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Istanbul Market in Zeitz Istanbul Market in Zeitz: "Das exotische Angebot kommt sehr gut an"

Von Meike Ruppe-Schmidt 29.07.2018, 07:00
Serdar Sahan bietet neben Gewürzen auch frisches Obst an.
Serdar Sahan bietet neben Gewürzen auch frisches Obst an. Hartmut Krimmer

Zeitz - Die Regale sind gefüllt mit Gewürzen: Pfeffer, schwarzer Chili, Reyhan - alles frisch importiert aus der Türkei. Daneben grüner Tee aus Saudi Arabien sowie Baklava, eine traditionelle orientalische Süßspeise. „Das exotische Angebot kommt sehr gut an“, sagt Serdar Sahan. Vor vier Wochen hat der 31-Jährige mit dem Istanbul Market einen türkischen Lebensmittel-Laden in der Zeitzer Schützenstraße eröffnet. Ein Schritt, den er schon seit langer Zeit geplant hat.

Hintergrund: „Bereits vor drei Jahren habe ich in Alttröglitz ein türkisches Bistro übernommen, das sehr beliebt ist“, erzählt er. „Mit der Zeit stieg die Nachfrage nach Gewürzen und türkischen Spezialitäten immer mehr. Auch bei meinen deutschen Stammkunden. Also beschloss ich, einen kleinen Supermarkt in der Innenstadt zu eröffnen.“

„Am schwersten fiel es mir, die Sprache zu lernen“

Ein Laden, in dem er viele Spezialitäten aus seinem Heimatland anbietet. Aufgewachsen ist Sahan in einem kleinen Dorf in der türkischen Provinz Aksaray, rund 300 Kilometer östlich von Ankara. „Mit zwölf Jahren kam ich nach Deutschland, wohnte damals in Halle.“ Zunächst war das Leben in der fremden Umgebung nicht leicht. „Am schwersten fiel es mir, die Sprache zu lernen“, erinnert er sich.

„Am Anfang konnte ich weder ein Brötchen, noch ein Hähnchen bestellen.“ Das weckte seinen Ehrgeiz: „Ich hatte das Glück, dass ich in der Schule und beim Fußballspielen im Verein rasch deutsche Freunde fand und von ihnen lernte.“ Mit der Zeit überwand er so die Sprachbarriere - und führte bereits mit 18 Jahren sein erstes türkisches Bistro in Halle.

„Die deutsche Tradition, zu dieser Gelegenheit Geschirr zu zertrümmern, gefällt mir sehr gut.“

„Auf die Dauer war es mir in der Großstadt aber zu anonym“, sagt Sahan. Richtig heimisch fühle er sich deshalb erst, seit er mit seiner Freundin und der gemeinsamen Tochter in der Gemeinde Elsteraue wohnt. „Die Menschen dort haben mich mit einer Herzlichkeit aufgenommen, die ich selten erlebt habe“, erzählt er.

„Wenn ich in unserem Haus herumbastle, bieten die Nachbarn ihre Hilfe an. Wir feiern gemeinsam Geburtstage. Und neulich waren wir zu einem Polterabend eingeladen.“ Der 31-Jährige lacht: „Die deutsche Tradition, zu dieser Gelegenheit Geschirr zu zertrümmern, gefällt mir sehr gut.“

Auch ein Glas Bier genehmigt sich der Unternehmer gern nach Feierabend

Überhaupt mag er das Leben auf dem Land. „Es erinnert mich an meine Kindheit auf dem Dorf. Hier erlebe ich die selbe Nähe zur Natur. Und einen Zusammenhalt, den ich damals in meiner Großfamilie erfahren habe.“

Eine Familie, die übrigens der alevitischen Glaubensrichtung angehört. „Aleviten leben nicht nach den strengen Regeln des Koran“, erklärt Sahan. „Zum Beispiel tragen die Frauen kein Kopftuch und an Ramadan wird nicht gefastet.“ Auch ein Glas Bier genehmigt sich der Unternehmer gern nach Feierabend. „Oft sitzen wir mit unseren Nachbarn zusammen und lassen den Tag ausklingen.“

Was er Menschen rät, die im Rahmen der Flüchtlingsbewegung neu in die Region gekommen sind und sich integrieren wollen? „Einige meiner Kunden sind Flüchtlinge, die erst seit kurzem hier leben. Ihnen habe ich empfohlen, dass sie möglichst schnell die deutsche Sprache lernen müssen.“ Das sei der Schlüssel dafür, um sein Leben hier zu meistern. „Außerdem habe ich gelernt, dass es sehr hilft, wenn man selbst aufgeschlossen ist und den Kontakt zu den Einheimischen sucht. Ich sage meinen Kunden immer: Keine Angst, die Deutschen beißen nicht.“ (mz)