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Zeitzer haben "mobil gemacht" Zeitzer haben "mobil gemacht": Bürger sammeln Unterschrift für Erhalt des Klinikums

Von Angelika Andräs 15.10.2019, 07:00
Gedränge herrschte am Sonntag am Stand von Mitarbeitern des Georgius-Agricola-Klinikums in Zeitz: Hunderte Zeitzer unterschrieben die Petition zum Erhalt des Krankenhauses in Zeitz und gegen einen weiteren Standortverlust nach Naumburg.
Gedränge herrschte am Sonntag am Stand von Mitarbeitern des Georgius-Agricola-Klinikums in Zeitz: Hunderte Zeitzer unterschrieben die Petition zum Erhalt des Krankenhauses in Zeitz und gegen einen weiteren Standortverlust nach Naumburg. Angelika Andräs

Zeitz - In der Zeitzer Innenstadt ist am Sonntagnachmittag Zuckerfest-Trubel. Gedränge herrscht auch an einem Stand in der Judenstraße, den Mitarbeiter des Georgius-Agricola-Klinikums aufgebaut haben: Zeitz sammelt Unterschriften für den Erhalt des Klinikums. Das Zeitzer Krankenhaus ist eines der beiden Häuser der Klinikum Burgenlandkreis GmbH, deren Geschäftsführer Lars Frohn vor gut drei Wochen Insolvenz in Eigenverwaltung beim Amtsgericht Halle anmeldete, weil sich die finanzielle Situation dramatisch zugespitzt hatte.

Die von Udo Lange im Namen der Stadtratsfraktion ALL/FDP/FWT initiierte Onlinepetition fand bis Sonntag (18 Uhr) 7131 Unterstützer, davon fast 5700 aus dem Burgenlandkreis (1800 für Quorum benötigt). Doch gerade am Zuckerfest-Wochenende konnten die Besucher in Geschäften und an Ständen auch auf den ausliegenden Listen unterschreiben. Hier kamen nach erstem Überschlag auch noch einmal an die 3000 Unterschriften zusammen.

Unterschriften-Aktion beim Zuckerfest kam gut an

Das „Damals“ in der Wendischen Straße meldete bereits am Sonnabendabend: „650  Unterschriften für unser Klinikum gesammelt!“ Der Stadtmarketingverein machte auch noch einmal mobil. „Wir haben in den Geschäften noch einmal geworben“, sagte Vorsitzender Martin Exler. Und auch an der Michaeliskirche, wo der Verein vertreten war, lagen an den „Ständen aus der Region“ natürlich Listen aus. Viele Zeitzer waren sehr froh darüber, dass sie auf diese Weise ihren Protest zum Ausdruck bringen konnten. „Mit einer Onlinepetition kommen wir nicht zurecht“, sagte ein Mann, „ich bin fast 90, noch fit, aber mit Online habe ich nichts am Hut. Wir haben auch keine E-Mail-Adresse.“ Deshalb haben sie sich gefreut, als sie gelesen haben, dass auch Listen ausliegen.

Und haben gleich noch Nachbarn und Bekannte „mobil gemacht“, damit die auch unterschreiben. „Gerade für uns Alte ist das Krankenhaus vor Ort im Ernstfall lebenswichtig. Nur eine Notaufnahme reicht da nicht aus“, meinte er, „der Weg nach Naumburg ist für Kranke und Alte sehr lang. Und der öffentliche Nahverkehr nicht wirklich eine Hilfe.“

Außerdem, da sind er und seine Frau sich einig, habe Zeitz schon viel zu viel gegenüber Naumburg verloren. Genau das ist die Angst vieler Zeitzer. „Wir wollen verhindern, dass das Zeitzer Krankenhaus im Verbund des Klinikums Burgenlandkreis GmbH zu einem Krankenhaus mit reiner Grundversorgung degradiert wird“, formuliert Udo Lange das Anliegen der von ihm auf den Weg gebrachten Petition.

Landrats Götz Ulrich will beide Standorte in Naumburg und Zeitz erhalten

Lange sagt weiter: „gerade vor dem Hintergrund der Auswirkungen des Kohleausstiegs für diese Region, wäre das ein fatales Signal für die hier lebenden Menschen sowie für jeden potenziellen Investor und deren Beschäftigte. Vor allem nach den vielen Verlusten, die mit der Gebietsreform für die Stadt Zeitz einhergegangen sind, ist ein weiterer Standortverlust nicht hinnehmbar.“ In Zeitz fürchtet man seit Bekanntwerden der Insolvenz und umso mehr nach dem Vorstoß der Barmer-Krankenkasse, dass zugunsten des Naumburger Klinikums gespart und zumindest einzelne Bereiche abgewickelt werden sollen.

Der Barmer-Geschäftsführer hatte eine Debatte angestoßen, wonach die Fachabteilungen in Naumburg konzentriert und in Zeitz ein Notfallzentrum aufgebaut werden könnte. Seitens des Klinikums und des Landrats Götz Ulrich (CDU) wird immer wieder erklärt, dass beide Standorte erhalten bleiben sollen. In welchem Umfang wird allerdings erst das Sanierungskonzept zeigen, an dem gegenwärtig gearbeitet wird.

Bürger wollen dabei sein

Bis Montag können noch Unterschriften für den Erhalt des Klinikums abgegeben werden. Am Dienstag wird die Petition mit den Unterschriftslisten um 10 Uhr im Klinikum Zeitz an der Lindenallee an den Landrat übergeben. Zeitzer Bürger haben angekündigt, dass sie sich dazu vor dem Klinikum versammeln wollen.

So könne man dem Landrat auch deutlich machen, dass die Bürger mit Namen und Gesicht hinter der Petition stehen, meinen auch die Mitarbeiter des Klinikums am Stand. Die erhielten viel Zuspruch. Und was im Moment noch mehr zählt: Sie sammelten 811 Unterschriften in sechs Stunden.

Online unterschreiben auf der Internetseite: www.openpetition.de unter dem Suchwort: „Georgius-Agricola-Klinikum Zeitz“ (mz)

Thomas Hünniger und Christiane Sättle-Schiffler unterzeichnen die Petition zum Erhalt des Klinikums, die auch an der Michaeliskirche auslag.
Thomas Hünniger und Christiane Sättle-Schiffler unterzeichnen die Petition zum Erhalt des Klinikums, die auch an der Michaeliskirche auslag.
René Weimer
Das Damals machte ebenfalls mobil und rief die Bürger auf.
Das Damals machte ebenfalls mobil und rief die Bürger auf.
A. Andräs