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Fleischer stöbert gern in Akten

Von Klaus-Dieter Kunick 30.01.2007, 17:03

Kayna/MZ. - Die Augen von Thomas Zimny beginnen förmlich zu leuchten, kommt das Gespräch auf die Historie von Geußnitz. "Mein Opa hat mir als kleines Kind oftmals Bauerngeschichten vorgelesen. Das hat mich schon damals interessiert", begründet der 22-Jährige sein Faible für die Geschichte. Und auch von seinem Patenonkel Georg Schramm habe er viel erfahren, was in Geußnitz in der Vergangenheit so alles passiert sei.

In erster Linie habe er sein Wissen jedoch aus dem Kirchenbuch. Da sich kein Mensch alles merken könne, habe er mit 13 Jahren angefangen, das aufzuschreiben. Und so sei quasi ein Hobby daraus geworden. Aus dem Effeff nennt er den 29. April 1768. Es war der Tag, an dem ein Brand im Dorf wütete. Außer dem Rittergut, der Kirche und vier Häusern sei alles andere dem Feuer zum Opfer gefallen.

Zimny fällt ferner ein, dass Johanna und August Schumann, die Eltern des Komponisten Robert Schumann, am 25. Oktober 1795 hier geheiratet hätten. Und auch Maria Ruppe, eine Ururenkelin von Martin Luther, habe in Geußnitz einmal gelebt. Dass Paul von Hindenburg, der zweite Reichspräsident der Weimarer Republik, in Geußnitz einen Deutschen Schäferhund von einem Milchhändler und herrschaftlichem Schäfermeister abkaufte, erwähnt Zimny nur nebenbei. "Das ist doch meine Heimat, darüber will ich einfach mehr wissen", erklärt der 22-Jährige, der nach der 10. Klasse Fleischer lernte und in seinem Beruf in Schmölln seine Brötchen verdient.

Einige dicke Ordner seien mittlerweile zusammengekommen. Zum Tag des offenen Denkmals habe man die Ordner ausgestellt, was großes Interesse der Bürger hervorgerufen habe. "Es wäre schön, wenn wir in Geußnitz eine Heimatstube einrichten könnten", sagt Zimny. Denn er sei nicht dafür, das Alte sofort wegzuschmeißen. Und längst sei noch nicht alles erforscht. So fehle vieles aus der DDR-Zeit und im Mittelalter gebe es ebenfalls noch weiße Flecken.

Neben der Entwicklung seines Dorfes befasst sich der Geußnitzer, der im Gemeindekirchenrat seit seinem 18. Lebensjahr mitarbeitet, mit Ahnenforschung. "Im Fernsehen habe ich einen Bericht gesehen, das hat mich fasziniert", erzählt der Fleischer. So habe er herausgefunden, dass sein 1870 geborener Ururgroßvater Friedrich Hermann Penndorf in Geußnitz für die Straßen zuständig gewesen sei. Akribisch habe Zimny unter anderem die Personen einer goldenen Hochzeit namentlich aufgelistet, die auf einem Bild aus den 20er Jahren abgebildet gewesen sind. Der junge Mann würde sich freuen, wenn er von den Bürgern historische Fotos von Geußnitz zum Abscannen bekommen könnte.