Gaslampe störte einst die Hochzeitsnacht
ZEITZ/MZ. - 60 Jahre sind sie verheiratet, durch dick und dünn gemeinsam gegangen. Freitag wird groß gefeiert, im Kreise der Familie begehen Charlotte und Friedrich Parsch aus Zeitz das seltene Ehejubiläum der Diamantenen Hochzeit. Und weil einmal gefeiert wird, kommt gleich der 85. Geburtstag des Seniors dazu. Seine Frau Charlotte ist 84 Jahre alt.
Kennengelernt haben sie sich in Zeitz. Auf dem Saal. Genau genommen am zweiten Weihnachtsfeiertag 1946 im Dianasaal, wie sich Parsch schmunzelnd erinnert. Er wohnte damals in Teuchern. Dahin hatte es ihn aus dem Sudetendeutschen verschlagen. "Und dann hat er mich gleich ins Theater eingeladen", meldet sich Frau Charlotte zu Wort, "in den Preußischen Hof." Bis sie sich das Jawort gaben, dauert es noch bis 1949. Aber letztlich wussten sie, dass sie sich gefunden hatten. Friedrich Parsch war als ältester Sohn in seiner Familie, passte auf die Geschwister auf. Seine Lotte war als behütetes Mädchen in Zeitz groß geworden. Irgendwie passte auch das wieder. Kinder haben sie keine, aber Nichte Dagmar Kunze war ihnen immer wie eine Tochter.
Ist es auch heute noch. Mindestens einmal in der Woche kommt sie aus Gera, wo sie stellvertretende Chefdramaturgin ist, nach Zeitz. Das Leben spielte sich, bis auf kurze Zwischenspiele, in der Unterstadt ab, für Charlotte Parsch schon von Kindesbeinen an. Hier leben Parschs auch heute noch. Und fühlen sich wohl. Gut, ganz zu Anfang ihrer Ehe lebten sie in Teuchern. Dort arbeitete Parsch beim Rat der Stadt. Doch dann gab es einen ziemlich umfänglichen Ringtausch, um nach Zeitz zu kommen. Hier war sie, die mit 14 mit einer kaufmännischen Lehre zu arbeiten begonnen hatte, bis 1981 bei der "Stromag" beschäftigt. Ihr Mann war zuerst als Bargeldprüfer im Außendienst der Deutschen Notenbank tätig, ehe er deren Leitung übernahm. Schließlich hatte er noch in Tschechien eine Banklehre absolviert, war aber danach gleich eingezogen worden. Im Fernstudium machte er später sein Diplom nach. 1989 ging er in Rente.
Langweilig war es Parschs nie. Sie hatten einen Garten im Rosenhain, Charlotte Parsch nähte viel und gern. Auch waren sie viel auf Reisen. Und natürlich im Theater, sie sind gern nach Gera zu Vorstellungen gefahren. Jetzt gehe das alles nicht mehr, meint sie. Aber ansonsten kommen sie bestens allein zurecht, fahren zu Globus einkaufen, Parsch sitzt noch am Steuer. Und er sitzt auch am Computer. Das hält ihn fit und macht Spaß.
Und woran erinnert man sich so nach 60 gemeinsamen Jahren? An vieles. Vieles, das jetzt auch wieder hochkommt. Aber eines haben beide nie vergessen: Ihre Hochzeitsnacht. Die verbrachten sie in einem Zimmer in der Naumburger Straße. Und erwachten am nächsten Morgen ganz unerklärlicher Weise mit schwerem Kopf und fast steif. Die Ursache war die Gaslampe. "Hätten wir länger geschlafen, da wäre es nichts geworden mit der Diamantenen Hochzeit", meint Parsch und lacht. So aber können sie zurückblicken auf eine manchmal schwere, aber eigentlich immer gute Zeit. "Sie haben auch manches Gewitter erlebt", nennt es Dagmar Kunze, "aber sie stehen immer füreinander ein und passen aufeinander auf."