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Von Kegeln bis Steistoßen Fredi Reimer - ein Leben für den Sport in Theißen

Der Theißener Fredi Reimer hat sein Leben dem SV Eintracht verschrieben. Was er in den zurückliegenden 70 Jahren bewegt hat.

Von Peter Zielinski 25.05.2021, 08:00
Die Riege des TV Theißen 1923 beim Steinstoßen
Die Riege des TV Theißen 1923 beim Steinstoßen (Repro: Peter Zielinski)

Theissen - Nicht selten wird von Menschen mit großer Bewunderung gesprochen, wenn sie ein Leben lang sportlich aktiv sind. Doch wenn diese Personen auch noch 70 Jahre ihrer Freizeit für einen Verein opfern, dann hat das Seltenheitswert und verdient Respekt.

Der 83-jährige Ferdinand „Fredi“ Reimer ist einer von ihnen. Sein Leben hat er dem Sport und dem SV Eintracht 1991 Theißen gewidmet. Gegründet wurde der Verein 1873 unter dem Namen „Gut Heil Theißen“. „Gut Heil“ ist der Gruß, mit dem sich die Turner seit dem Heilbronner Turnfest von 1846 begrüßen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Verein unter dem Namen „BSG Aktivist Theißen“ neu gegründet. Mitte der 1950er Jahre erbaute man das „Stadion der Bergarbeiter“ in Eigenleistung. Auch Fredi Reimer leistete viele freiwillige Arbeitsstunden beim Bau des Stadions.

„Wir sind mit Hausschuhen zum Turnen gegangen“

Mit zwölf Jahren trat der 1937 in Nonnewitz geborene Reimer in den Theißener Turnverein ein. An Sportkleidung, wie man sie heute kennt, war noch gar nicht zu denken. „Wir sind mit Hausschuhen zum Turnen gegangen. Man musste sich selber behelfen.“ Er arbeitete als ehrenamtlicher Übungsleiter im Turnverein und kümmerte sich um die Kinder-, Jugend- und Frauenmannschaft, war Kreisportlehrer beim Deutschen Turn- und Sportbund (DTSB), trainierte die Handballmannschaft und nahm die Prüfung zum Erwerb des Sportleistungsabzeichens ab.

Der 83-jährige Theißener Fredi Reimer hat sein Leben dem Sport verschrieben.
Der 83-jährige Theißener Fredi Reimer hat sein Leben dem Sport verschrieben.
(Foto: Peter Zielinski)

Geturnt hat er selbstverständlich auch an sechs Geräten, bis er sich 1970 den Knöchel brach. „Ab da hatte ich Angst, dass ich mich wieder verletzen könnte, wenn ich auf die Matte springe. Ich gab das Turnen auf.“ Dem Sport aber blieb Reimer treu. Darum schloss er sich 1971 den Keglern an, mit denen er 1984 in die Bezirksklasse aufstieg.

„Nebenbei“ noch ein Berufsleben

All das hat Fredi Reimer in seiner Freizeit gemacht. Er hatte „nebenbei“ noch ein Berufsleben. Bei der Zemag in Zeitz lernte er Schlosser, später arbeitete er im Spezialbaukombinat Magdeburg (SBKM). Ab 1977 bis zur Wende war er bei der LPG Ernst Thälmann in Luckenau beschäftigt.

Jubiläumspostkarte von 1898 zum 25. Jubiläum des Turnvereins
Jubiläumspostkarte von 1898 zum 25. Jubiläum des Turnvereins
(Repro: Peter Zielinski)

Nach der Wende leitete Fredi Reimer in Theißen die Geschicke des Sportvereins, der sich mittlerweile einen neuen Namen gegeben hat – SV Eintracht 1991 Theißen. In seine Amtszeit als Präsident fielen das 125. Jubiläum des Vereins und der Bau einer mobilen Freikegelbahn. Diese Kegelbahn existiert in verbesserter Form noch heute.

Doch eine seiner größten Taten war die Rettung der historischen Fahnen. „Schon als Jugendlicher hatte ich gesehen, dass die Vereinsfahne von 1913 im Eck des Geräteraums lag. Man durfte sich ja an das Alte nicht mehr erinnern. So fand sie keine Beachtung.

2001 ernannte man ihn zum Ehrenpräsidenten

Nach der Wende wollte man die Umkleidemöglichkeiten auf dem Sportplatz erweitern. Daher wurde der Geräteschuppen ausgeräumt. Eines Tages sah ich dann aus einem Müllberg die alte Fahne herausspitzen. Sie war völlig vergammelt und nass. Die „Aktivist-Fahne“ fand ich auch. Ich habe beide mit nach Hause genommen und repariert“, erzählt Reimer. Heute haben sie einen Ehrenplatz im Theißener Heimatmuseum bekommen.

Die mobile Freiluftkegelbahn in Theißen
Die mobile Freiluftkegelbahn in Theißen
(Repro: Peter Zielinski)

Den hat Reimer selbst auch in der Geschichte des Vereins: 2001 ernannte man ihn zum Ehrenpräsidenten, im Kegelverein wurde er 2015 Ehrenmitglied. Das ist nur ein kleiner Teil der zahlreichen Ehrungen, die Fredi Reimer für sein unermüdliches Engagement erhalten hat. 2019 zog er sich aus dem aktiven Sport zurück.

Warum hat er sein Leben dem Verein und dem Sport gewidmet? „Gerade in schwierigen Zeiten hat mich die Arbeit selbst immer wieder aufgebaut“, resümiert der 83-Jährige. (mz)