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Interview mit Oberbürgermeister Thieme Interview mit Oberbürgermeister Christian Thieme: Wie wird Zeitz attraktiver?

09.09.2017, 08:22
In der Zeitzer Kramerstraße stehen viele Immobilien leer. Im Haus Nummer 17 tut sich was, hier renoviert Malermeister Steeven Linkorn. Bald zieht die Friseur- und Kosmetik GmbH hier ein. Doch dies ist nur ein Umzug vom Roßmarkt in die Kramerstraße und damit keine Neuansiedlung.
In der Zeitzer Kramerstraße stehen viele Immobilien leer. Im Haus Nummer 17 tut sich was, hier renoviert Malermeister Steeven Linkorn. Bald zieht die Friseur- und Kosmetik GmbH hier ein. Doch dies ist nur ein Umzug vom Roßmarkt in die Kramerstraße und damit keine Neuansiedlung. Hartmut Krimmer

Zeitz - Das ehemalige Modehaus Fischer und der Elektroladen daneben sind verwaist, der Neubau in der Wendischen Straße hat noch keinen Ladenmieter, das Haus am Roßmarkt 3 ist ebenso verlassen. Der Leerstand macht der Stadt Zeitz zu schaffen. 196 Unternehmen sind im Zentrum angemeldet, und dennoch stehen 58 Gebäude leer. Das heißt also bei insgesamt 243 Immobilien steht fast ein Viertel leer.

Jetzt wird in der Stadt ein Vorschlag diskutiert, mit einer symbolischen Miete oder gar komplett mietfrei leerstehende Häuser anzubieten. Mit Oberbürgermeister Christian Thieme (CDU) sprach darüber MZ-Redakteurin Yvette Meinhardt.

Wie finden Sie den Vorschlag, Gewerbeflächen in der Stadt in den ersten Jahren kostenlos zur Verfügung zu stellen und dann schrittweise die Miete anzupassen?
Christian Thieme: Grundsätzlich sind solche Vorschläge gut und können im Einzelfall geeignet sein, vor allem, wenn keine wirtschaftlich sinnvollen Alternativen existieren. Der Vorschlag funktioniert natürlich nur, wenn der Eigentümer dazu bereit ist und auch die damit verbundenen Risiken eingehen will. In der Innenstadt hat die Stadt Zeitz selbst im Übrigen kein Eigentum.

Gibt es eine Statistik über den Leerstand in der Stadt?
Thieme: Ja, wir haben eine Karte und stellen diese der MZ zur Verfügung.

Was konkret unternimmt die Stadt gegen den Leerstand?
Thieme: Private Immobilien werden in der Grundstücksbörse der Stadt Zeitz erfasst und zwecks Verkauf oder Vermietung angeboten, wenn der Eigentümer dies wünscht. Es steht ja in erster Linie im Interesse des jeweiligen Eigentümers, seine Immobilie zu vermieten. Vorwiegend ist es Aufgabe der Stadt, die passenden Rahmenbedingungen zu schaffen, beispielsweise auch durch die attraktive Gestaltung der Fußgängerzone und der Plätze sowie die mehrmalige wöchentliche Reinigung.

Daneben werden aber auch Neuansiedlungen wie zum Beispiel von Rossmann oder Edeka aktiv durch die Stadt unterstützt, die dann weitere Geschäfte nach sich ziehen können. Des Weiteren findet die Akquise für Unternehmer und Vermittlung von Gewerbeflächen statt. Die Stadt unterstützt durch zahlreiche Veranstaltungen in der Stadt, wie beispielsweise das Zuckerfest oder den Weihnachtsmarkt.

Gibt es eine Art „Zuzugprämie“ wie in Leipzig?
Thieme: Nein, gibt es nicht.

Was halten Sie von einem grünen Markt am Sonnabend?
Thieme: Das ist grundsätzlich eine ebenfalls gute Idee und müsste mit dem Marktbetreiber besprochen werden. Letztendlich hängt aber alles davon ab, dass die Zeitzer solche Angebote auch annehmen und sich ein solcher Markt wirtschaftlich betreiben lässt. Häufig fehlt aber leider die Nachfrage.

Welche Strategie verfolgen Sie als Oberbürgermeister?
Thieme: Ich habe beim Thema Leerstandsbekämpfung und Innenstadtbelebung einen mittel- beziehungsweise langfristig wirkenden Ansatz. Es ist essenziell, dass die Stadt durch eine attraktive Gestaltung der Plätze und Fußgängerzonen, durch das Vorhalten von Parkplätzen und eine regelmäßige Reinigung der Straßen und Wege für günstige Rahmenbedingungen sorgt.

Gleichzeitig wird insbesondere über die Wohnungsbaugesellschaft (WBG) die Schaffung attraktiven Wohnraums gefördert. Darüber hinaus arbeitet die Stadt intensiv an der Ansiedlung von Einzelhändlern oder Handelsketten, wie zum Beispiel Edeka oder Rossmann. Diese Ansiedlungen werden wiederum dazu führen, dass andere Geschäfte nachziehen und sich in unmittelbarer Umgebung weitere Ladenflächen füllen werden.

Wobei man hier nicht immer nur an Verkaufsflächen denken darf, sondern die bisherigen Ladenflächen könnten zukünftig auch als Arztpraxen, Rechtsanwaltsbüros, Tanzschulen oder Kindereinrichtungen dienen. Aus meiner Sicht wäre eine vielfältigere Café- und Gastronomielandschaft hilfreich, vielleicht auch ein weiteres Hotel. All dies soll dazu führen, dass die Innenstadt wieder ein beliebter Aufenthalts- und auch Wohnort für die Menschen wird und sich dadurch Stück für Stück die Zahl der Laufkundschaft und damit auch der Nachfrage erhöht. Die Innenstadt muss wieder zu einem echten Zentrum des städtischen Lebens werden.

(mz)