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Rettung im Burgenlandkreis Nikolaikirche in Zeitz: Haus erwartet zum Tag des offenen Denkmals viele Besucher

Die Ruine der Nikolaikirche in Zeitz wird derzeit so hergerichtet, dass das Haus wieder genutzt werden kann. Künftig soll es unter dem Kirchendach Herbergsbetten geben.

Von Torsten Gerbank Aktualisiert: 10.08.2024, 11:20
Ein Blick über das freigelegte obere Teil der Kreuzrippengewölbedecke in Richtung Kirchturm.
Ein Blick über das freigelegte obere Teil der Kreuzrippengewölbedecke in Richtung Kirchturm. (Foto: Torsten Gerbank)

Zeitz/MZ. - Schlafen in der Kirche? Was im Gottesdienst nicht so gut ankommen dürfte, wollen Arno und Angelika Dörrscheidt möglich machen. Und das auch noch an exponierter Stelle. Nämlich über dem Kreuzrippengewölbe der Nikolaikirche in Zeitz.

Das Investorenehepaar aus Leipzig hatte im Juni vergangenen Jahres das seit Jahrzehnten entweihte, leerstehende und verfallende einstige Gotteshaus ersteigert. Mit dem Ziel, das Gebäude wieder so herzurichten, dass es nicht nur wieder gefahrlos betreten, sondern auch genutzt werden kann. Für Ausstellungen beispielsweise oder Konzerte. Und dafür sei das Kirchengebäude bestens geeignet, urteilen Angelika Dörrscheidt und ihr Mann. Getestet hatten sie die Akustik jüngst gemeinsam. Dazu hatte Angelika Dörrscheidt ihre Bratsche ausgepackt und gespielt. Und zwar im ehemaligen Altarraum der Kirche, deren morbider Charme trotz der Sanierungsarbeiten erhalten bleiben soll. Im Altarraum soll sich künftig die Bühne befinden. Bis es so weit ist, wird allerdings noch Zeit vergehen.

Angelika und Arno Dörrscheidt  haben die ruinöse Nikolaikirche in Zeitz vor gut einem Jahr ersteigert. Sanierungsarbeiten laufen derzeit auf dem Dach. Zum Tag des offenen Denkmals kann das Haus besucht werden.
Angelika und Arno Dörrscheidt haben die ruinöse Nikolaikirche in Zeitz vor gut einem Jahr ersteigert. Sanierungsarbeiten laufen derzeit auf dem Dach. Zum Tag des offenen Denkmals kann das Haus besucht werden.
(Foto: Torsten Gerbank)

Die Zeitzer und Gäste der Stadt können das einstige Gotteshaus aber schon bald einmal in Augenschein nehmen. Denn wenn am 8. September deutschlandweit der Tag des offenen Denkmals begangen wird, dann steht auch die Nikolaikirche Gästen offen. Dörrscheidts glauben, dass das Interesse groß sein wird. „Wir rechnen mit einigen hundert Gästen“, sagt der Mann, der seinen 80. Geburtstag bereits gefeiert hat und von sich sagt, dass er immer ein Projekt brauche, an dem er arbeiten könne. Er werde auf jeden Fall mehr als 200 Helme besorgen. In Gruppen sollen die Gäste in das Kirchengebäude geführt werden. Dort können sie sich dann selbst ein Bild von dem beeindruckenden Bauwerk und seiner Größe machen. Und sie treffen auf die Betende, die für Dörrscheidts eher eine Flehende ist. Das ist ein ausdrucksstarkes Graffito, das vor Jahren an die Südwand der Kirche gesprayt worden ist, über Jahre für Fans von verlassenen Orten ein Anziehungspunkt war und auch dort bleiben soll.

Bisher war das Wandbild praktisch in einem kleinen Raum hinter einer Mauer versteckt. Zwischenwände im Kirchenraum sind nun verschwunden, „die haben den Raum zerstört“, sagt Dörrscheidt. Der Raum vor der Flehenden wird so hergerichtet, dass dort einmal ein Café Platz finden kann.Derweil sind Handwerker einer Spezialfirma aus Klettbach (Weimarer Land) auf dem Dach am Arbeiten. Sie bauen einen Ringanker. Der, so Dörrscheidt, ist künftig die Basis für den neuen Dachstuhl. Zuvor habe es aber noch allerhand statische Untersuchungen gegeben. Ein Ergebnis: Jeder der sechs riesigen Säulen in der Kirche könne ein Gewicht von 500 Tonnen tragen.

Maurer Justin Kunze richtet am künftigen Kreuzanker Bewehrungseisen aus.
Maurer Justin Kunze richtet am künftigen Kreuzanker Bewehrungseisen aus.
(Foto: Torsten Gerbank)

Unterm Dach wird es künftig einen Dachboden geben. Dort werden schon jetzt die Voraussetzungen geschaffen, sieben bis acht Herbergszimmer zu etablieren. Der Investor spricht von einer Herbergskirche, die zum Beispiel auch von Radfahrern, die auf dem nahen Elsterradweg unterwegs sind, genutzt werden kann. Ferner, so die Idee, solle es etwa über dem einstigen Altarbereich einen Raum zum Beispiel für Seminare geben. Erreichbar sein soll der Dachboden über einen Treppenhausturm mit Aufzug, der außen an der Südseite platziert werden soll. Die Idee, in der Kirche Raum für den literarischen Nachlass des in Wittgendorf geborenen Lyrikers und Verlegers Michael Krüger zu schaffen, werde im Moment nicht mehr verfolgt. Aber eine Leseecke mit kleiner Bibliothek werde es geben. Ein Biergarten soll künftig Gäste empfangen können. Einen Probelauf dürfen Besucher des Tages des offenen Denkmals schon einmal erleben.Zum Tag des offenen Denkmals wird es an der Nikolaikirche auch einen Informationsstand der Deutschen Stiftung Denkmalschutz geben. Angelika Dörrscheidt ist die Leiterin dessen Kuratoriums in Leipzig.