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Sägewerksabfall mutiert in kurzer Zeit zu Minipressling

Von IRIS RICHTER 19.03.2009, 18:21

HEIDEGRUND/MZ. - Der 54-jährige Diplomingenieur leitet das Pelletwerk im Gewerbegebiet Heidegrund-Süd, das in der vergangenen Woche offiziell die Produktion aufnahm (die MZ berichtete). Offiziell deshalb, weil die Maschinen eigentlich schon seit Mitte Dezember in Betrieb sind. "So ein Probebetrieb muss sein. Schließlich muss alles genau eingestellt werden", erklärt der gebürtige Naumburger.

Und dass beim Bau der Produktionsanlage sowie in der anfänglichen Produktion ganze Arbeit geleistet wurde, zeigt sich daran, dass schon nach zehn Tagen jene Qualität der Holzpellets erreicht wurde, die man wünscht. Belohnt wurde das auch vor gut zwei Wochen mit der Vergabe eines Qualitätssiegels durch die Dekra. Die testete das umweltfreundliche Heizmittel und verlieh dem Hersteller als einzigem Pelletproduzenten in Europa ein Zertifikat. "Und Qualität ist genau das, was wir unseren Kunden bieten wollen. Von der Herstellung bis zur Lieferung des Produktes", macht Gerhard Kroker von der Woodox Management GmbH, jener Firma, die das Produkt aus dem Heidegrund vermarktet, auch beim Produktionsstart deutlich. Dabei sprach Kroker von Qualitätsansprüchen in dreifachem Sinne. Das Produkt müsse stimmen, die Versorgungsqualität müsse dauerhaft gewährleistet sein und auch die Lieferqualität durch entsprechende Partner.

Rund 17 Millionen Euro wurden durch einen Investor aus Kärnten in den Produktionsbetrieb an der Autobahn 9 investiert. Als im Herbst 2007 die Pläne in der Sitzung des Heidegrunder Gemeinderates spruchreif wurden, gab es besonders bei Anwohnern Befürchtungen, dass der Lkw-Verkehr zunehmen würde. Immerhin steuern täglich zwischen 30 und 40 Lkw den Betrieb an. Liefern Rohstoffe aus Sägewerken, die in einem Radius von etwa 200 Kilometern entfernt liegen, und nehmen, wenn alles gut läuft, fertige Holzpellets wieder mit. "Die Ängste waren scheinbar unbegründet, denn bei uns sind bisher keine Beschwerden eingegangen", sagt Betriebschef Morawe.

Bis zu 500 Tonnen Rohstoff sollen täglich zu 60 000 Tonnen Pellets im Jahr verpresst werden. Nicht viel mehr als eine halbe Stunde braucht es, bis die Abfälle aus den Sägewerken die Form von fünf bis 45 Millimeter langen und sechs bis acht Millimeter breiten Presslingen angenommen haben.

Dabei müssen die Holzreste verschiedene Prozesse von der Zerkleinerung bis zur Trocknung durchlaufen, bevor sie mit einem Zusatz von Weizenstärke als Bindemittel in Form gepresst und schließlich als fertiges Produkt in einem der zwei Blechsilos landen. "Wir kontrollieren stündlich die Qualität und auch den Feuchtigkeitsgehalt innerhalb des Verarbeitungsprozesses", erläutert Wieland Morawe. Die Energie, die für die Herstellung des Naturproduktes aus nachwachsenden Rohstoffen benötigt wird, wird übrigens auf dem Gelände selber produziert. Im eigenen Heizkraftwerk werden Waldhackschnitzel mit Rinde verfeuert und erzeugen dabei Strom und Wärme. Und das nicht nur für den Eigenbedarf, sondern der Stromüberschuss wird ins öffentliche Energieversorgungsnetz eingespeist und kann jährlich bis zu 2 800 Haushalte versorgen.

28 Mitarbeiter vor allem aus der Region fanden im neuen Produktionsbetrieb Lohn und Brot und sind nun im Drei-Schicht-System tätig. Dass von der Planung bis zum Produktionsstart des Betriebes, der durch ein Energieberatungsunternehmen aus Bayern geplant wurde, gerade mal anderthalb Jahre Zeit vergingen, liege auch an der guten Zusammenarbeit mit den örtlichen Behörden. Darin sind sich alle Beteiligten einig.