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Jugendtheater "Karambolage" Zeitz Jugendtheater "Karambolage" Zeitz: Blick auf Ortlepp und Fieschis Leben

Von Susanne Hiegemann 26.06.2015, 16:10
Die Aufführung fand im Festsaal von Schloss Moritzburg statt.
Die Aufführung fand im Festsaal von Schloss Moritzburg statt. C. Wujtschik Lizenz

Zeitz - Da hatten sie sich einiges vorgenommen, die 23 Schauspielerinnen und Schauspieler des Jugendtheaters „Karambolage“. In nur sechs Wochen studierten sie eine anspruchsvolle Performance ein, angelehnt an Ernst Ortlepps Poem „Fieschi“, zu Musik von Robert Schumann. Am Mittwochabend war die Premiere im Festsaal von Schloss Moritzburg.

Nach einem Attentat auf den französischen König zum Tode verurteilt, lässt der korsische Rebell Joseph Fieschi sein Leben Revue passieren. Eine schwere Kindheit und frühe Erfahrungen mit Krieg und Tod haben ihn zum Attentäter werden lassen. Johannes Naundorf und Antonia Leutritz lasen abwechselnd aus dem Gedicht, während ihre Freunde dort beschriebene Szenen und vor allem die Gefühle des „Fieschi“ darstellten. Anders als im Regietheater wurden ihnen hier keine Vorgaben gemacht. „Die jungen Leute lernen während ihrer Übungsstunden verschiedene Elemente, die sie nach Studium des Textes weitgehend selbstständig in eine Performance gebracht haben“, erläuterte Rotraud Denecke, Leiterin des Theaterpädagogischen Zentrums Zeitz (TPZZ).

Man merkte den jungen Schauspielern an, dass sie sich ganz in die Tragik des Stückes einfühlen konnten. Sie waren allesamt dunkel gekleidet und sowohl Mimik wie Gestik spiegelten ihre Gefühle wider, wenn sie zum Beispiel fragten: „Warum hat Fieschi das getan?“ Oder wenn sie darstellten, wie Fieschis Herz im Laufe seines Lebens hart wurde und unempfindlich. Wie er schließlich sein besseres Ich begrub und einen Pakt mit dem Satan schloss, bevor er das Attentat mit seiner Höllenmaschine (ein Gewehr mit 24 Läufen, die gleichzeitig feuerten) durchführte. Ein kleiner Impuls auf der einen Seite der Gruppe lief wie eine Welle hindurch bis zur anderen Seite. Kein Wink von außen war erforderlich. Zwischen den getanzten Szenen interpretierte Hanna Keilholz mit gut geschulter Stimme passende Lieder von Robert Schumann und auch der Mädchenchor des Ensembles kam zum Einsatz. Die acht jungen Damen beeindruckten durch erstaunliche Stimmgewalt. „Man wird nicht als Terrorist geboren“, war das Fazit der jungen Schauspieler. „Kontakt“, „Verstand“, „Gewissen“, „Umgang“, „Freunde“ … riefen sie eindringlich und liefen ins Publikum, um sich wenig später zum Schlussbild auf der Bühne zu treffen. Ihre intensive Darbietung wurde mit langem, herzlichen Applaus belohnt. Auch Roland Rittig, Leiter der Ernst-Ortlepp-Stiftung Zeitz, zeigte sich sehr bewegt: „Es war sehr gut und ich würde mich freuen, wenn es weitere Aufführungen dieses Stückes geben würde.“

Viele der jungen Leute sind schon seit etlichen Jahren dabei, haben bereits im Vorschulalter mit dem Theaterspielen begonnen, wie auch Julia Rothe (14). Ihre Mutter Kerstin, die selbstverständlich im Publikum saß, ist nach wie vor begeistert: „Als ich Julia mit fünf Jahren angemeldet habe, war sie schüchtern und hatte Probleme mit dem freien Sprechen vor anderen Leuten. Das hat sich mit dem Training bei der Theatergruppe schnell gegeben und sie ist mit Begeisterung dabei.“ (mz)