1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zeitz
  6. >
  7. Renovierung in Würchwitz: Renovierung in Würchwitz: Abenteuer Mühle

Renovierung in Würchwitz Renovierung in Würchwitz: Abenteuer Mühle

Von Anne schneemelcher 04.06.2014, 18:11
Mühlenbesitzer Wolfgang Sittel arbeitet die alten Fenster wieder auf.
Mühlenbesitzer Wolfgang Sittel arbeitet die alten Fenster wieder auf. Schneemelcher Lizenz

Würchwitz/MZ - Die nächste Etappe ist geschafft und Ehepaar Sittel ist erleichtert. Fast 30 Tonnen Müll wurden aus dem Mühlenhaus der Würchwitzer Blumenmühle in den letzten vier Wochen geborgen. „Alles, was hier nicht reingehört, musste raus“, sagt Christiane Sittel. Darunter gab es neben alten Ziegeln, Schrott und Bauschutt auch viele interessante Dinge, die Luft für Spekulationen lassen. „Hier schien jemand mit einer Vorliebe für Lederhandtaschen gewohnt zu haben, vielleicht ein Taschendieb?“, witzelt Johannes Hinz, der ungefähr 20 solcher Taschen beim Entkernen der Räume entdeckt hat.

Historische Perlen

Er ist einer von vielen Helfern, die das Ehepaar Sittel bei der Herrichtung der Mühle unterstützt. Auch ein altes Bügeleisen, das mit Kohle erhitzt wird, wurde gefunden sowie alte Hochzeitsfotos und eine Empfangsbestätigung für ein Röhrenradio, das die sowjetischen Besatzer laut Poststempel am 21. Februar 1946 erhielten. „Eigentlich hat man einen Blick auf alle möglichen Epochen werfen können“, sagt Hinz. Als Bruder der Mühlenbesitzerin ist es für ihn eine Selbstverständlichkeit mit anzupacken, gerade auch, weil er längst vom Charme der Mühle verzaubert wurde. Ziel der ganzen Renovierungsbemühungen ist es, das Mühlenrad wieder zum Laufen zu bringen, denn hier handelt es sich um ein ganz Besonderes: „Das Rad ist im Haus und konnte sich auch im Winter drehen“, sagt Hinz.

Bei der Entkernung des Mühlenhauses machten die Hobby-Heimwerker eine weitere erstaunliche Entdeckung: Weil das Außenmaß des Hauses nicht mit dem Innenmaß übereinstimmte, begaben sie sich auf die Suche nach einem fehlenden Raum und stießen so auf einen sechs Meter hohen zugemüllten Schacht, der ursprünglich als Wasserkammer für das Mühlenrad diente. Neben dem Schutt kamen auch hier historische Perlen ans Tageslicht. „Mit einem Handfeger haben wir drei Mühlensteine, die dort unten lagerten, vorsichtig geborgen“, sagt Michael Putze, ein weiterer ambitionierter Helfer.

Doch nur Muskelkraft allein reicht für das Vorhaben der Sittels nicht und Fördergelder bekommen sie nicht, weil es sich um ein privates Grundstück handelt. Eine Interessenvereinigung gibt es schon und aus der wird sich im nächsten Jahr ein Verein gründen, der die vielen Ideen strukturiert umsetzt. So soll die Mühle erhalten werden und ein betriebenes Mahlwerk wäre vorstellbar. „Die Geschichte soll aufgearbeitet werden, denn schon 1513 wurde die Mühle erwähnt", so Sittel. Platz für Konzerte ist hier und eine kulturelle Begegnungsstätte wäre schön. Aber auch an Oster- und Weihnachtsmärkte denkt man. Räumlichkeit für Tagungen wären da und Besucher kommen ja schon jetzt zum Kuchenessen ins Mühlenstübchen.

Michael Putze und Johannes Hinz beim Entkernen des Schachtes, der einst die Wasserkammer war.
Michael Putze und Johannes Hinz beim Entkernen des Schachtes, der einst die Wasserkammer war.
Schneemelcher Lizenz