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Feuerwehr-Nachwuchs Feuerwehr-Nachwuchs: Mit Karten wird ein Feuer «gelöscht»

Von Rolf Kern 17.02.2004, 18:49

Weißenfels/MZ. - An diesem Donnerstag ist ausnahmsweise der praktische Teil angesagt. Dabei gilt es, einen simulierten Pkw-Brand zu löschen. Jeder Nachwuchs-Akteur erhält eine andere Aufgabe. Ein Teil quetscht sich in das Fahrzeug, für den Rest ist kein Platz. Letztere stehen am Rand des Hofes in der Leopold-Kell-Straße, kommen aber später dran.

Diesmal ist es eine Trockenübung ohne Wasser. Der Grund: Die älteren Kameraden sind im Einsatz und es kann sein, dass das Fahrzeug noch gebraucht wird. Aber bald kommt Entwarnung: Die Wehrleute sind wieder zurück. Per Knopfdruck wird ein Feuer entfacht und es wird gehandelt. Die Schläuche werden fix ausgerollt und die Klappen am Fahrzeug eilig hochgerissen. Der Wagen fasst 2200 Liter, der Rest wird im Normalfall aus Hydranten geholt. Nun wird ein Lichtmast aufgebaut, denn es ist dunkel. Es wäre leicht gewesen, den 2000 Watt starken Mast auf dem Feuerwehrwagen zu aktivieren, aber darauf wird verzichtet. "Ich will erreichen, dass die Teilnehmer die Arbeit verrichten, die das Handwerk des Feuerwehrmannes bedeuten", begründet Ausbilder Steve Homberg an diesem Tag seine Entscheidung.

"Normalerweise sind wir drei Leute, aber jetzt sind wir nur zu zweit. Deswegen hat es eineinhalb Minuten länger gedauert als sonst", meinen Doreen Kowaltschik und Torsten Jüttner. Sie brauchen drei Minuten, um den Mast aufzubauen. Gleichzeitig wird er wettersicher installiert. Damit soll verhindert werden, dass der Mast bei Sturm umkippt. Nach knapp zehn Minuten ist die Aktion vorbei. Es wird alles zusammengepackt und jeder bekommt für die nächste Runde eine neue Aufgabe. Die Teilnehmer haben viel Freude, zumal die technischen Voraussetzungen laut Auskunft der Ausbilder hervorragend sind. "Ich war schon früher in Trebnitz bei der Feuerwehr dabei. Es macht einfach Spaß", sagt Marianne Ellmer.

"Ich mache mit, weil es oft heißt, du tust ja nichts für den Staat. Leute, die denken, sie könnten wegen meiner langen Haare ihren Alltagsfrust abladen, kann ich jetzt die kalte Schulter zeigen", betont Torsten Jüttner. Er und die anderen wollen ihr Scherflein für das Allgemeinwohl beitragen. Aber nicht nur die Praxis, sondern vor allem die Theorie genießt Priorität. Zunächst wird gebüffelt, ehe es an die unterschiedlichen Löschtechniken geht. Wichtig sind vor allem chemische und physikalische Grundkenntnisse. "Brennendes Plastik hat die Wirkung von zehn Litern Benzin", erläutert Homberg dem überraschten Zuhörer.

Spielerisch wird unter anderem ein Löschangriff geübt. Ähnlich wie beim Memory werden dabei Karten gelegt. "Man soll es nicht glauben, aber die Leute lernen es", sagt Homberg. Gearbeitet wird unter anderem auch mit Video-Filmen. Homberg fordert Arbeitslose sowie die Mädchen und Jungen des mittlerweile geschlossenen Jugendclubs "Brücke" auf, bei der Wehr mitzumachen.

"Kommt doch her. Hier wird keiner ausgeschlossen. Wir haben eine hochmoderne Feuerwehr." Frauen sind ebenfalls gern gesehen und auch Leute, die einen Ausgleich für ihre Schreibtischtätigkeit suchen. Benötigt würden insgesamt 120 Kameraden, aktuell stehen lediglich 30 bis 35 zur Verfügung. "Es ist ein Sicherheitsrisiko für Weißenfels, dass wir so wenige Leute haben", sind sich die beiden Ausbilder einig. "Feuerwehr ist Action, das ist klar."

Wer interessiert ist, sollte dienstags ab 18.30 Uhr zur Grundausbildung auf das Gelände der Freiwilligen Feuerwehr Weißenfels in der Leopold-Kell-Straße kommen. Informationen werden telefonisch unter 03443 / 30 25 33 erteilt.