Gesunkene Nachfrage in Zeitz Gesunkene Nachfrage in Zeitz: Taxifahrer finden keine Kunden mehr

Zeitz - Nach 22 Uhr in Zeitz noch ein Taxi finden, das ist schwer. Zumindest unter der Woche. Es lohnt sich für die Unternehmen einfach nicht, dann noch mit mehreren Fahrzeugen an den Standorten in der Innenstadt oder am Bahnhof zu stehen. „Ich habe ja nicht einmal mehr ein Taxi bekommen, dass mich nachts um 3.30 Uhr fährt“, erzählt ein älterer Mann, der gerade auf dem Weg zum Taxistand an der Michaeliskirche ist, „erst als ich gesagt habe, dass es zum Reisebus gehen soll, eine längere Strecke ist und ich auf jeden Fall auch fahren muss, war ein Weg drin.“
Das Gespräch mit mehreren Taxiunternehmen in Zeitz lässt sich in einem Satz auf den Punkt bringen: Es lohnt sich nach 22 Uhr, oft sogar schon vorher, nicht mehr. Es ist einfach kein Bedarf an Taxifahrten da. Etwas anderes ist es an den Wochenenden oder wenn Veranstaltungen sind. Sicher geht jede Firma im Detail anders damit um, aber der Grundtenor ist schon: Wir können uns das nicht leisten.
"Wir können es nicht mehr zahlen."
Jacqueline Meiner, Inhaberin von Taxi Mitte am Michaeliskirchhof, sagt: „Wir sind von Sonntag bis Donnerstag bis 22 Uhr vor Ort. Freitag und Sonnabend auch länger.“ Wenn es von Sonntag bis Donnerstag nach 18 Uhr mal noch drei Anrufe gäbe, wären das viele, meint sie. „Wir können uns das einfach nicht leisten, von 22 bis 6 Uhr einen Fahrer hinzustellen“, fügt sie an, „wir müssen Mindestlohn zahlen.“ So sieht es auch Peter Züche, Inhaber von Taxi-Trans, in der Kalkstraße. Nach 18 Uhr läuft hier in der Regel nichts mehr. „Wir können es nicht mehr zahlen“, meint er, „bei entsprechender Auftragslage sind - oder wären - wir natürlich auch später noch da.“ Doch auch hier gilt, am Wochenende rollen die Autos länger, wenn Bestellungen da sind. Nimmt ein Fahrer eine Tour an, egal wann, auch in der Nacht, dann dürfe er es selbstverständlich machen, so Züche. Es läuft aber alles über eine Bestellung. Und wer anruft, erfährt auch, ob die Fahrt möglich ist. Bei Taxi Langer mit Sitz in der Donaliesstraße kann man rund um die Uhr anrufen. Ein Taxi sei immer da, so die Auskunft.
Es sei vielleicht nur ein Gerücht, sagte Herbert Hedrich (ZfZ) in der Sitzung des Zeitzer Haupt- und Wirtschaftsausschusses am Donnerstagabend. Doch er habe gehört, dass in Zeitz der Taxiverkehr nach 22 Uhr eingestellt worden sei. Die Frage, die so niemand beantworten konnte, hatte aber wenig Relevanz für den Ausschuss. Denn, wie Oberbürgermeister Volkmar Kunze (FDP) erklärte, sei das eine privatwirtschaftliche Entscheidung. Da könne niemand den Taxiunternehmen vorschreiben, wann und wie lange sie fahren müssen. Es handele sich ja nicht um öffentlichen Personennahverkehr.
Für das Taxi-Gewerbe gilt das Personenbeförderungsgesetz. Neben der Betriebspflicht, die die (ständige) Verfügbarkeit festlegt, gelten die Tarif- und die Beförderungspflicht für Taxi-Unternehmen. Das Personenbeförderungsgesetz schreibt dem Unternehmer vor, seinen Betrieb ordnungsgemäß und nach den Bedürfnissen des Verkehrs und dem Stand der Technik zu führen und aufrechtzuerhalten.
Eine Betriebspflicht kann, sofern sie näher geregelt sein soll, vor Ort festgelegt werden. Allerdings: Die Genehmigungsbehörde kann dem Unternehmer nur auferlegen, den von ihm betriebenen Verkehr zu erweitern oder zu ändern, wenn die öffentlichen Verkehrsinteressen es erfordern und es dem Unternehmer unter Berücksichtigung seiner wirtschaftlichen Lage zugemutet werden kann. Besteht kein Bedarf an einer Ausweitung der Fahrzeiten, sprich, erfordern es die öffentlichen Verkehrsinteressen nicht, dann erfolgt keine Anordnung. Aus Sicht der Taxiunternehmen ist klar: Erfordert die Verkehrssituation, der Bedarf an Taxifahrten zum Beispiel in der Nacht, eine Erweiterung des Angebotes, dann leisten sie es ohnehin, denn es ist ihr Umsatz, ihr Gewinn. Festlegungen gibt es bei Fahrten für die Krankenkassen, Kliniken, Frauentaxi etc. (and)
Ab 18 Uhr ist Zeitz "tot"
„Rund um die Uhr sind wir auch nicht mehr da“, sagt Dietmar Nitsch von City Taxi am Roßmarkt. Allerdings sollte der potenzielle Taxi-Kunde hier noch bis 24 Uhr Glück haben. Und morgens ab 3.30 Uhr. Vorher anrufen muss man aber schon. Und auch hier heißt es, dass die Taxis am Wochenende, sprich Freitag und Samstag auch länger fahren. Bei Veranstaltungen sowieso. Und auch bei Taxi Kilian erfährt man, dass es keinen Sinn mehr mache, abends und nachts Taxis in Bereitschaft zu halten. Eine Ausnahme bilden oft bestellte Fahrten. Wobei von mehreren Unternehmen auch ganz klar zu hören ist: Nachts um 3 Uhr zum Bahnhof, das wird schwierig bis unmöglich. Nur gut also, dass um diese Zeit ohnehin kein Zug fährt. „Betrieb“ ist auf dem Bahnhof zwischen 4 Uhr und 1 Uhr in der Nacht. Wer allerdings mit einem der letzten Züge aus Weißenfels, Leipzig oder Gera kommt, hat weder mit Bus noch Taxi Glück. Aber die Wirklichkeit zeigt: Es kommt kaum jemand an um diese Zeit.
Allerdings lohnt es sich für jeden, der eine Taxifahrt planen kann, rechtzeitig beim Unternehmen seiner Wahl oder dem Stammfahrer anzurufen. Denn Taxiunternehmen bleiben Dienstleister am Kunden. „Sofern sie genug Kunden haben“, sagt Petra Ritter, die auf dem Weg zum Michaeliskirchhof ist, wo die Taxis bis in den Abend hinein stehen, „lohnt es sich ja auch für sie. Aber rumstehen und es kommt keiner? Und mal ehrlich, spätestens ab 18 Uhr ist Zeitz doch tot.“ (mz)