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Lautstarker Protest in Zeitz Lautstarker Protest in Zeitz: "Lasst uns unser Klinikum"

Von Angelika Andräs 22.10.2019, 10:45
Alles in allem sollen etwa 2.000 Zeitzer vor Ort gewesen sein.
Alles in allem sollen etwa 2.000 Zeitzer vor Ort gewesen sein. Hartmut Krimmer

Zeitz - Verstopfte Straßen, überfüllte Parkplätze und eine Völkerwanderung zum Rande der Stadt: Etwa 2.000 Zeitzer, aber auch viele Menschen aus der Region, haben sich am Montagmorgen aufgemacht, um zu sagen: Hände weg von unserem Krankenhaus. Das Aktionsbündnis Zeitz hatte aufgerufen, der Sozialministerin des Landes Sachsen-Anhalt Petra Grimm-Benne (SPD) den klaren Willen der Zeitzer zu demonstrieren.

Die Ministerin war zu Gesprächen zur Situation der Klinikum Burgenlandkreis GmbH, die vor vier Wochen Insolvenz anmelden musste, nach Zeitz gekommen. „Ich scheue mich nicht, hier Gesicht zu zeigen“, sagte sie und betonte: „Ich möchte kein Krankenhaus in Sachsen-Anhalt schließen. Aber ein ,Weiter so’ in Hinblick auf die Finanzierung und den Fachkräftemangel kann es nicht geben.“

„Lasst uns unser Klinikum in vollem Umfang“

Udo Lange vom Aktionsbündnis war überwältigt von der Teilnahme so vieler Leute. Gekommen war, wer am Morgen nicht arbeiten musste oder sich freinehmen konnte. Unternehmen waren mit allen Mitarbeitern vor Ort, Geschäfte öffneten später. Kindergärten kamen, Schüler, Familien und Lokalpolitiker. Die zahlreichen Plakate und Spruchbänder ließen keinen Zweifel daran, warum sie gekommen waren.

„Lasst uns unser Klinikum in vollem Umfang“, „Zeitz - Atlantis im Burgenlandkreis“ oder „Leben in Naumburg, sterben in Zeitz“ war zu lesen. Noch ein Plakat ragte aus der Menge heraus. „Keine Hilfe für Mutter und Kind, weil sie nicht rentabel sind.“ Das griff der Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, die geschlossen wird, Hans-Joachim Krebes auf.

In eindringlichen und sehr emotionalen Worten

In eindringlichen und sehr emotionalen Worten wandte er sich an die Bürger und erfuhr großen Zuspruch. Udo Lange hatte schon einen Brief vorgelesen, den ihm eine Mutter geschrieben hatte: Sie und ihre Tochter haben die ungewollte Hausgeburt nur deshalb gut überstanden, weil das Klinikum so nah war. Doch das soll sich ab Januar auch für die Frauenklinik ändern.

Deren Chefarzt Maik Thieme hatte zuvor sehr klare Worte gefunden. Er sprach davon, dass in Zeitz fünf Fachärzte arbeiten, in Naumburg nur zwei. Und er erklärte, warum er und drei weitere Kollegen zum Jahresende gekündigt hätten: Nicht, weil sie Zeitz und dem Klinikum den Rücken kehren wollen, sondern weil sie nicht nach Naumburg wollen. „Es tut mir sehr leid“, so Thieme. Er wandte sich auch an die „Entscheider“: Der Einzige, der überhaupt auf die Station gekommen sei und sich viel Zeit genommen habe, sei Aufsichtsratsmitglied Arnd Czapek (CDU) gewesen.

Am Dienstag Kundgebung in Zeitz um 18 Uhr auf dem Altmarkt

Landrat Götz Ulrich (CDU), von Protestbekundungen immer wieder unterbrochen und übertönt, sicherte zu, dass er seine Stellungnahme am Dienstag zur Kundgebung in Zeitz um 18 Uhr auf dem Altmarkt abgeben werde. (mz)