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Mountainbike-Rennen Mountainbike-Rennen: Tollkühne Fahrer in der Gosecker Hölle

Von Holger Zimmer 20.03.2001, 16:31

Goseck/MZ. - Sebastian Weigel schiebt sein Rad über den Waldweg und hält die linke Pedale in der Hand. Eingangs der 3. Runde hatte sich eine Schraube gelöst, und das Rennen war für ihn gelaufen. Der 16-Jährige lag in der Mitte des auseinandergezogenen Feldes und will es nun beim nächsten Wettkampf in Weimar wissen. Er kommt aus Bleicherode bei Nordhausen und fährt seit vergangenem Herbst für das "White Rock"-Team. Dessen Leiter, Winfried Kreis, begründet das so: Zum einen gibt es in jener Gegend keinen Verein, zum anderen reizt Weißenfels natürlich Leute, die professionell trainieren wollen und einen ebenso geführten Verein suchen.

Weigel ist übrigens nur einer von rund 25 Startern, die nicht das Ziel erreichen. Winfried Kreis, meint dann auch: "Als wir am Sonnabend die Strecke abgesperrt haben, war das die Hölle. Da dachten wir, es geht nichts mehr." Immerhin regnete es den ganzen Tag. Doch Franziska Hause, die diesmal mit Mirko Kahle die organisatorischen Fäden zieht, weil sich Winfried Kreis mehr auf das Rennen der Lizenz-Senioren konzentrieren wollte, in dem er Achter wurde, betont, dass eine Absage nie zur Debatte gestanden habe. So kommen dann ausnahmslos alle Aktiven über und über verdreckt ins Ziel, und mancher meint, dass sich die Strecke eher zum Skifahren geeignet hätte.

Aus Sicht von "White Rock", das 23 von insgesamt rund 170 Fahrern an den Start bringt, ist die Veranstaltung dennoch ein voller Erfolg. Es zeigt sich, dass die Existenz eines Vereines und dessen Wettbewerbe vor Ort große Anziehungskraft auf Jugendliche besitzen. So wird Sebastian Geuthner bei den Lizenz-Herren Vierter. Er hatte erstmals vor anderthalb Jahren auf dem Klemmberg einen Wettkampf bestritten und zum Verein gefunden. Auch bei der Kleinen Friedensfahrt 2000 wurden zwei Talente entdeckt, die sich ganz vorn platzieren konnten. Ronny Kuhles hatte seinerzeit alle vier Rennen gewonnen und sitzt seitdem wöchentlich gute 100 Kilometer im Sattel. Auch bei anderen Veranstaltungen sei er schon gefahren. Diesmal wird er hinter dem Zwickauer Sieger Nick Weiser mit fünf Sekunden Rückstand Zweiter. Gesehen habe er seinen Gegner immer und führte auch mal, nur am letzten Berg hätten die Kräfte nicht mehr gereicht.

Ebenfalls bei der Friedensfahrt am Start war die 15-jährige Claudia Hessel. Sie hatte sich damals etwas geärgert, weil sie erst vor dem dritten Rennen von der Veranstaltung erfahren hatte. Sie kam noch auf einen ersten bzw. dritten Platz und hätte insgesamt sicher noch weiter vorn landen können. Ziemlich überrascht zeigt sich die Schülerin der Neustadt-Schule in Goseck, als ihr Name aufgerufen wird.

"Ich wusste im Ziel bei dem Durcheinander nicht, auf welchen Platz ich gekommen bin," begründet sie. Unterwegs ist sie auf der 12-Kilometer-Schleife nicht mal den steilen Anstieg hinter der Bärenhöhle abgestiegen, während alle anderen schoben. "Ich dachte, dass das anstrengender ist." Während Vater Andreas anschließend das Rad mit dem Wasserschlauch vom Dreck reinigt, meint die Schülerin, dass ihr solches Wetter nichts ausmache, und sie erzählt von ihren nächsten Rennen.