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Kreativität hilft im Beruf

Von Angelika Andräs 14.05.2007, 16:51

Zeitz/MZ. - Einen besonderen Ruf hat Katharina Menger als Schneiderin für Ballkleider. Dabei ist die über 50-Jährige von der Ausbildung her ja eigentlich Herrenmaßschneiderin und da Meisterin ihres Fachs. Aber wer das gelernt habe, meint sie lachend, könne auch Frauen einkleiden. Und wenn man so lange im Beruf sei wie sie. . .

Wie gut es ist, dass zu Beginn ihrer Ausbildung vor fast 30 Jahren in Zeitz gerade keine Damenmaßschneider ausgebildet wurden, merkt sie vielleicht noch, wenn ein Anzug zu schneidern ist oder es wirklich bei einem Mann darauf ankommt, maßgeschneiderte und zur Figur passende Sachen zu bekommen. Außerdem bietet sie als eine der wenigen auch Lederschneiderei an. In Reuden und Groitzsch ist sie schon seit 16 Jahren etabliert. Schneiderte auch für die ehemalige Miss Germany Sandra Ursache, geborene Hoffmann. Seit fast fünf Jahren ist Frau Menger auch in Zeitz ansässig, jetzt in der Dietrich-Bonhoeffer-Straße 95.

Die Schneiderin, die ihr Handwerk von der Pieke auf gelernt hat und nach der Wende den Schritt in die Selbständigkeit wagte, tut auch alles, um sich immer auf dem Laufenden zu halten, dazuzulernen, sich weiterzubilden. Das sei ganz wichtig, erzählt sie, denn man müsse zugleich Typ- und Farbberater für die Kunden sein, man müsse Figurprobleme in den Schnitt einarbeiten können und immer wissen, was "angesagt ist". "Wir gehen auf moderne Trends ein", meint sie, "haben auch jetzt eine ganz aktuelle Stoffkollektion für Ballkleider."

Wenn sie "wir" sagt, dann meint sie sich und ihre Tochter. Die ist von Beruf eigentlich Schauwerbegestalterin, doch bald auch Schneiderin. 34 Jahre ist Annett Hochmuth alt und viele Jahre war sie glücklich in ihrem Beruf. Nicht nur weil sie ein Kind hat, wollte sie sich neu definieren, suchte nach einer beruflichen Alternative. Und entschloss sich zu einer Ausbildung zur Schneiderin. "Es muss mir Spaß machen, meinen Beruf auszuüben", betont sie, "und ich muss gut sein." Dass das funktioniert, dafür unterwirft sie sich keiner leichten Schule. Die Theorieausbildung in Dresden stellt hohe Anforderungen, und die Umschulung läuft nur über zwei Jahre. Doch das, was sie in ihrem ersten Beruf lernte und umsetzte, kommt ihr auch jetzt zugute: "Kreativität braucht man bei beidem."

"Ich habe ja erst 1990 selbständig angefangen", erzählt Frau Menger, "da konnte ich meine Tochter damals nicht ausbilden." Erfahrung hat sie in Sachen Ausbildung und Anleitung dennoch. Denn als sie nach der Babypause wieder bei den Zeitzer Modeschneidern einstieg, war sie Lehrausbilderin. Viele Jahre betreute sie außerdem Schneiderzirkel im Profener Klubhaus und Hydrierwerk-Klubhaus. Seit sie selbständig ist, bildete sie vier Lehrlinge aus. "Zwei sind im Beruf geblieben", stellt sie fest.

Ihre Tochter wird ganz sicher im Beruf bleiben, denn sie wird das Familienunternehmen einmal weiterführen. Aber nicht nur das. "Wir wollen uns noch erweitern", sagte Frau Hochmuth, "ich denke an Leipzig."