1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zeitz
  6. >
  7. Horst Kühn blickt stolz auf seine Klasse

Horst Kühn blickt stolz auf seine Klasse

Von Uta Kunick 15.11.2004, 18:39

Zeitz/MZ. - So weiß der 83-jährige noch 50 Jahre später, dass Monika nicht Simon, sondern Simons hieß. Darauf machte Kühn Peter Schröter sofort aufmerksam, als dieser die Suche nach ehemaligen Mitschülerinnen und -schülern begann. Von insgesamt 24 Klassenkameraden machte der in Zeitz wohnende Grafik-Designer 18 Adressen ausfindig, 14 folgten der Einladung und feierten am vergangenen Sonnabend im Bayrischen Bierhaus nach fünf Jahrzehnten ein Wiedersehen.

"Wir haben uns alle auf Anhieb gleich an den Gesichtszügen wieder erkannt", sagt Ingeborg Stübe, die heute in Erfurt wohnt. Die gelernte Bankkauffrau kramt ein Foto aus alten Tagen hervor, das auch einen stattlichen Klassenlehrer zeigt. 33 Jahre zählte Kühn damals. Seine einstigen Schüler hat es in alle Richtungen verschlagen.

An diesem Abend erzählt jeder, was aus ihm geworden ist. "Ich habe 1956 die DDR verlassen", beginnt Helfried Gröbe seine Geschichte. Mit 16 Jahren ging er alleine in den Westen. Heute leitet der Professor in Nürnberg eine Kinderklinik. Ans Aufhören denkt der 64-Jährige noch lange nicht.

Wenn sein Vertrag ausläuft, will Gröbe noch mehr als bisher die Menschen in der Dritten Welt unterstützen. Auch Ralf Emmerling zog es in den 50er Jahren rüber. Er studierte Maschinenbau, promovierte in Göttingen auf dem Gebiet der Physik und war in der Atomforschung tätig. Selbst der allseits bekannte Dr. Bernd Bauchspieß lernte in der Klasse 8 a. Der prominente Fußballer wurde drei Mal Torschützenkönig in der DDR-Oberliga. Bauchspieß schlug die medizinische Laufbahn ein und spezialisierte sich zum Facharzt für Orthopädie. "Sogar den Verwaltungsdirektor aus unserem Klinikum hast du am Kreuzband operiert. Und ich habe damals noch das Material aus dem Westen bezogen", ergänzte Schröter die Erzählung von seinen berühmt gewordenen Klassenkameraden.

"Angesichts der vielen Größen, die bisher zu Wort gekommen sind, bin ich doch nur ein kleines Licht", meint Ingrid Meckert, ehe sie ihre Geschichte beginnt. Sie lebt in Zeitz und hat sich bis zur Pensionierung im Zeitzer Klinikum als Krankenschwester eingebracht. Peter Schröter nimmt ihr den Wind aus den Segeln. "Wir haben doch alle unserer Weg gemacht, und niemand ist dabei auf der Strecke geblieben."