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Ein Ende für das Kleingeld  Ein Ende für das Kleingeld : Ist Kupfergeld noch zeitgemäß?

Von Angelika Andräs 11.09.2016, 08:00
Kellner und Gastronomen sind froh über genügend Kleingeld im Portemonnaie, wie hier Jens Rosenberg im Laurini.
Kellner und Gastronomen sind froh über genügend Kleingeld im Portemonnaie, wie hier Jens Rosenberg im Laurini. Hartmut Krimmer

Zeitz - Die Zahl derer, die Ein- und Zwei-Cent-Münzen lieber heute als morgen abschaffen wollen, wächst offensichtlich in Deutschland. Und immer häufiger steht die Frage im Raum, ob man nicht überhaupt dem Kleingeld ein Ende bereiten sollte. Zumindest den Kupfermünzen, denn die Rohstoffpreise sind drastisch gestiegen, die Kosten der Produktion höher als ihr Nennwert. Und gerade bei den kleinsten Münzen ließen sich die Beträge einfach auf- oder abrunden. Gänzlich auf Kleingeld verzichten wollen aber zumindest die befragten Zeitzer nicht. Eine Bestandsaufnahme.

Worin liegt der Sinn der kleinen Münzen und erfüllt der sich noch?

Wahrscheinlich ist es tatsächlich so, dass Preise, die auf 99 enden - sogenannte Schwellenpreise - eine psychologische Bedeutung für den Kunden haben. Runde Preise kommen nicht so gut an. Doch dann muss der Händler eben auch einen oder zwei Cent herausgeben. Doch zunehmend wollen Kunden die kleinen Centstücke gar nicht mehr haben. Und das sogar in Deutschland, wo landläufig tatsächlich der Spruch „wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert“ gilt und ganz normal mit den kleinen Münzen bezahlt wird.

Wie wirkt sich das im Geschäft aus?

Es ist eine Frage der Zeit: Kassiererinnen bestätigen, dass es durchaus schneller gehen würde, wenn Kunden nicht mitunter bestrebt seien, Summen mit kleinen Centstücken zusammenzusuchen. Das Nachzählen dauert länger. Und selbst das Herausgeben an der Kasse würde sich vereinfachen, wenn es zumindest immer auf fünf Cent gerundet wäre. Zunehmend heißt es von den Kunden: Stimmt so. Immer mehr Geschäfte haben deshalb kleine Spendenboxen neben der Kasse stehen. Hier können Kunden ungeliebtes Wechselgeld einwerfen, das dann einem guten Zweck zugute kommt. Nicht nur Plastikboxen finden sich da, sondern in der Zeitzer Gutenberg-Buchhandlung auch eine witzige „Schwarzgeld-Kasse“.

Sollte ganz auf Münzgeld verzichtet werden?

Stellt man diese Frage, wird deutlich, bei wie vielen Gelegenheiten man zu Geldstücken greift oder greifen muss: am Parkautomaten, an fast allen Toilettenanlagen - und da können meist überall auch Fünf-Cent-Stücke eingeworfen werden - , Eintrittsautomaten, wie zum Beispiel am Altenburger Inselzoo, Futterautomaten in Zoos, Getränke- und Süßigkeitenautomaten, Fahrscheinautomaten... Aber auch Spendenboxen von Vereinen schlucken einiges an Geldstücken und in die Kollekte in den Kirchen wandern auch immer wieder deutlich mehr Geldstücke als Scheine. Familie Riedel aus Zeitz möchte alle Geldstücke behalten. Notfalls nutze man die Boxen an den Kassen oder sammle das Geld selbst im Sparschwein und tausche es dann am Kassenschalter um. „Aber es hat einfach noch etwas von Mark und Pfennig für uns Ältere. Vielleicht gehen die Jungen dann anders heran.“

Wie wäre das mit lauter glatten Summen?

Beim Einkauf im Supermarkt würden es viele Kunden in Ordnung finden, wenn es einen Euro statt 99 Cent kosten würde. „Aber zehn solcher Preise, da sind es schon zehn Cent, das summiert sich auch“, sagte Gabriele Hermann, „und im Café würde ich mich dann schwertun mit dem Trinkgeld-Aufrunden!“ Zwar sind Kellner froh, wenn sie genügend Kleingeld-Wechselgeld im Portemonnaie haben, aber Ein- und Zwei-Cent-Stücke müssen es dann auch nicht gerade sein. Aber in der Gastronomie sind 99er Preise auch sehr selten. (mz)