Frisch gebackene Gesellen erhalten ihre Zeugnisse
ZEITZ/MZ. - Ehe die frisch gebackenen Handwerker ihre Abschlusszeugnisse erhielten, ergriff der Innungsobermeister das Wort. Er erinnerte daran, wie er die Jugendlichen vor dreieinhalb Jahren begrüßt hatte. "Ich begrüße jeden neuen Lehrling", so Andrae, "und ich sage zu allen: Reißt euch zusammen und macht was draus, dreieinhalb Jahre sind schnell um." David Luge, Martin Heyne, Mario Elflein, David Hoffmann und Christian Reichardt haben etwas daraus gemacht. Von zwölf Lehrlingen sind sie die fünf, die die Prüfungen bestanden. Schwierig sei es gewesen, erzählen die jungen Männer, die zwischen 19 und 21 Jahre alt sind. "Es war viel und anstrengend", meinte Christian Reichardt aus Saalburg, "viel Theorie und Mathe."
Er kann sich nicht nur über die Freisprechung freuen, sondern auch über seinen künftigen Arbeitsplatz in Laucha. Auch Martin Heyne aus Reichardtswerben wird nahtlos ins Berufsleben übergehen. Er wird beim Meisterbetrieb Sanitär- und Heizungssysteme Heyne & Heyne einsteigen. In ihrem Beruf arbeiten wollen auch die anderen drei Gesellen: David Luge aus Kuhndorf, Mario Elflein aus Deuben und der Zeitzer David Hoffmann gehen jetzt gezielt auf Arbeitssuche. Wenn es sein muss, wollen sie auch weggehen, meinen sie, notfalls in einem anderen Bundesland arbeiten. Was das angeht, legt Klaus Andrae den Finger auf die Wunde: "Wir haben wieder Kleinstaaterei", spielt er darauf an, dass nicht jede Ausbildung und jeder Abschluss auch in jedem Bundesland anerkannt werden, "jedes Bundesland hat ein eigenes Kultusministerium, eine eigene Ausbildung, das hemmt Deutschland." Überzeugt ist er aber davon, dass Handwerk goldenen Boden hat: "Wir sind der Motor der Gesellschaft, die Krise hat uns nicht erschüttert, es sind höchstens ein paar Aufträge weggebrochen." Allerdings habe das Handwerk keine Lobby, beklagte er. Dennoch sollten die jungen Menschen ihrem Beruf treu bleiben und vor allem nie aufhören, weiter zu lernen.
Lust und Liebe seien in der praktischen Prüfung nicht zu spüren gewesen, bedauerte Jörg Heitzmann auch mit Blick auf die sieben Prüflinge, die nicht bestanden haben. Er vermisse bei vielen jungen Leuten das nötige Engagement, wertete er die Leistungen aus, ehe er die Zeugnisse überreichte. Die Prüfungen seien schwer, die Ausbildung erfolge auf hohem Niveau, so Andrae. Doch er bekräftigte: "Von Seiten der Ausbildung werden wir dieses Niveau nicht herunterschrauben." Obwohl ab Ende der neunziger Jahre das Niveau der Lehrlinge, die er in Ausbildungswillige und Ausbildungsfähige unterteilt, deutlich abgesackt sei. Vor allem bemängelte er, dass viele nicht mehr die nötigen Grundlagen aus der Schule mitbringen. "Handwerk lebt nicht nur von der Hand, sondern auch vom Kopf", so Klaus Andrae.