibt zu, dass er sich um seine Stadt sorgt, die doch so viele schöne Fleckchen und schmucke Gebäude zu bieten hat. Die Zuhörer zeigten sich beeindruckt von dem Vortrag, stellten interessiert Fragen und freuten sich darauf, nach dem leckeren Mittagessen im Hotelrestaurant einen Teil der historischen Orte und das unterirdische Zeitz live besuchen zu können.

Außerdem erwartete sie noch die Geschichte des Rathauses, die Michaeliskirche und der Dom, bevor es zurück ins Hotel zum Kaffeetrinken ging.

Gerd Seidel unterdessen hat schon die nächsten Termine im Kalender stehen und verweist auf eine Busfahrt am 19. Oktober zu den napoleonischen Stätten des Landkreises, für die man sich bereits jetzt über die Vhs anmelden kann.

Gerd Seidel hielt den Vortrag.
Gerd Seidel hielt den Vortrag.
Susanne Hiegemann Lizenz