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"Man darf uns nicht platt machen" "Man darf uns nicht platt machen": Schließt die Zeitzer Geburtenstation wirklich?

Von Angelika Andräs 16.10.2019, 17:18
Viele Zeitzer und Mitarbeiter des Krankenhauses waren zur Übergabe der knapp 11 000 Unterschriften zum Erhalt des Zeitzer Klinikums gekommen.
Viele Zeitzer und Mitarbeiter des Krankenhauses waren zur Übergabe der knapp 11 000 Unterschriften zum Erhalt des Zeitzer Klinikums gekommen. R. Weimer

Zeitz - Die Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe im Zeitzer Georgius-Agricola-Klinikum soll zum 31. Dezember 2019 schließen. Die Frauenklinik würde es dann ab 1. Januar 2020 nur noch in Naumburg geben. Das erfuhren betroffene Mitarbeiter im Zeitzer Krankenhaus am Dienstagmorgen. Sie berichteten es der MZ am Rande der Übergabe der Unterschriften für den vollumfänglichen Erhalt des Zeitzer Klinikums. Hunderte Zeitzer Bürger, Vertreter von Unternehmen und Mitarbeiter des Klinikums waren dem Aufruf gefolgt und zur Übergabe gekommen.

10.782 Unterschriften konnte Udo Lange, der die Petition im Namen der Fraktion ALL/FDP/FWZ initiiert hat, an Landrat Götz Ulrich (CDU) übergeben. Und Lange, aber auch weitere Redner, wiederholten mehrmals eine drängende Frage: „Was ist mit der gynäkologischen Abteilung und der Geburtenstation in Zeitz?“

Zuerst sollen die Mitarbeiter des Klinikum informiert werden

Die wirtschaftlich angeschlagene, kreiseigene Klinikum Burgenlandkreis GmbH war vor wenigen Wochen in Insolvenz gegangen. Das Unternehmen ist Träger der Kliniken in Zeitz und Naumburg. Seit Tagen sei es - nach Informationen der MZ - im Naumburger Klinikum bekannt, dass Entbindung und Gynäkologie von Zeitz nach Naumburg ziehen. Eine entsprechende Anfrage der MZ an den eigens für den Zeitraum der Insolvenz eingesetzten Pressesprecher wurde gestellt. Die bisherigen Antworten der Klinikum-Gesellschaft lauteten, dass es noch keine Entscheidungen gebe.

Das betonte auch der Landrat bei der Petitionsübergabe. Von Mitarbeitern des Klinikums und Bürgern nochmals darauf angesprochen und gefragt, sagte er, dass es noch keine Informationen für die Öffentlichkeit gebe, weil man in der Regel zuerst die Mitarbeiter informieren würde. Wenn es denn eine Entscheidung gäbe. „Warum sagt er so etwas?“, fragte eine Mitarbeiterin mit Tränen in den Augen, „wir haben es heute Morgen erfahren, in Naumburg wissen es alle schon, wir sind fix und fertig und werden auch noch so dreist belogen.“

Unterschriften sollten mögliche Verlagerung der Frauenklinik verhindern

Auf die daraufhin von der MZ noch einmal gestellte Anfrage, ob die Frauenklinik zum Jahresende schließt, hieß es von Martin Wohlrabe, Sprecher des Klinikums, dass es sich um Mutmaßungen handele. Und entgegen der Annahme der MZ seien die Mitarbeiter noch nicht informiert. Wohlrabe weiter: „Wir äußern uns grundsätzlich nicht zu Mutmaßungen. Wichtig ist uns, über alle notwendigen Veränderungen zunächst mit den Mitarbeitern sowie den entsprechenden Gremien zu sprechen. Dies wird unter anderem bei einer Mitarbeiterversammlung am Donnerstag der Fall sein. Wichtig ist uns zu betonen, dass wir fest zum Klinikstandort Zeitz stehen.“

Da hatten die Mitarbeiter bereits die Einladung zur „außerplanmäßigen Mitarbeiterversammlung“ am Donnerstag. Für viele Zeitzer ist mit der möglichen Verlagerung der Frauenklinik nach Naumburg ein Szenario eingetreten, dass sie mit ihren Unterschriften verhindern wollten. „Ich kann das immer noch gar nicht glauben“, sagte Irma Krämer ganz aufgelöst. „Die ganze Familie ist hier in Behandlung, wir waren immer sehr zufrieden. Nie hätten wir gedacht, dass wir einmal hier stehen, weil es um den Erhalt des Krankenhauses geht.“ Schließlich habe Zeitz seit dem 18. Jahrhundert immer ein Krankenhaus gehabt.

„Man darf uns nicht platt machen. Wir sind sogar der bessere Standort. Hier kann man anbauen, hier ist Platz rundum, die Anfahrt ist günstiger, weil außerhalb der Stadt“, warf ein Mitarbeiter ein, „bedenken das die Konzeptersteller?“ Er regte sich darüber auf, dass immer betont werde, beide Standorte zu erhalten. „Wenn Zeitz nur Pflegestation wird, ist der Standort auch erhalten.“

Wird die Zeitzer Frauenklinik schließen?

Es war auch Tenor in allen Aussagen von Landrat und Geschäftsführern, dass man beide Standorte erhalten und in kommunaler Trägerschaft belassen wolle. Müsse, weil nur beide Häuser zusammen überhaupt eine Chance hätten. Dazu führte Sanierungsgeschäftsführer Arne Berndt einiges aus. „Deshalb arbeiten wir an einem Konzept, um beide Häuser langfristig überlebensfähig zu machen“, sagte er. „Es geht nicht darum, aus einem der beiden Standorte nur ein Pseudokrankenhaus zu machen.“

Allerdings sei ein Erhalt nicht möglich, wenn man alles weiterhin so machen würde, wie in den letzten zehn Jahren. Also werde es Veränderungen geben müssen. Ob die Schließung der Frauenklinik in Zeitz eine solche Veränderung ist, dazu meinte er: „Sobald die Pläne so weit gediehen sind, dass wir sie kommunizieren und in die Entscheidung bringen können, dann werden wir das tun. Dann werden wir auch zeitnah dazu informieren. Im Augenblick ist nichts entschieden.“ (mz)