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Hospizbewegung Burgenlandkreis Hospizbewegung Burgenlandkreis: Hilfe beim Abschiednehmen

Von Iris Richter 08.07.2016, 15:17
Friedhöfe sind Orte der Trauer. Frank (l.) und Jens Gerisch nehmen auf dem Michaelisfriedhof in Zeitz an einem Gemeinschaftsgrab eine Grabplatte ab, weil weitere Namen in die Platte eingearbeitet werden sollen.
Friedhöfe sind Orte der Trauer. Frank (l.) und Jens Gerisch nehmen auf dem Michaelisfriedhof in Zeitz an einem Gemeinschaftsgrab eine Grabplatte ab, weil weitere Namen in die Platte eingearbeitet werden sollen. Torsten Gerbank

Zeitz - Dorothea Hentschels fröhliches Lachen steckt an. Sie singt gerne und das im Theißener Gospelchor, weil Musik glücklich macht.

Die 62-Jährige steckt voller Tatendrang, auch wenn es ihr gesundheitlich nicht immer gutgeht. „Ich bin einfach ein optimistischer Mensch. Dabei weiß ich, dass es schwer ist, die unterste Stufe der Leiter zu finden und diese dann auch zu erklimmen“, sagt sie.

Denn, was man Dorothea Hentschel nicht ansieht, sind die schweren Schicksalsschläge, die sie in den vergangenen 15 Jahren verkraften musste. Erst verlor sie ihren Ehemann an den Krebs, nachdem sie ihn gemeinsam mit den beiden Kindern zehn Monate lang gepflegt hatte. Jahre später, als ihr noch einmal ein Liebesglück vergönnt war, verlor sie auch ihren Lebensgefährten durch Herzinfarkt.

Miteinander wachsen

In beiden Fällen half ihr die Hospizbewegung Burgenlandkreis wieder aus dem Loch, in das sie gefallen war. „Zwei Jahre nach dem Tod meines Mannes fanden sich sechs weitere Mitstreiter aus meinem Umfeld und wir gründeten diesen Verein“, berichtet die gebürtige Mecklenburgerin, die es vor 45 Jahren an die Elster verschlug.

Natürlich sei die Vereinsgründung nicht so einfach gewesen wie etwa bei einem Sportverein, denn das Thema Sterben sei eines, welches man gerne vor sich herschiebt. Deshalb müsse das Miteinander wachsen, sei aber auch Verschwiegenheit wichtig.

Denn man will zum einen Selbsthilfegruppe sein, zum anderen aber auch Hilfe für andere in schweren Lebenssituationen, in denen es um Krankheit, Trauer und Abschiednehmen geht, anbieten. Dabei sowohl für die Angehörigen als auch für die Schwerkranken selbst da sein.

„Es geht darum Zeit, Zuwendung und Geduld zu schenken“, beschreibt die siebenfache Großmutter das, was den Vereinsmitgliedern besonders am Herzen liegt. Manchmal hört man einfach nur zu, ein andermal sitzt man am Bett eines Schwerkranken und bietet so den Angehörigen die Möglichkeit, mal für ein paar Stunden Zeit für sich zu haben. Allerdings den Schritt, um Hilfe zu bitten, müsse jeder selbst machen.

Kooperation mit Hospizeinrichtung in Halle

„Wir bieten in Zusammenarbeit mit einer halleschen Hospizeinrichtung Kurse für ehrenamtliche Hospizbegleiter an. Diese beinhalten auch ein Praktikum in einer stationären Hospizeinrichtung. Erst nach dieser Ausbildung kann man entscheiden, ob man bei uns im Verein mitarbeiten will“, berichtet Dorothea Hentschel davon, dass Mitstreiter gern gesehen sind.

Derzeit zählt der gemeinnützige Verein, den es seit fast zwölf Jahren gibt und der sich aus den Mitgliedsbeiträgen und Spenden finanziert, 41 Mitglieder im gesamten Burgenlandkreis.

Neun Mitglieder gehören zur Zeitzer Gruppe, der Dorothea Hentschel vorsteht. Die mitgliederstärkste Gruppe ist die Weißenfelser. Hier in der Saalestadt gibt es auch ein Trauercafé, das regelmäßig geöffnet hat. Im Gespräch ist zudem ein Kooperationsvertrag mit einer geplanten stationären Hospizeinrichtung in Bad Kösen.  (mz)

Kontakt zum Verein sind unter[email protected]oder telefonisch unter 0175/8 71 66 60 möglich

Dorothea Hentschel
Dorothea Hentschel
ric