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"Fernab der Wirklichkeit" "Fernab der Wirklichkeit": Zeitzer empört über Herzschrittmacher-Kontrolle in Naumburg

Von Angelika Andräs 03.08.2019, 08:00
Zeitzer Herzschrittmacherpatienten müssen zur Kontrolle nach Naumburg, den dem zuständigem Oberarzt im Zeitzer Klinikum wurde die Zulassung entzogen. 
Zeitzer Herzschrittmacherpatienten müssen zur Kontrolle nach Naumburg, den dem zuständigem Oberarzt im Zeitzer Klinikum wurde die Zulassung entzogen.  Hartmut Krimmer

Zeitz - Zeitzer Herzschrittmacherpatienten müssen zur Kontrolle nach Naumburg. Dem Zeitzer Oberarzt Rico Hildwein wurde nach mehr als fünf Jahren vom Zulassungsausschuss der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Sachsen-Anhalts die Zulassung entzogen. Jeden Tag melden sich Leser bei der Mitteldeutschen Zeitung und geben ihrer Empörung Ausdruck, ihrem Unverständnis und ihrer Hoffnungslosigkeit.

Zeitzer empört über Entscheidung über Herzschrittmacherkontrollen nach Naumburg zu verlegen

Für viele ist die Fahrt nach Naumburg ohne Hilfe von Kindern oder Freunden oder gar mit dem Taxi gar nicht möglich - oder viel zu anstrengend. Andere sehen darin einen weiteren Schritt für den Niedergang des Zeitzer Klinikums und damit der Stadt. Die Hoffnung liegt jetzt bei der Bearbeitung des Widerspruchs bei der KV. „Vielleicht wird man da nach genauer Prüfung nicht einfach zugunsten von Naumburg und damit wieder einmal gegen Zeitz entscheiden“, schreibt Helga Rausch, „hier geht es um Planspiele auf dem Papier, fernab der Wirklichkeit, aber nicht um die Patienten, nicht um die Menschen. Das ist furchtbar.“

„Wem ist der Fortbestand der Herzschrittmacher-Ambulanz im Zeitzer Krankenhaus ein Dorn im Auge?“, fragt auch Heinz Krägefski aus Zeitz, „diese Frage stelle ich mir, seit mir Dr. Hildwein beim letzten Kontrolltermin eröffnete, dass ihm für diesen Service keine kassenärztliche Zulassung mehr erteilt wird.“ Kontrollen darf er noch durchführen, wenn die Patienten dafür einen Betrag von etwa 40 Euro bezahlen. „Wessen Interessen werden mit dieser Entscheidung bedient? Auf keinen Fall die der vielen alten Menschen, die sich vor vielen Jahren darüber gefreut haben, diese Leistung auch kostenlos vor Ort zu bekommen“, so Krägefski. Er geht noch einen Schritt weiter: „Welche Meinung haben unsere gewählten Volksvertreter dazu? Oder finden sie sich damit ab, dass das Zeitzer Krankenhaus zum Auslaufmodell wird?“

„Hauptsache gegen das Wohl der Patienten, Hauptsache gegen die Menschen“

Die Entscheidung, Rico Hildwein keine Zulassung mehr zu erteilen, ist allerdings von Stadträten nicht zu beeinflussen, ja nicht einmal vom Georgius-Agricola-Klinikum, wo Hildwein arbeitet. Dort versucht man, den Kardiologen zu unterstützen und vielleicht eine Lösung im Sinne der Patienten zu finden. „Mit der Entscheidung kommen Kassen, Politik und Kassenärztliche Vereinigung ihrem Ziel näher: Der Bürger zahlt immer mehr aus eigener Tasche“, reagiert Jörn Röhler, promovierter Facharzt für innere Medizin/Kardiologie.

Er ist ebenfalls Oberarzt im Zeitzer Klinikum, auf die Debatten im sozialen Netzwerk Facebook, „allerdings hätte es ohne Gebietsreform das Problem nicht gegeben, da im Altkreis Zeitz niemand Schrittmacherkontrollen anbietet.“ Die Zeitzer sehen sich in jedem Fall für etwas bestraft, das sie nicht verursacht haben. „Hauptsache gegen das Wohl der Patienten, Hauptsache gegen die Menschen“, schreibt eine betroffene Patientin, „wer immer die Entscheidung getroffen hat, sollte sich einfach nur schämen.“ Gegen die Entscheidung der KV wurde vom beauftragten Rechtsanwalt Widerspruch eingelegt, über den jetzt der Berufungsausschuss der Kassenärztlichen Vereinigung entscheidet. (mz)