Mibrags neuer Arbeitsdirektor Mibrags neuer Arbeitsdirektor: Was seine Pläne für das Mitteldeutsche Braunkohle-Revier sind

Profen - Die Uhr tickt. In den nächsten 20 Jahren sollen in Deutschland alle Kraftwerke abgeschaltet werden, in denen Kohle verbrannt wird. Der Ausstieg aus der Kohleverstromung ist beschlossen und die Lage im Kohle-Unternehmen Mibrag schwierig. In dieser Situation übernimmt ein Neuer die Geschäftsführung im Bereich Personal und wird Arbeitsdirektor der Mitteldeutschen Braunkohlengesellschaft (mbH).
Ziele des neuen Arbeitsdirektor des Mitteldeutschen Reviers
Alexander Lengstorff Wendelken ist 48 Jahre alt, stammt aus Bremen und ist seit 2003 in der Energiewirtschaft tätig. Zuletzt war er Geschäftsführer der Transport- und Speditionsgesellschaft Schwarze Pumpe in der Lausitz und davor in verschiedenen Positionen bei der Lausitzer Energie Kraftwerke AG (Leag). Zu der Leag gehört beispielsweise auch das Braunkohlekraftwerk Lippendorf (Sachsen). Durch seine Tätigkeit bei der Leag hat Lengstorff Wendelken in der Vergangenheit bereits mit der Mibrag zusammengearbeitet, denn die Kohle für Lippendorf liefert die Mibrag.
„Mein persönliches Ziel ist es, keinen Mitarbeiter der Mibrag zu entlassen“, sagt der neue Arbeitsdirektor im MZ-Gespräch. In Profen tritt er die Nachfolge von Heinz Junge an. In der Firma herrsche eine tolle Unternehmenskultur, viele Mitarbeiter seien mit ihrem Job und der Mibrag eng verbunden. Wenn es jetzt nicht gelingen würde, neue Industriearbeitsplätze zu schaffen, wäre das eine bedrohliche Lage für die ganze Region, schätzt Lengstorff Wendelken die Lage nach seinen ersten Wochen im neuen Job ein. 30 Jahre nach der Wende sei es bisher leider nicht gelungen, neue Industrie im großen Maße im Kernrevier anzusiedeln. Dabei seien die Voraussetzungen bis heute nicht schlecht.
Posten als Arbeitsdirektor der Mibrag: „Chance, neue Strukturen aufzubauen“
„Es gibt ausgewiesene Industrieflächen im Revier und eine ausreichende Anzahl an Fachkräften. Das sind unsere regionalen Stärken“, so Lengstorff Wendelken. „Der Ausstieg aus der Kohle ist seit langem bekannt, neu ist jetzt die Verkürzung der Laufzeit bis zum Jahr 2038“, ergänzt er. Warum er in dieser schwierigen Phase zur Mibrag wechselte?
„Ich wurde gefragt, die Nachfolge von Arbeitsdirektor Junge anzutreten. Es ist eine spannende Zeit und eine Chance, neue Strukturen aufzubauen“, sagt der 48-Jährige. Er ist gelernter Industriekaufmann, hat in Erlangen Jura studiert und wechselte danach in die Energiewirtschaft.
Mibrag muss Arbeitsplätze mit hoher Wertschöpfung schaffen
Die Mibrag verkaufe freilich ein Produkt - nämlich die Rohbraunkohle - und sei damit direkt vom Markt abhängig. „Wenn es keine Kraftwerke mehr als Kunden gibt, müssen wir uns den neuen Herausforderungen stellen“, sagt Lengstorff Wendelken. Als Arbeitsdirektor sieht er sich als Bindeglied zwischen Belegschaft und Geschäftsführung. „Dem Unternehmen geht es gut, wenn die Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten stimmen“, sagt er.
Wenn die Zeiten „kabbelig“ werden, so der Hanseat, komme es darauf an, für Beschäftigung zu sorgen. „Die Mibrag will und muss neue Arbeitsplätze mit hoher Wertschöpfung schaffen. Das kann in unserem Falle nur produzierendes Gewerbe sein“, fährt Lengstorff Wendelken fort. Dienstleister gehören aus seiner Sicht in die Städte.
Mibrag baut verstärkt auf die Nachwuchsausbildung im eigenen Unternehmen
Als der Hanseat nach Mitteldeutschland kam, sei ihm eine unglaublich offene Atmosphäre begegnet. „Es gibt einen guten Austausch zwischen der Mibrag und zahlreichen Partnern wie dem Landratsamt, der Agentur für Arbeit, der Industrie- und Handelskammer und den Schulen im Revier“, sagt er und sieht das als gute Voraussetzungen für den anstehenden Strukturwandel. Man würde jedoch den Zeitraum bis 2038 brauchen, um „neue Geschäftsfelder aufzubauen“. Natürlich habe man da bereits konkrete Vorstellungen, diese wolle man aber noch nicht öffentlich kundtun.
Der aktuelle Altersdurchschnitt der rund 1900 Beschäftigten liegt bei 43 Jahren. Noch 2015 waren laut Umweltbundesamt mehr als 50 Prozent der Beschäftigten in der Braunkohlenindustrie älter als 50 Jahre. Mibrag sieht sich daher auf einem guten Weg und baut verstärkt auf die Nachwuchsausbildung im eigenen Unternehmen. „Auf die duale Ausbildung werden wir auch weiterhin setzen. Das ist ein wichtiges Zeichen für die Region“, sagt Lengstorff Wendelken. (mz)